nTLDs

GAC tritt auf die Euphoriebremse

Das Governmental Advisory Committee (GAC), Vertreter der Regierungen innerhalb der Internet-Verwaltung ICANN, tritt heftig auf die Euphoriebremse: anlässlich des Meetings in Peking veröffentlichte das GAC ein Kommuniqué, welches das weitere Prüfungsverfahren um Monate verzögern könnte.

In seinen Hinweisen an den ICANN-Vorstand spart das GAC nicht an klaren Worten. So steht etwa die an Pannen reiche Bewerbung des DotConnectAfrica Trust um .africa vor dem endgültigen Aus: zwar konnte man einen Schreibfehler korrigieren und von der ursprünglich beantragten Endung .dotafrica zu .africa wechseln; das GAC empfahl jedoch einstimmig, die Bewerbung zurückzuweisen. Die Gründe liegen auf der Hand: im Gegensatz zum .africa-Konkurrenten UniForum SA fehlt es DotConnectAfrica an der zwingend erforderlichen politischen Unterstützung der Afrikanischen Union. Nicht besser geht es dem aus dem Königreich Bahrain stammenden Bewerber GCCIX WLL: auch seiner Wunsch-Endung .gcc hat das GAC widersprochen; Gründe wurden bisher nicht bekannt. Ebenfalls auf der Negativliste des GAC sind .islam und .halal gelandet, da sie nach Ansicht einiger GAC-Mitglieder den sensiblen Bereich der Religion betreffen. Im Gegensatz zu .africa und .gcc erfolgt der Widerspruch bei .islam und .halal jedoch nicht einstimmig.

Bei zahlreichen weiteren Bewerbungen hat das GAC weiteren Prüfungsbedarf angemeldet und eine Ablehnung in Aussicht gestellt. Im Einzelnen handelt es sich um .shenzhen (IDN in chinesisch), .persiangulf, .guangzhou (IDN in chinesisch), .amazon (samt ihres Pendants in japanisch und chinesisch) .patagonia, .date, .spa, .yun, .thai, .zulu, .wine und .vin. Sie alle sollen nicht mehr über die Phase der Initial Evaluation hinaus geprüft werden. Noch weitaus mehr Bewerbungen betrifft jedoch ein nicht abschließender, so genannter »Safeguard Advice« des GAC, der sich auf ganze Kategorien von Bewerbungen stürzt, darunter die Bereiche Kinder, Umwelt, Gesundheit und Fitness, Finanzen, Glücksspiel, Wohltätigkeit, Ausbildung, geistiges Eigentum, qualifizierte Dienstleistungen, Rechtsformen, generisch-geographische Begriffe sowie originäre staatliche Aufgaben. Insgesamt umfassen diese Kategorien dutzende von Bewerbungen, darunter so prominente Vertreter wie .book, .music, .gmbh und .reise. Doch damit nicht genug: auch bei .fail, .gripe, .sucks und .wtf hat das GAC Bedenken angemeldet. In all diesen Fällen mahnt das GAC klare Regeln an, die einen Missbrauch ausschliessen. Wenn man diese Mahnung ernst nimmt, muss für jeden Einzelfall eine Regelung entwickelt werden – monatelanger Zeitverzug ist vorprogrammiert.

Als hätte ICANN damit nicht schon genug Arbeit, hat sich das GAC schließlich auch der problematischen Singular/Plural-Bewerbungen angenommen, wie etwa .reise und .reisen oder .hotel und .hotels. In all diesen Fällen befürchtet das GAC eine potentielle Verwechslungsgefahr für Verbraucher; ICANN soll daher neu überlegen, ob beide Fassungen länger zugelassen werden sollen oder nicht. Dass zu guter Letzt »closed generics« ohnehin nur zugelassen werden sollen, wenn ein öffentliches Interesse nachgewiesen ist und besondere Schutzmechanismen für »intergovernmental organisations« gefordert werden, fällt da kaum mehr ins Gewicht. Einzig Bewerber um eine Marken-TLD dürfen aufatmen: in diesem Bereich sieht das GAC kaum einen Handlungsbedarf.

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