Seit diesem Sommer gibt es auch ein deutschsprachiges Magazin für Domainer, das „DomainVermarkter Magazin„. Wir haben die erste Ausgabe der „Die Fachzeitschrift für Domainprofis“ gelesen.
Das Heft macht von außen einen guten Eindruck. Das Cover ist aufgeräumt und übersichtlich; so zeigt sich beim ersten Blick auch das Layout des gesamten 36 Seiten starken Heftes. Keine unübersichtliche Werbung, klare Typen, zurückhaltendes Layout. Herausgeber sind Christoph Grüneberg und Thomas Müller, die auch das jährliche Domainvermarkter Forum organisieren. Ihre Kompetenz in Sachen Domains ist sicher unbestritten, mit sachkundigen Artikeln ist somit zu rechnen.
Rückt man dem Magazin etwas näher, zeigen sich erste Mängel. Nach dem netten Editorial von Christoph Grüneberg über Sammelleidenschaften startet das Magazin mit einem kritischen Artikel über den Dispute für .de-Domains. Zunächst fallen erste Satzbau- und Rechtschreibfehler auf, sowie ein geschmackloses und unpassendes Bild, in dem ein Schlafender von seinem nächtlichen Flirt mit einer Pistole bedroht wird, das mit den Worten „Der Dispute kommt über Nacht“ unterlegt ist; aber auch inhaltlich vermag der Artikel nicht zu überzeugen. Es begegnet die Aussage, der Dispute werde seitens DENIC genutzt, gegen Domain-Inhaber Rechtsstreite zu führen. Hier hat sich der Autor vertan: DENIC nutzt den Dispute keineswegs, um Rechtsstreite gegen Domain-Inhaber zu führen, die Rechtsstreite führen immer noch der in seinen Rechten sich verletzt Sehende, der den Dispute beantragt hat, sowie der Domain-Inhaber. Der Verfasser erwartet zudem, DENIC möge vor Eintragung eines Dispute die Rechtslage ausführlicher prüfen, bei Eintragung des Dispute den Domain-Inhaber informieren und am besten die Unterlagen des Antragstellers zukommen lassen. Das alles sind jedoch nicht die Aufgaben der DENIC. Es obliegt den Parteien des (möglichen) Rechtsstreits, hier aktiv zu werden.
Mit dem Thema Dispute beschäftigt sich auch der anschließende Artikel, den wir im Domain-Newsletter bereits aufgegriffen hatten, damals aus dem Internet. Es handelt sich um das Bedenken, mit Einführung neuer TLDs seien Inhaber von Premium-Domains wie sports.de in ihren Rechten gefährdet. Leider hat es die Redaktion des DomainVermarkter Magazins versäumt, hier einen überarbeiteten Artikel einzufordern. Was im Internet zu finden ist, fand eins zu eins Eingang in die Zeitschrift, inklusive von Unrichtigkeiten (beispielsweise hinsichtlich der Erbfolge) und dem angehängten Update des Blogeintrags. Auch die Zahlenbasis, die eine Domainer-Zeitschrift notwendigerweise aufbietet, ist nicht ganz up to date, wenn man sich der Auktionsergebnisse des Domainvermarkter Forums vom September 2008 gegenüber sieht. Es finden sich aber auch aktuelle Domain-Preise und eine Liste von Domains, die – nach Erscheinen des Magazins – anlässlich der Auktion beim aktuellen Domainvermarkter Forum 2009 am 04. September 2009 versteigert wurden. Positiv fallen auch die rechtlichen Artikel auf: zur Entscheidung des BGH zu ahd.de und der Überblick über die Situation bei der Haftung des Admin-C. Die eher werblichen Artikel von Sedo und DN Worker dienen als informative Lückenfüller, und sind für ein solches Magazin zu erwarten.
Das erste deutschsprachige Domainer-Magazin ist ein ambitioniertes Projekt, dem man viele Leser wünscht; doch muss daran noch gearbeitet werden. Das gilt für Form und Inhalt. Die Herausgeber sollten sich ein ordentliches Lektorat zulegen und den Setzer besser instruieren, damit beispielsweise Zitate einheitlich gesetzt werden. Zudem ist die einfache Übernahme von Blogeinträgen kein Zeichen von gutem Stil: Blog ist Blog, eine in sich lebendige Struktur, und ein Printmedium ein Printmedium; einmal gedruckt, ist es geduldig.