Acceptance

Technische Hürden für nTLDs

Exakt 272 neue globale Top Level Domains sind inzwischen delegiert und in die Root Zone eingetragen, doch die Technik hakt: der TLD-Berater Stéphane Van Gelder moniert, dass viele Netzwerke die neuen Domain-Endungen noch gar nicht unterstützen.

Bis zum Jahr 2000 war die Welt der Domain-Namen überschaubar: .com, .net und .org sowie einige Länderendungen wie .de dominierten den Markt und konnten in den meisten Softwareanwendungen wie Browser und eMail-Programm problemlos verarbeitet werden. Erst die Einführung der sieben neuen Endungen wie .aero, .info und .museum im Jahr 2000 machte Top Level Domains mit einer Länge von mehr als drei Zeichen salonfähig. Wie Ram Mohan, CTO von Afilias, Anfang des Jahres einräumte, hatte man bei .info in den ersten fünf Jahren »usability issues«, also damit zu kämpfen, dass .info-Domains in Netzwerken als valide erkannt werden und beispielsweise in eMail-Programmen nutzbar sind. Erneut verschärft wurde das Problem mit der Einführung internationalisierter Domain-Namen (IDNs): so konnte der damals marktbeherrschende Internet Explorer im Jahre 2004 .de-Domains mit Umlauten nur mit Hilfe eines – wenn auch kostenlosen Plug-Ins – aufrufen. Wer das Plug-In nicht hatte oder kannte, war von der Nutzung von IDNs ausgeschlossen. Die aktuelle Einführungsrunde hebt dieses Problem nun auf ein völlig neues Niveau, da Endungen wie .vermögensberatung nicht nur 17 Zeichen lang sind, sondern auch über den klassischen ASCII-Zeichensatz hinaus Sonderzeichen beinhalten.

Vor diesem Hintergrund fordert Van Gelder plakativ die »Universal Acceptance of All TLDs Now!«. Dabei legt er seinen Fokus vor allem auf IDNs; nur wenn es gelingt, diese Endungen zu etablieren, könne die »digitale Kluft« geschlossen werden. Auswertungen aus China würden zeigen, dass etwa 50 Prozent der dort verwendeten Browser mit chinesischen IDNs nicht kompatibel sind; damit sind die Domains nicht erreichbar und damit für den Inhaber wertlos. Er berichtet jedoch auch von Problemen mit Domains unter neuer Endung wie etwa im Fall von example.guru, die von vielen Browsern nicht richtig verarbeitet wird; welche Browser Van Gelder meint, lässt er aber offen. Auch bei Browsern und Mail-Programmen mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets will Van Gelder ähnliche Erfahrungen gemacht haben, da deren technische Möglichkeiten meist beschränkt seien.

Die Lösung liegt für Van Gelder in der Koordination der verschiedenen technischen Organisationen. Die Internet Engineering Task Force (IETF) sei wie ICANN stark darin, eine Vielzahl von Problemen anzugehen; hier müsse jedoch eine Einzellösung gefunden werden. Wie auch immer: die Zeit drängt. Die beste neue Top Level Domain hilft nichts, wenn die aktive Nutzung durch jedermann ausgeschlossen ist und ein Webangebot somit verborgen bleibt.

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