Die Internet-Verwaltung ICANN hat die Forderung der Brand Registry Group (BRG), bei Bewerbungen um neue Marken-Endungen auf Registrierungsgebühren in Millionen-Höhe zu verzichten, zurückgewiesen. Ein Rabatt für .brands ist damit vorerst vom Tisch.
Im Rahmen der TLD-Einführungsrunde 2012 hat ICANN erstmals die Bewerbung von .brands zugelassen. Darunter fallen Endungen wie .aol, .ferrari, .cartier oder .microsoft, bei denen die Domain-Endung mit einer häufig berühmten Marke identisch ist. Wann eine .brand vorliegt, regelt die sogenannte »Specification 13«; kennzeichnend ist neben der Markeneintragung vor allem, dass nur der Registry-Betreiber und mit ihm verbundene Unternehmen oder Markenlizenznehmer Domains unterhalb der .brand registrieren und zudem die mit der Domain verbundenen DNS-Einträge kontrollieren. Damit ist das Risiko von Rechtsverletzungen deutlich reduziert. Die BRG, ein Lobbyverband für Marken-Endungen, hat das im Mai 2023 zum Anlass genommen, von ICANN eine Absenkung der Fixgebühr von US$ 25.000,– jährlich sowie der Transaktionsgebühr von US$ 0,25 (bei Registrierung, Verlängerung oder Transfer einer Domain mit Marken-Endung) bei mehr als 50.000 registrierten Domain-Namen zu verlangen. Crews Gore, Präsident der BRG, regte an, die Fixgebühr für eine Registry, die über einen »established track record of de minimis DNS abuse« verfügt und maximal 5.000 Domains unter Verwaltung hat, auf US$ 5.000,– jährlich zu reduzieren. Damit sollen ausserdem Bewerbungen um eine .brand attraktiver werden.
Doch bei ICANN hält man von diesem Vorschlag nichts. Am 10. Juli 2023 nahm Sally Costerton, Interims-CEO von ICANN, schriftlich Stellung und verwies darauf, dass die derzeitige Gebührenstruktur mehrfach öffentlich diskutiert wurde und seit 2011 unverändert sei. Daher könne man die Regelungen bei älteren Endungen wie .aero, .coop und .museum nicht vergleichsweise heranziehen. ICANN sei sich bewusst, dass die meisten .brands als »single registrant«-TLDs typischerweise einen geringeren DNS-Missbrauch sowie weniger verwaltete Domain-Namen verzeichnen als Endungen, die für die Registrierung durch Dritte offen sind. Die Gebührenstruktur solle eine der beiden Hauptquellen für die Finanzierung von ICANN sein. Bei der Struktur wurde bereits berücksichtigt, dass Registries mit einer geringeren Anzahl von verwalteten Domains weniger Gebühren zahlen, was sich in der Gebühr pro Transaktion für Betreiber mit über 50.000 Domains widerspiegelt. Allerdings würden die Kosten nicht nur von der Anzahl der Domains oder dem Ausmaß des DNS-Missbrauchs abhängen. Unabhängig von der Größe einer TLD müssten die Registries weitere Verpflichtungen einhalten, und ICANN müsse deren Einhaltung überwachen:
These costs are only a portion of what ICANN is responsible to provide for the community,
so Costerton. Weiter verweist sie darauf, dass das Budget für die Jahre 2023 bis 2028 verabschiedet worden sei und daher nicht berücksichtigt werden könne. Costerton schließt ihr Schreiben mit den Worten:
Given all the mentioned reasons, ICANN respectfully declines your request to reduce the yearly fixed registry fee for any dotBrand registry operator.
Ob damit das letzte Wort gesprochen ist, wissen wir erst, wenn die Endfassung des Bewerberhandbuchs (»Applicant Guide Book«) vorliegt. Da sich dutzende .brands nach Einführung wieder freiwillig aus dem Domain Name System verabschiedet haben, könnte ICANN durchaus die Notwendigkeit sehen, die Bewerbung um eine neue Marken-Endung attraktiver zu machen.