Wer sich um eine neue generische Top Level Domain bewerben will, muss künftig tiefer in die Tasche greifen: wie die Internet-Verwaltung ICANN andeutet, wird die Bewerbungsgebühr voraussichtlich deutlich ansteigen, wenn auch nicht so stark wie bisher befürchtet.
Spätestens seit dem 12. Juni 2022 steht fest, dass es eine weitere Einführungsrunde für neue Domain-Endungen geben wird. Dabei hat ICANN wiederholt verkündet, dass sich das Bewerbungsfenster spätestens im 2. Quartal 2026 öffnen soll; näheres wird das Bewerberhandbuch (Applicant Guidebook, kurz AGB) regeln, das bis Mai 2025 vorliegen soll. Sehr viel mehr an Fakten zum nTLD-Programm ließ sich ICANN bisher nicht entlocken. Das gilt auch für die Höhe der voraussichtlichen Bewerbungsgebühr. Im Bewerberhandbuch aus der letzten Einführungsrunde im Jahr 2012 heißt es in Ziffer 1.5.1:
The gTLD evaluation fee is required from all applicants. This fee is in the amount of USD 185,000.
Aus Sicht von ICANN geht es dabei lediglich um eine Deckung der anfallenden Kosten, die ICANN für die nächste Runde mit US$ 70 Mio. schätzt; Gewinn will ICANN damit nicht erzielen. Dass dieser Betrag von US$ 185.000,– angesichts der allgemeinen Kostensteigerungen und der – angetrieben von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen – hohen Inflationsrate steigen wird, hat sich früh abgezeichnet. Doch um wie viel genau die Bewerbungsgebühr steigt, war bisher unklar.
Dieser Nebel scheint sich weiter zu lichten. Anlässlich des ICANN-Meetings im Juni 2024 in Ruanda wurde öffentlich, dass sich die Bewerbungsgebühr voraussichtlich zwischen US$ 208.000,– und US$ 293.000,– bewegen wird; beim derzeitigen Umrechnungskurs wären das also zwischen EUR 188.000,– bis zu EUR 265.000,–. Aus einem aktuellen Entwurf geht nun hervor, dass die Gebühr voraussichtlich bei US$ 220.000,– liegen soll, umgerechnet etwa EUR 198.000,–. Die genaue Höhe der Gebühr hängt wesentlich davon ab, mit wie vielen Bewerbungen ICANN letztlich rechnet; gingen im Jahr 2012 insgesamt 1.930 Bewerbungen ein, schätzt ICANN das Interesse nun mit voraussichtlich 1.500 (statt wie zuvor angenommenen mit 2.000) Bewerbungen. Bei den US$ 220.000,– handelt es sich um die reine Bewerbungsgebühr, es können und werden also zusätzliche Gebühren anfallen. Wie in einem Baukastensystem können nach Einschätzung von ICANN bis zu zehn weitere Gebühren anfallen; erwähnt werden zusätzliche Kosten für »Community Priority Evaluation (CPE)«, »Geographic name review«, »Brand exemptions (Spec 13)«, »Code of Conduct exemption«, »Reserved names eligibility«, »Background screening (if required after change request)« und »Joint venture review«, deren Höhe aber noch völlig offen ist. Das gilt auch für die derzeit diskutierte »Occupancy fee for lingering applications«; offenbar will ICANN damit sowohl Spekulanten abhalten als auch die ernsthaften Bewerber zu einem zügigen Bewerbungsverfahren anhalten.
Endgültig verbindliche Gebühren sind erst der Endfassung des AGB zu entnehmen. Die jetzt genannte Zahl von US$ 220.000,– dürfte dem Endpreis aber schon sehr nahe kommen, schließlich hieß es im Juni 2024:
ICANN org expects to confirm the gTLD evaluation fee at the latest by September 2024 for inclusion in the AGB.