Domain-Trend

Der Aufstieg der ccTLDs

Früher, ja früher. Da war alles viel einfacher: man hat sich seine .de- oder .com-Domain registriert, und fertig. Nur die ganz Mutigen haben es unter .net oder gar unter .org probiert. Und jetzt? Während ICANN wieder mal über die Einführung einzelner neuer generischer Endungen wie .health oder .shop debattiert, tauchen Länder wie Schweden (.se), China (.cn), die USA (.us) und demnächst auch Spanien (.es) auf, um die Vergabebedingungen für ihre Länderkürzel (ccTLDs) zu liberalisieren. In vielen Fällen werden nicht nur die Hürden für Inländer gesenkt; erstmals wird auch für „Ausländer“ die problemlose Registrierung überhaupt erst möglich.

Doch damit stellen sich auch neue Herausforderungen: je mehr Länder die freie Registrierung ihrer Domains ermöglichen, desto selbstverständlicher wird ein inländischer User ein Unternehmen nicht unter .com, sondern hinter der jeweiligen Länderendung vermuten. So ist es etwa für Österreicher ganz selbstverständlich, ein globales Unternehmen wie die deutsche Siemens AG nicht unter siemens.de, sondern unter siemens.at zu erreichen. Und wer in Frankreich Elektronikprodukte vom holländischen Hersteller Philips sucht, wird sein Glück zunächst nicht unter philips.com oder philips.nl versuchen, sondern schon allein aus sprachlichen Gründen unter philips.fr. Jede ccTLD dient damit quasi als virtuelle Präsenz oder Filiale vor Ort, und wird bei der Suche vom nationalen Markt bevorzugt.

Analysiert man etwa die Einträge aktiver Webseiten in der Suchmaschine Google nach der Anzahl an ccTLDs, so führt weltweit erwartungsgemäß .com vor .de, .org und .net. Überraschenderweise folgen dann bereits .jp, .uk, .ru und .it. Dagegen liegt .info sogar noch hinter der schweizer Endung .ch. Erklären kann man das zunächst mit dem Umstand, dass .info erst seit gut 18 Monaten zu erhalten ist. Dennoch verdeutlicht dies, dass Län derendungen eine immer bedeutendere Rolle spielen.

Für das Marketing eröffnen ccTLDs neue Chancen: durch eine auf die nationale Zielgruppe zugeschnittene Werbung unter der jeweiligen Länderendung können einzelne Produkte gezielt beworben werden. So kann etwa ein Hersteller von Mobiltelefonen im SMS-begeisterten Deutschland mit Zusatzfunktionen wie stark verbesserter Worterkennung werben, unter der japanischen Endung .jp dagegen mit dem Download populärer Spiele und Comics, über deren Begeisterung man in Deutschland nur den Kopf schütteln würde. Eine der leichtesten Möglichkeiten, einen neuen Markt zu erschliessen, ist es somit, ein Teil davon zu werden. Und der erste Schritt dazu ist die Registrierung einer ccTLD.

Zweifellos beginnt mit dem Schritt weg von gTLDs hin zu den ccTLDs eine neue Epoche in der Domain-Geschichte, die erhebliche Auswirkungen auf die Registrar-Branche und den Bereich des Domain-Handels mit sich bringen wird. Und auch für Inhaber von Markenrechten heisst es mehr denn je, ein wachsames Auge auf die weltweiten Domain-Entwicklungen zu haben.

Eine Graphik zur Verteilung von ccTLDs bei Google finden Sie
hier.

Eine Liste aller offiziellen ccTLDs sowie die zustaendigen Vergabestellen finden Sie hier.

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