Christopher Hofman (europeandomaincentre.com) stellte 15 Brancheninsidern die Frage, wie sie die Zukunft der neuen Endungen sehen. Die Antworten fallen weitestgehend konsistent aus: .com wird über zig Jahre die stärkste Top Level Domain bleiben, einige neue werden sich mausern und .brands werden den nTLDs zum Durchbruch verhelfen.
Die einfache Frage nach der Zukunft der neuen Endungen, kaum nachdem diese zwei Millionen Registrierungen aufweisen und der noch weit überwiegende Teil (ca. 1.200) noch gar nicht registrierbar ist, entbehrt nicht einer gewissen Torheit. Es können nur Spekulation dabei herauskommen. Doch bieten die Antworten der CEOs, Berater und anderer Domain-Fachleute ein überwiegend einheitliches Bild.
Nicht nur Michele Neylon (CEO Blacknight Solutions) verspricht sich ein langsames Wachstum bei den neuen Endungen und geht davon aus, dass mit den Städte-TLDs die neuen Endungen in der Breite bekannt werden. Frank Schilling (Domainer und Geschäftsführer von Uniregistry) geht davon aus, dass die kürzeren Domains (acura.cars statt acuracars.com) einprägsamer und intuitiver werden. Die mögliche Auswahl von Domain-Namen vergrößert sich rapide. Innovation und Investment gehen zugunsten der Internetbranche mit Einführung der neuen Endungen einher, zum Wohle auch der Nutzer, die schneller, einfacher und erfreulicher an ihre Domains kommen und bequemere Dienste sehen werden. Rick Schwartz (Domain-King und T.R.A.F.F.I.C.-CEO) sieht die Sache deutlich skeptischer als andere. Er geht von wenigen Gewinnern unter den neuen Endungen aus: .com wird weiter die maßgebende Endung sein, weil sie zu 95 Prozent aus Geschäften und nur fünf Prozent Domain-Investoren gewachsen ist, während es sich bei den neuen Endungen genau anders herum verhält: rechnet man die Fake-Registrierungen von .xyz und die von den Registries selbst registrierten Domains heraus, befinden sich 95 Prozent der neuen Domains in Händen von Domain-Investoren und fünf Prozent gehören wirklichen Endnutzern. Für ihn sind die von ihm gekauften Domains unter nTLDs noch keine Investition, sondern vielmehr ein Spiel.
Für Adrian Kundaris (ARI registry Services, CEO) ist die kritische Masse von Registrierungen unter nTLDs noch lange nicht erreicht. Die .brands werden zukünftig den Markt der neuen Endungen beherrschen. Es nimmt Zeit, ehe die Nutzer die historischen Endungen hinter sich lassen und die Vorteile der nTLDs umarmen. Nach Ansicht von Joe Alagna (101domain.com) werden die neuen Endungen den Markt nicht umkrempeln und nur Teil des Online-Ökosystems. Die meisten Registries werden bereits mit 10.000 bis 20.000 Domains erfolgreich operieren. Er rechnet jedoch damit, dass in einigen Jahren aufgrund eines Konsolidierungsprozesses nur mehr wenige Registries die zahlreichen Domain-Endungen verwalten werden. Alexander Siffrin (Key-Systems GmbH, Geschäftsführer) rechnet wie die meisten mit einem gewissen Zeitraum, in dem die Nutzer die neuen Endungen langsam begreifen und dann nutzen. Einige weniger sinnvolle nTLDs werden verschwinden. Vor allem werden sich .brand-Endungen stark positionieren. Ken Hansen (.co.com LLC, CEO) baut auf Städtenamen und die meistumworbenen Endungen wie etwa .web, .blog, news usw., mit deren Erscheinen die Registrierungen deutlich ansteigen werden. Joseph Peterson (Markenberater und Domain-Investor) sieht die nTLDs sehr skeptisch. Er empfiehlt, die Registrierungszahlen außen vor zu lassen, denn sie stärken nur den Skeptizismus der Endnutzer gegenüber nTLDs. Die neuen Endungen sorgen für eine Fragmentierung des Domain-Raumes: die nTLDs werden nie mit .com konkurrieren, sondern immer nur untereinander. Sie werden auch nie eigenständig bestehen, denn die entsprechende .com-Domain muss – zumindest von Start-Ups – immer mitregistriert werden, so dass die neuen Endungen letztlich immer nur ein Steuer für „online commerce“ darstellen.
Rubens Kohl (nic.br) spricht sich sehr für .brands aus, welche die Bekanntheit der neuen Endungen forcieren und letztlich Internetnutzern den .com-Automatismus austreiben werden. Ebenfalls starken Einfluss wird der wachsende Markt der mobilen Endgeräte mit Touchfunktion haben: Nutzer wollen darauf lieber weniger tippen und werden deshalb kürzere Domains bevorzugen, wie sie nTLDs bereitstellen. Konstantinos Zournas (onlinedomain.com) meint, man solle die nTLD erst in vier bis fünf Jahren evaluieren und .com wird auf viele Jahre hin die stärkste Domain bleiben. Dirk Krischenowski (dotBerlin, Geschäftsführer) vertraut auf die Städte- und .brand-Domains, die die neuen Endungen der Allgemeinheit bekannt machen werden und meint, wir stehen am Start eines langen Prozesses. Abschließend erklärt sodann Andy Churly (Famous Four Media) die .brand-Endungen als den Schlüssel für den nTLD-Erfolg.
Wirklich Neues bieten diese Antworten auf die kleine Frage nicht. Aber man erkennt die großen Handlungsstränge: .com bleibt uns erhalten, und die Städte- und .brand-Domains werden Wegbereiter der neuen Endungen. Fragen wir also einfach in vier bis fünf Jahren nochmal nach.
Schade, dass es zu wenig deutsche Endungen gibt