Die Internet-Verwaltung ICANN hat die ersten Prüfungsergebnisse aus der Phase der »Initial Evaluation« veröffentlicht: demnach dürfen sich 27 Bewerber um eine neue Domain-Endung Hoffnung auf eine rasche Einführung machen. Das Hauen und Stechen der Bewerber untereinander hat hingegen erst begonnen.
Am 30. Mai 2012 hat ICANN das Bewerbungsfenster um eine neue Domain-Endung geschlossen. Praktisch zeitgleich begann die so genannte »Initial Evaluation«. Diese Evaluationsphase besteht aus zwei zentralen Elementen: der Prüfung der Domain-Endungen (»string review«) einerseits und des Bewerbers (»applicant review«) andererseits; dieses Grobraster unterteilt sich in viele Einzelprüfungen. Die Prüfungsreihenfolge orientierte sich dabei an den Ergebnissen des Losverfahrens vom Dezember 2012. Da dort sämtlichen internationalisierten Domain-Endungen Vorrang vor allen anderen Bewerbungen eingeräumt wurde, fällt nun auch das Ergebnis erwartungsgemäß aus: unter den ersten 27 erfolgreich geprüften Bewerbungen befinden sich ausschließlich IDNs, so etwa eine Variante von .net in asiatischen Schriftzeichen. Aus deutscher Sicht noch am interessantesten ist die erfolgreiche Prüfung von .vermögensberater, um die sich die Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft (DVAG) beworben hatte: der »Initial Evaluation Report« weist keinerlei Beanstandungen aus.
Doch das war nur der Auftakt: für den weiteren Verlauf hat man bei ICANN vorgesehen, in jeder Woche 30 bis zu 100 Prüfungsergebnisse zu veröffentlichen. Dann könnten auch erste Bewerbungen auftauchen, in denen ICANN Anlass für eine intensive Nachprüfung (»Extended Evaluation«) sieht oder sie sogar vom weiteren Prüfungsverfahren ausschliesst (»Ineligible for Further Review«). Wer hingegen die »Initial Evaluation« besteht, ohne dass Beschwerden erhoben werden oder eine Verwechlsungsgefahr mit anderen Endungen bejaht wird, ist seinem Ziel schon sehr nahe: ab dem 23. April 2013 könnten die ersten Registry-Vereinbarungen geschlossen werden. Ein Registrierungsstart Mitte des Jahres 2013 wäre dann realistisch.
So mancher Bewerber sollte aber mit Querschüssen der Konkurrenz rechnen. Bereits wenige Tagen nach Öffnung führt die in Genf ansässige World Intellectual Property Organisation dutzende Beschwerden auf Grundlage einer »Legal Rights Objection«. Sie ermöglicht es Markeninhabern und internationalen Organisationen, Rechtsmittel gegen eine neue Endung zu erheben. Davon betroffen ist beispielsweise die Del Monte International GmbH, die sich in ihren Bemühungen um .delmonte nun mit der Del Monte Corporation auseinandersetzen muss. Ein heftiger Streit zeichnet sich auch um .music ab, wo DotMusic Limited gleich acht Verfahren gegen Mitbewerber angestrengt hat, gefolgt von .now, wo die Starbucks (HK) Limited fünf Mal zum Rundumschlag angesetzt hat. Eine vollständige Liste mit allen anhängigen Beschwerdeverfahren will ICANN bis Mitte April 2013 veröffentlichen.
Einen aktuellen Überblick über anhängige »Legal Rights Objection«-Verfahren finden Sie hier.
Einen Überblick über alle anhängigen Beschwerdeverfahren finden Sie bei ICANN.