Die Internationalisierung in der Welt der Domain-Namen schreitet voran: nach einem aktuellen ICANN-Bericht unterstützen immer mehr Programme die Verwendung internationalisierter Domain-Namen (IDNs). Doch der Weg zum endgültigen Durchbruch ist weit.
Unter dem Motto »jeder Domain-Name sollte gleich behandelt werden« rief ICANN im Jahr 2014 die Universal Acceptance Steering Group (UASG) ins Leben. Sie sollte dafür sorgen, dass jede Top Level Domain von allen Internet-Clients wie Webbrowsern, eMail-Programmen und Routern akzeptiert wird. Etablierte Zwei- und Drei-Zeichen-TLDs wie .de oder .com gelten insoweit als unproblematisch; im Zuge der Einführung von hunderten nTLDs mit vier oder mehr Zeichen sowie IDNs wurde diese Aufgabe aber ungleich komplexer. Inzwischen sind über 25 Millionen Domains mit neuer Endung sowie ausweislich des World Report on Internationalised Domain Names weitere 7,5 Millionen IDNs (Stand: Dezember 2017) registriert; sie stellen die Technik vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig belegen sie, dass man daran arbeiten muss, das Internet nicht nur auf lateinische Zeichen zu beschränken, sondern international und universal akzeptiert zu halten.
Und zumindest langsam tragen diese Bemühungen Früchte. Nach einem aktuellen Bericht der UASG sind zum Beispiel die Cloud-basierten eMail-Dienste von Microsoft und Google technisch in der Lage, IDNs in eMail-Adressen sowohl beim Versand als auch beim Empfang zu verarbeiten. PostFix und Exim, zwei populäre Open Source Mail Transport Agents, stehen nach Angaben der UASG immerhin in den Startlöchern. Auch das eMail-Programm Courier bereitet die IDN-Implementierung in ihrer letzten Beta-Version vor. Gerüchteweise sollen in den kommenden 12 Monaten zahlreiche weitere Provider folgen. Geholfen haben dabei unter anderem »Open Source Programming Language«-Bibliotheken, aber auch ein technisches »widget«, das es den Normalsterblichen erlaubt, die »universal acceptance« voranzutreiben.
»All organisations should make their software UA ready« – auf diesen Nenner brachte die UASG schon im Jahr 2017 eine Studie. Der Aufruf richtete sich vor allem an Techniker und Software-Programmierer, die dazu beitragen sollten, dass nTLDs und IDNs noch populärer werden. Doch ob das auch die Techniker und Software-Programmierer so sehen, darf bezweifelt werden. Der World Report on Internationalised Domain Names hält dazu fest, dass die Zahl der IDNs seit Dezember 2016, also binnen eines Jahres, um 14 Prozent zurückgegangen ist. Dazu beigetragen haben vor allem vietnamesische .vn-Domains; rechnet man diese heraus, liegt der Verlust aber immer noch bei 5 Prozent, wobei vor allem ccTLDs verloren haben. Insgesamt entfällt auf IDNs ein Bestand von etwa 2 Prozent aller weltweit registrierten Domains; dieser Wert ist imemrhin seit 2012 in etwa stabil. Auch wenn IDNs damit wohl vorerst eine Nische besetzen, ist ihnen ohne IDN-fähige Software erst recht weiteres Wachstum versagt.