Bisher unterscheidet das Domain-System so genannte generische Top Level Domains (gTLDs) und die country code Domain-Endungen (ccTLDs). Mit der Einführung von sieben neuen Endungen im Jahr 2000 entstand auch eine neue Bezeichnung für einige der neuen Endungen: sponsored Top Level Domains, zu denen zum Beispiel .museum und .aero zählen, und künftig .mobi als auch .travel. Doch nicht erst mit der Einführung von .eu kommt eine neue Kategorie von Domain-Endungen hinzu: Nicht länderspezifische, sondern kulturell-regionale Top Level Domains. Man könnte sie geoTLDs nennen.
Die ersten auf diesem Feld waren .cat und .asia, wobei erstere für die katalanische Volksgruppe gedacht ist, und die zweite für den asiatischen Raum. Zu Beginn diesen Jahres kam .eu hinzu, und es werden weitere folgen. Einige Städte stehen bereits an: .berlin und .nyc (New York City). Weitere Bewerber sind gewachsene, regionale und kulturelle Gemeinschaften: .bzh (Bretagne), .cym (Wales), .lac (Latein-Amerika), .sco (Schottland) und .gal (Galizien). Die Abkürzung geoTLD ist nicht offiziell, doch kursiert sie bereits unter den Insidern. Werner Staub veröffentlichte am 04.09.2006 einen Eintrag bei circleid.com, und im ICANN-Wiki erläutern er und Dirk Krischenowski, der hinter der .berlin-Initiative steht, den Begriff.
Ob sich „geoTLD“ als Begriff durchsetzen wird, steht freilich nicht fest. Denn die Unterschiede der darunter gefassten Charakteristika sind groß: Sprache, Ort, Kultur, mal begrenzt mal ohne Grenzen. Dass sich geoTLDs als TLDs etablieren werden, ist wohl unabwendbar – ob sie alle erfolgreich werden, steht auf einem anderen Blatt. ICANN scheint sich darauf auszurichten, möglichst viele Domain-Endungen einführen zu wollen, damit eine Diversifizierung entsteht. Einziger Vorteil wäre, dass mehr Domains zu registrieren zur Verfügung stünden. Doch wird darüber sicher auch das Grabbing forciert, und Unternehmen und Markeninhaber müssen ihre Domain-Portfolios weiter aufstocken. Und ob man unter neuen Endungen besser an spezifische Angebote gelangt, die für einen von Interesse sind, darf man sicher auch bezweifeln. In einem Internet, das zu hohem Prozentsatz aus Domain-Parking und -Spekulation besteht, ist es mit dem Finden von Informationen nicht weit her.
Was bei den Anmeldungen fehlt, sind die anderen Top Level Domains, wie etwa .bank, .giro, .barcode, wie sie Werner Staub, von Core auf der Domainpulse im Februar in Berlin vorgeschlagen hat. Sie weisen einen bestimmten Weg: wenig verkaufte Domains sorgen für höhere Sicherheit. Zugleich werden solche Domains stark von Kunden der Anbieter unter der Domain frequentiert werden. Bisher ist von solchen Top Level Domains aber nicht die Rede. Und bereits eingeführte Endungen wie .aero haben nicht die notwendigen Angebote; das Potential für hohe Endkundennutzung ist vorhanden.