nTLDs

60 neue Endungen aus dem Mittleren Osten?

DotBrand Solutions MENA, ein Joint Venture zwischen der in London ansässigen Registry CentralNic und einem Konsortium von Geschäftsleuten aus dem Mittleren Osten, hat bekanntgegeben, mit etwa 60 Unternehmen in Gesprächen über die Einführung einer eigenen Domain-Endung zu stehen. Die tatsächliche Zahl aller weltweiten Interessenten bleibt hingegen pure Spekulation.

Wer bewirbt sich um welche neue eigene Domain-Endung? Verbindliche Antworten auf diese Frage sind frühestens für April 2012 zu erwarten, wenn das Zeitfenster für die erste Bewerbungsrunde schliesst und die Internet-Verwaltung ICANN die Namen aller Interessenten bekannt gibt. Doch vereinzelt wagen sich vor allem Registry-Berater aus der Deckung und berichten über ihre Einblicke. So gab DotBrand Solutions MENA vergangene Woche bekannt, aktuell in Verhandlungen mit etwa 60 Unternehmen aus Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten über eine eigene Top Level Domain zu stehen. „Seit dem Start des Unternehmens haben wir viel Interesse von Unternehmen, einigen Regierungen und auch von prominenten Familien erfahren, die ihren Namen schützen und ihr Erbe bewahren wollen“, so MENA-Mitglied Nabil Alyousuf. Nach seinen Angaben fehle es den Leuten oft an Bewusstsein für das Thema nTLDs, da es die Medien bisher nicht aufgegriffen hätten; gehe man aber aktiv auf sie zu, zeigten sie rasch reges Interesse. Insbesondere der Markt der internationalisierten Top Level Domains, also der Domain-Endung beispielsweise in arabischer oder kyrillischer Schrift, gilt für diesen Markt als interessant, ohne jedoch dass die Zahl der echten Bewerber bekannt ist.

Erschwert wird die Einschätzung der Zahl der Bewerber dadurch, dass viele Initiativen zwar zunächst ihre Pläne öffentlich ankündigten, zwischenzeitlich aber kaum noch aktiv sind. Dies gilt beispielsweise für .bud, .car, .indigi oder .peace, deren Webseiten seit einiger Zeit verwaist sind. Als bestätigt gelten aktuell dagegen Bewerbungen um folgende Domain-Endungen: .africa, .afrique, .aigo, .almaghrib, .alordon, .alsaudiah, .app, .artist, .bank, .bay, .bayern, .bcn, .berlin, .bharat, .bike, .board, .bog, .boston, .bourgogne, .bzh, .california, .canon, .chicago, .china, .cymru, .dallas, .deloitte, .dental, .eco, .ego, .egypt, .emarat, .eus, .fantasytlds, .florida, .food, .free, .game, .games, .gay, .gent, .gmbh, .green, .hamburg, .hongkong, .hiv, .hotel, .innovate, .iran, .jewelers, .kids, .korea, .lac, .lankailangai, .love, .masr, .miami, .motorola, .mumbai, .music, .news, .oman, .palestine, .post, .qatar, .que, .reise, .restaurant, .sco, .scot, .seattle, .secure, .seoul, .syd, .syria, .taiwan, .taxi, .thailand, .tree, .tunisia, .usa, .vegas, .versicherung und .via. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt die Liste nicht. Ob sie letztlich aber genügend Zeit und Geld für eine Bewerbung aufbringen, vermag niemand vorherzusagen. Branchen-Experten wie der Rechtsanwalt David Taylor gehen ohnehin davon aus, dass letztlich über 50 Prozent aller Anmeldungen von den Markeninhabern stammen – also jener Gruppe, die sich öffentlich bisher am schweigsamsten gibt.

ICANN-CEO Rod Beckstrom wird unterdessen nicht müde, auf die Chancen, aber auch die Risiken des nTLD-Programms hinzuweisen. Anlässlich der Technologie-Konferenz Gitex in Dubai betonte er die historische Komponente, die es erstmals in der Geschichte des Domain Name Systems erlaube, nicht nur Firmen- und Städtenamen oder Marken, sondern jeden beliebigen Begriff in unzähligen Sprachen als Domain-Endung anzumelden. Wie innovativ und zahlreich sich die Bewerber dabei letztlich zeigen, vermochte dagegen auch Beckstrom nicht zu beantworten.

Listen mit Links zu bekannten Bewerbern finden Sie unter newdomains.org und dot-next.com.

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