nTLDs

ICANN beendet das Tauziehen um die neue Endung .amazon und beschließt die Fortführung des Bewerbungsprüfverfahrens

Im Tauziehen um die Einführung der neuen generischen Top Level Domain .amazon hat die Internet-Verwaltung ICANN ein Machtwort gesprochen: am 15. Mai 2019 beschloss der Vorstand, das Bewerbungsprüfungsverfahren fortzusetzen.

Das Schicksal von .amazon schien eigentlich schon entschieden: »Should not proceed« – mit diesen knappen Worten beschloss das »New gTLD Program Committee« (NGPC) von ICANN am 14. Mai 2014, das Prüfungsverfahren zu beenden. Doch am 11. Juli 2017 hauchte das Independent Review Panel der Bewerbung neues Leben ein; es kam zu dem Ergebnis, dass ICANN bei seiner Prüfung nicht alleine auf eine – die Bewerbung ablehnende – Konsensempfehlung des Regierungsbeirates Government Advisory Committee (GAC) hätte verlassen dürfen; das Schiedsgericht verpflichtete ICANN deshalb dazu, die Bewerbung nochmals zu prüfen. Es folgte eine jahrelange Auseinandersetzung zwischen der Amazon Cooperation Treaty Organization (ACTO) und Amazon EU S.à.r.l. um die Frage, ob »Amazon« zu den geographischen Begriffen gehört, die nach den Regelungen im Bewerberhandbuch besonderen Schutz genießen. Doch selbst die Bemühungen von ICANN, zwischen beiden Parteien zu vermitteln, blieben erfolglos. Damit lag es wieder an ICANN, über die Zukunft von .amazon zu entscheiden.

Und diese Entscheidung ist gefallen. Am 15. Mai 2019 beschloss das »Board of Directors« bei einer Sondersitzung, das Bewerbungsverfahren fortzusetzen. Dabei greift ICANN ausdrücklich einen Vorschlag von Amazon vom 17. April 2019 auf, um die Kultur und das Erbe der Amazonas-Region zu bewahren. Dazu sollen so genannte »Public Interest Commitments« (PICs) dienen. Im öffentlichen Interesse können TLD-Bewerber dabei ihre Bewerbung ergänzen und sich freiwilligen Verpflichtungen unterwerfen, die Bestandteil des Registry-Vertrages werden und so Bindungswirkung erlangen. Amazon schlägt drei dieser Verpflichtungen vor: zunächst sollen keine Domain-Namen mit »primary and wellrecognized significance« für die Kultur und das Erbe der Amazonas-Region registriert werden dürfen, um deren kommerzielle Verwendung auszuschliessen. Ausserdem sollen sich die acht ACTO-Mitglieder jeweils bis zu neun Domains frei aussuchen dürfen, die nicht-kommerziellen Zwecken dienen, so dass ihre Präsenz unter .amazon sichergestellt ist. Schließlich will Amazon bis zu 1.500 Domains blockieren, die von den ACTO-Staaten ausgewählt werden. Eine freie Registrierung von Domains unterhalb von .amazon ist ohnehin ausgeschlossen.

Im nächsten Schritt wird ICANN nun eine öffentliche Anhörungsphase starten. Binnen 30 Tagen hat dann jedermann Gelegenheit, sich zu den Vorschlägen von Amazon zu äußern. Bis wann dann eine verbindliche Entscheidung fällt, ist noch offen; aktuell ist allerdings davon auszugehen, dass der Registry-Vertrag noch in diesem Jahr abgeschlossen wird. Lediglich eine Klage der ACTO-Staaten dürfte dies noch verhindern.

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