Studie

Google kassiert dank Typosquatting

Ben Edelman, Professor an der Harvard Business School, sorgt mit einer neuen Domain-Studie für weltweites Aufsehen: nach seinen Recherchen zählt der Suchmaschinenbetreiber Google zu den größten Profiteuren von Typosquatting.

Seit über einem Jahrzehnt ist das Phänomen Typosquatting, also das bewusste Registrieren von Tippfehlervarianten populärer Domains zu geschäftlichen Zwecken, bekannt. Trotz aller Bemühungen, diesem Unwesen durch Rechtsprechung und neue Regelungen wie die UDRP ein Ende zu bereiten, ist es auch heute noch weit verbreitet. Doch was macht Typosquatting so attraktiv? Zusammen mit dem Postdoktoranden Tyler Moore hat sich Edelman, der bereits im Jahr 2002 erste Domain-Studien veröffentlicht hat, auf die Suche nach den Ursachen gemacht. Die Ergebnisse hat er nun in einer Studie mit dem Titel „Measuring the Perpetrators and Funders of Typosquatting“ auf 15 Seiten zusammengefasst und anlässlich der „Financial Cryptography and Data Security“-Konferenz auf Teneriffa veröffentlicht.

Basierend auf dem Alexa-Ranking im Juni 2009 nahm Edelman die 3.264 beliebtesten .com-Domains mit mindestens fünf Zeichen Länge als Grundlage für seine Untersuchungen. Daraus generierte Edelman eine Liste potentieller Vertipper wie faceboolk, facebok oder faceboik und verglich sie mit den damals fast 81 Mio. registrierten .com-Domains. Heraus kamen 1.910.738 Vertippervarianten der ursprünglich 3.264 Adressen. Mittels statistischer Berechnungen reduzierte sich die Zahl der potentiellen Typosquatting-Domains auf etwa 938.000; auf jede einzelne der beliebten .com-Domains kamen somit 281 Vertipper, an der Spitze google.com, für die Edelman 2.537 Varianten ermittelte. Sie werden vorrangig zu zwei Zwecken eingesetzt: etwa 80 Prozent dienen der Schaltung von Werbung, weitere 20 Prozent zur Weiterleitung auf (oft konkurrierende) Internetangebote. Daraus leitet sich auch der Schaden von Typosquatting ab: zum einen verwirrt es Internetnutzer bei der Suche, zum anderen müssen die Betreiber der originären Angebote viel Geld an Werbeplattformen wie Google AdWords zahlen, um trotz des Typosquattings gefunden zu werden. Edelman schätzt, dass Google US$ 497 Mio. jährlich an den Vertipperdomains verdient.

Besonders bitter dürfte vielen aufstoßen, dass Google dem Missbrauch nicht wehrlos gegenübersteht. Von den Vertipper-Domains, die über Google Werbung schalten, weisen laut Edelman 63 Prozent auf nur fünf verschiedene Google-IDs, so dass sich die aktivsten Typosquatter auf fünf Benutzerkonten konzentrieren. Solange Werbekunden und -netzwerke allerdings untätig bleiben, brennt die Typosquatting-Flamme weiter. Nach Ansicht von Edelman sollte man sich also nicht täuschen lassen: die Flamme kann gelöscht werden – wenn man nur will.

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