Tief in die Kiste der ccTLDs greifen wir diesmal in unseren Kurzmeldungen. So will Tokelau in der Türkei reüssieren, während die USA aus Vietnams Endung Kapital schlagen wollen. In Kirgistan drohen schließlich drastische Einschnitte in die Domain-Verwaltung.
DotTK, Verwalter des Länderkürzels der südpazifischen Tokelau-Inseln, will die Türkei erobern. Obwohl die Türkei offiziell unter .tr im Internet auftritt, möchte DotTK vom nach eigener Einschätzung langsamen und bürokratischen Registrierungsprozess unter .tr profitieren, und türkische Privatpersonen und Unternehmen von einem Wechsel zur unkomplizierten Anmeldung unter .tk überzeugen. Laut Joost Zuurbier von DotTK fehlt den Türken die Online-Identität; so gebe es in der Türkei etwa 26,5 Millionen Internetnutzer, von denen 850.000 eine Domain halten, wobei nur etwa 50.000 auf .tr enden. Bereits jetzt weist .tk aber schon 20.000 Nutzer aus der Türkei auf, und diese Zahl will man bis Jahresende auf bis zu 450.000 steigern. Dazu beitragen sollen Promo-Aktionen, die unter anderem in der Zeit vom 5. bis zum 11. April jedermann mit einer Universitäts-IP eine kostenlose .tk-Domain ermöglichen. Ob die Inhaber allerdings dauerhaft etwas von ihrer Domain haben, ist fraglich: Tokelau droht aufgrund der Klimaerwärmung in wenigen Jahrzehnten unterzugehen.
Dot VN Inc., in den USA ansässiger Vermarkter der vietnamesischen Landesendung .vn, hat eine besondere Sunrise Period gestartet. In Kürze stehen insgesamt 24 „Industry Domains“ wie .banks.vn, .email.vn, .stocks.vn oder .travel.vn zur Verfügung. Letztlich handelt es sich um Third Level Domains, die zusätzlich zur klassischen Registrierung als Second Level Domain direkt unterhalb von .vn angeboten werden. Die Sunrise Period für Kennzeichenrechteinhaber dauert bis 31. Mai 2009, ab 1. Juni 2009 stehen diese Subdomains jedermann offen. Mit US$ 100,- pro Domain und Jahr sind die Industry-Adressen jedoch nicht ganz billig; eine unbedingte Notwendigkeit der Registrierung scheint ohnehin nicht erkennbar.
Die kirgisische Landesendung .kg steht vor tiefgreifenden Veränderungen: nach Presseberichten will das staatliche Patentamt die Verwaltung der Top Level Domain, die bisher in den Händen von dem privaten Unternehmen AsiaInfo Telecommunication Enterprise lag, übernehmen. Ulan Melisbek, Leiter des Patentamts in Kirgistan, habe sich dafür ausgesprochen, dass es im nationalen Interesse liege, wenn .kg staatlicher Kontrolle untersteht. Doch die Ankündigung stiess auf ein zweigeteiltes Echo. Während sich einige Kirgisen davon mehr Attraktivität und Wettbewerb sowie günstigere Preise für .kg-Domains erhoffen, fürchten andere, dass damit die Korruption Einzug halten wird. Für Aleksey Bebinov vom IT-Projekt „Civil Initiative on Internet Policy“ droht darüber hinaus staatliche Zensur, zumal es der Behörde an qualifiziertem Personal mangelt, um die Root Server für .kg zu betreiben. Die verbindliche Entscheidung wird ICANN zu treffen haben; schon jetzt sollten Kennzeichenrechteinhaber die Entwicklungen bei .kg aber sorgfältig verfolgen.