Die Internet-Verwaltung ICANN hat die Antragsphase für das Applicant Support Program (ASP) verlängert: Potentielle Bewerber um eine neue generische Top Level Domain haben nun Zeit bis 19. Dezember 2025, um finanzielle Unterstützung zu beantragen.
Voraussichtlich im April 2026 öffnet sich zum zweiten Mal nach 2012 und nur für wenige Wochen das Zeitfenster, um Bewerbungen für eine neue Domain-Endung bei ICANN einzureichen. Die Einzelheiten des Verfahrens regelt das Bewerberhandbuch (Applicant Guidebook, kurz AGB), dessen verbindliche Fassung wird Ende Oktober erwartet, im Dezember 2025 sollte sie allerspätestens vorliegen. Zu diesen Einzelheiten gehört die Bewerbungsgebühr, die sich voraussichtlich auf US$ 227.000,– (umgerechnet ca. EUR 195.000,–) belaufen wird; die insgesamt anfallenden Kosten übersteigen diesen Betrag jedoch deutlich. Viele Interessenten drohen daher, an den Kosten des Bewerbungsverfahrens zu scheitern. Hier setzt das ASP von ICANN an, in dem es bestimmten besonders qualifizierten und berechtigten Bewerbungsgruppen »financial and non-financial support« zur Verfügung stellt. Insgesamt will ICANN das gTLD-Programm somit zugänglicher machen und den Kreis potentieller Bewerber weit fassen. Zu den finanziellen Vorteilen zählen »75-85% reduction in applicable gTLD evaluation fees«, ein »Bid credit (pending outcome of contention resolution)« und »Reduced base registry agreement fees«. Als weitere wirtschaftliche Vorteile nicht-finanzieller Art stehen »Training materials (e.g. applying for a gTLD, becoming a registry operator)«, ein »capacity development program«, Zugang zu einem Bewerbungsberater und eine Adressliste mit freiwilligen professionellen TLD-Dienstleistern zur Verfügung.
Das ASP-Verfahren läuft dabei getrennt vom Bewerbungsverfahren um eine neue Domain-Endung ab, so dass Interessenten im Vorfeld wissen, ob sich wirtschaftlich die Einreichung einer Bewerbung rechnet. Bisher war vorgesehen, dass man bis spätestens 19. November 2025 einen Antrag stellen muss, um am ASP teilzunehmen. Diese Frist hat ICANN aber nun um einen Monat verlängert; Anträge können also bis zum 19. Dezember 2025 eingereicht werden. Die Verlängerung soll den Kandidaten
more time to complete their application and to utilize available resources
geben. Trotz der Verlängerung empfiehlt ICANN dringend, ASP-Anträge schon vor dem 19. November 2025 einzureichen. So erhöht sich die Chance auf einen der 45 verfügbaren Förderplätze. Wenn ein Antragsteller bis zum 19. November 2025 keine Organisationsinformationen in das ICANN-System eingibt, kann er seinen Antrag nicht weiterverfolgen. Hat man seinen Antrag rechtzeitig und ordnungsgemäß im ASP eingereicht, soll die Prüfung binnen 12 bis 16 Wochen abgeschlossen sein.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das Interesse am ASP bisher hinter den Erwartungen zurück bleibt. Per 10. Oktober 2025 lag die Zahl der eingereichten ASP-Anträge bei sechs, auch wenn die Zahl der eingeleiteten ASP-Verfahren mit 42 deutlich darüber lag. Abgeschlossen wurde bisher kein einziges ASP-Verfahren, auch wenn zumindest ein Kandidat den Status »conditionally approved« erreicht hat, zwei sind sogar als »fully approved« eingetragen. Die größte Nachfrage kommt aus Nordamerika, danach folgen Asien/Australien/Pazifik und Afrika; aus Europa haben bisher lediglich vier Kandidaten das Verfahren eingeleitet. Namen nennt ICANN bisher nicht, die Kategorie »Gemeinnützige Organisationen, Wohltätigkeitsorganisationen oder Ähnliches« deutet aber darauf hin, welche Organisationen sich den größten Erfolg versprechen. Interesse von zwischenstaatlichen Organisationen, Organisationen indigener-/Stammesvölker und Kleinst- oder Kleinunternehmen aus einer weniger entwickelten Volkswirtschaft gibt es bisher nicht.