Interview

Domain-Recht.de im Gespräch mit der Initiative dotHIV

Im Zuge der Einführung neuer Domain-Endungen findet sich auch die gemeinnützige Initiative dotHIV, die sich Anfang kommenden Jahres um die Top Level Domain .HIV bei ICANN bewerben will. Um die Finanzierung sicher zu stellen, hat die Initiative dotHIV gerade ergänzend den Weg des Crowdfunding eingeschlagen. Unter indiegogo.com können Interessierte die Initiative dotHIV.org unterstützen.

Anlässlich der newdomains.org-Konferenz Ende September sprachen wir mit Carolin Silbernagl und Tobias Mölder, beides Gründungsmitglieder der Initiative dotHIV.org.

domain-recht.de: Wie kamen Sie auf die Idee, die Initiative für eine Top Level Domain .HIV in die Welt zu rufen?

.HIV: Dies ergab sich spontan bei der Vorbereitung einer Awarenessaktion für die Michael Stich Stiftung, die sich für HIV-infizierte, -betroffene und an AIDS erkrankte Kinder einsetzt. Das Kreativ-Team der beauftragten Agentur kempertrautmann in Hamburg wurde sich bewusst, dass junge Menschen über Plakate nicht mehr so gut erreichbar sind. Ohne sich der einmaligen Gelegenheit des nTLD-Programms bewusst zu sein, kam man auf die Idee, eine eigens zum Thema HIV eingerichtete Domain-Endung zu initiieren. Dass die ICANN gerade jetzt das Bewerbungsfenster öffnet, war dann glückliche Fügung.

domain-recht.de: Wie ist die Initiative dotHIV strukturiert?

.HIV: dotHIV ist ein gemeinnütziger Verein, der derzeit um eine begleitende GmbH erweitert wird, die die wirtschaftlichen Belange steuert. Unterstützt wird die Initiative von der gemeinnützigen Gut.Org AG.

domain-recht.de: Welches sind die Ziele von dotHIV?

.HIV: DotHIV will Gelder für den Kampf gegen HIV sammeln und verteilen. Bei den Geldern handelt es sich um private Mittel, im ersten Schritt vor allem aus Deutschland und den USA. Damit öffnet die Initiative neue, bisher nicht genutzte Quellen für den Kampf gegen HIV. Auch die Verteilung soll andere als bisher erreichen: Wir wollen kleine Initiativen in anderen Weltbereichen, wie Afrika und Asien unterstützen. Zugleich wollen wir auf diesem Wege die jüngeren Generationen informieren, unter denen das Thema nicht mehr in angemessener Form präsent ist. Auch hoffen wir so die Stigmatisierung von Betroffenen abzubauen.

domain-recht.de: Sie kooperieren mit betterplace.org ?

.HIV: Tobias Mölder hat dort zwei Jahre gearbeitet und dabei die Arbeitsweise von betterplace.org kennen gelernt. Als größte deutsche Onlinespendenplattform ist betterplace.org aus unserer Sicht der bestmögliche Partner für die Mittelvergabe von dotHIV.

domain-recht.de: Auf Ihrer Internetpräsenz erklären Sie Ihre Idee: Internetnutzer sollen stark frequentierte Anbieter wie Google oder Facebook nicht über deren eigentliche Internet-Domains ansprechen, sondern über eine entsprechende Domain unter .hiv. Wer ist Ihre eigentliche Zielgruppe, der Nutzer oder der Anbieter von Inhalten?

.HIV: Es gibt zahlreiche Unternehmen, die bereits aktiv sind im Kampf gegen HIV, zum Beispiel BMW. Diese Unternehmen erreichen jedoch die einzelnen Enduser nicht. Darüber hinaus sind Social Media Unternehmungen, öffentliche Stellen und NGOs für uns von Interesse. Sinn und Zweck ist es, bei dem jeweiligen Kooperationspartner Traffic über die .hiv-Domain zu erzeugen. Für jeden Klick wird dann aus den gesammelten Registrierungsgebühren eine kleiner Betrag zur Spende an HIV-Projekte. Alle Beteiligten gewinnen daran: Der Nutzer des jeweiligen Angebots betritt das Angebot in dem Bewusstsein, dass der Anbieter für die Nutzung den Kampf gegen HIV und AIDS unterstützt. Der Anbieter fördert so dotHIV und stellt sich nach außen sozialaktiv dar. Und dotHIV erhält die Mittel, um kleine HIV-Initiativen zu unterstützten.

domain-recht.de: Wie erreichen Sie die eine und wie die andere Seite?

.HIV: Die Enduser werden beim Start durch eine öffentlichkeitswirksame Kampagne von dotHIV erreicht, die kempertrautmann pro bono für die Initiative erstellt. Ansonsten wird der Kontakt via Socialmedia hergestellt. Unsere facebook-Seite ist schon jetzt gut besucht. Im übrigen sind wir zur Zeit mit Gruppen und Organisationen, die sich den Kampf mit HIV verschrieben haben und mit Unternehmen im Gespräch. Für uns wichtig ist, das unsere Initiative dotHIV positiv etabliert wird.

domain-recht.de: Anfang kommenden Jahres beginnt die Bewerbungsphase um neue Domain-Endungen. Wie weit sind Sie mit Ihren Vorbereitungen?

.HIV: Wir konnten die Dotzon GmbH als Berater gewinnen. Das sind die Fachleute hier in Deutschland, die schon reichlich Erfahrung durch dotBerlin und andere Initiativen erworben haben. Unser technischer Partner steht ebenfalls bereits fest. Allerdings ist dotHIV noch nicht voll finanziert. Hier stehen wir in Verbindung mit Privatinvestoren, anderen HIV-Initiativen und sind auf der Suche nach Geldgebern, auch gerne als Anteilseigner.

domain-recht.de: Über die Endung .HIV werden Gelder generiert, über deren Vergabe ein Gremium befindet. Wie werden die Gelder verteilt und wie setzt sich das Gremium zusammen?

.HIV: Dafür nutzen wir die Technik der Plattform betterplace.org. Auf einer eigenen Internetseite können sich HIV-Projekte präsentieren. In deren Händen liegt es auch, Freunde und Bekannte und sonstige Nutzer zu aktivieren, um für sie zu stimmen. Die Nutzer bestimmen in einem Votingverfahren mit ihrer Stimme, welche Projekte unterstützt werden. Die besten Projekte, also die mit den höchsten Stimmenzahlen, erhalten finanzielle Mittel. Für die auszuzahlenden Beträge wird es eine Obergrenze im fünfstelligen Bereich geben. Die im Voting erfolgreichen Projekte werden von einem Expertengremium überprüft. Es findet ein Hintergrundcheck statt, damit man sicher gehen kann, dass es ernsthafte HIV-Projekte sind und alles Rechtens ist.

Das Gremium selbst wird von dotHIV zusammengestellt und mit etwa 15 Leuten aus internationalen HIV-Initiativen besetzt sein. Die Vertreter sollen die vielfältigen Gesichter der Krankheit wiederspiegeln ? Forschung und Behandlung, Entwicklungszusammenarbeit, Betroffenenverbände, Soziale Arbeit. Die Mitglieder des Gremiums werden in einem Rotationsverfahren regelmäßig ausgetauscht werden.

domain-recht.de: Wie erfolgt konkret die Umsetzung, wie kommen Nutzer auf die Domains unter dotHIV?

.HIV: Der direkteste Weg ist die bewusste Eingabe der .hiv-Domainadresse. Wir können uns auch vorstellen, dass Nutzer über ein Browseraddon oder über Apps automatisch über .hiv-Domains zu den Anbietern gelangen, auf deren Internetseiten sie wollen.

DotHIV wird ein offener Namensraum, jeder darf .HIV-Domains registrieren. Allerdings werden die Registrierungsgebühren hochpreisig sein. Aber allein aufgrund des offenen Namensraums werden eine gewisse Anzahl von Domains registriert werden. Unsere Klientel sehen wir bei Unternehmen, die sich im Feld HIV engagieren, bei solchen, die ihr Online- und Social-Media-Marketing mit emotionaler Bindung stärken wollen. Bei Städte und Gemeinden, bei medizinischen Dienstleistern, Bloggern und beispielsweise Apotheken mit HIV-Schwerpunkt. Zudem planen wir die Versteigerung von besonderen Domains.

domain-recht.de: Wir danken für das Gespräch und wünschen viel Erfolg.

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