Domain-Drop

Direktzugriff oder Auktion?

Auf dem renommierten Domainer-Blog thedomains.com stellt Mike Berkens die Frage, warum Domainer lieber Domains in „dropped Domains“-Auktionen teuer kaufen, als vorher günstiger direkt beim Inhaber.

Anlass für die Frage von Mike Berkens war die Snapback-Auktion für raspberry.com. Diese Domain ist eine der wenigen Ein-Wort-Domains, die in eine solche Auktion gelangten. Sie weist aber sehr wenig Traffic auf, ist vertipperanfällig (selbst Domain-Profis meinten, die Himbeere heiße „rasberry“) und der Begriff wird bei Google als Keyword nicht wirklich genutzt. Gleichwohl erzielte die Domain am 17. April 2009 einen Verkaufspreis von US$ 16.499,–, was beeindruckend ist, aber eben auch als zuviel gilt. Wieder scheint eine Domain, die sich auf dem Weg der Löschung befand, weil der Inhaber offensichtlich keinen Erfolg mit der Domain hatte, plötzlich zu einem hohen Preis gehandelt. Hier scheinen Domainer im Eifer der Auktion zu hoch gegriffen zu haben. Die Domain hätte man höchstwahrscheinlich zuvor direkt beim Inhaber günstiger bekommen – warum sonst hätte er sie aufgeben sollen?

Berkens Beobachtung hinsichtlich des bevorzugten teuren dropped-Domains-Kaufens scheint sich zu bestätigen, und viele Kommentatoren zu seinem kurzen Blogeintrag stimmen ihm zu: Domainer scheinen im Rahmen von Auktionen bereit, mehr Geld für die selbe Domain auszugeben als bei einem direkten Angebot. Die möglichen Gründe dafür sind mannigfaltig:

Das kann unter anderem psychologisch bedingt sein, weil man bei einer Auktion im unmittelbaren Wettbewerb steht. Zugleich wird man in seiner eigenen Einschätzung bestärkt, wenn auch andere sich für eine Domain interessieren: Wenn so viele bieten, muss die Domain doch gut und brauchbar sein. Ein weiteres Kriterium ist der Zwang der Auktion: Hat man sich für eine Domain entschieden, die per Auktion angeboten wird, wird man leicht über die Gebote Dritter hinausgehen, um die Domain zu erlangen. Die höheren Ausgaben werden gegebenenfalls dadurch gerechtfertigt, dass man einige Zeit und Mühe aufgewendet hat, um die Domain und Informationen über sie zu finden: das ist Arbeit, die mit einem erfolgreichen Kauf honoriert werden soll.

Schließlich mag der Umstand zählen, dass die Übertragung einer Domain von Seiten eines dropped-Domain-Service-Anbieters wie Namejet.com oder Snapnames.com unkomplizierter und sicherer verläuft als von privat an privat über einen Escrow. Der Direkthandel zwischen Käufer und Verkäufer leidet auch an Misstrauen und Geschäftelhuberei:

Natürlich will der Käufer sowenig wie möglich zahlen, um die Domain dann gegebenenfalls gewinnbringend weiterzuveräußern. Der Verkäufer hat aber konkrete Vorstellungen über den Wert seiner Domain, und will davon nicht abweichen.

Der Domain raspberry.com wird freilich nicht zu unterschätzende Brandingqualität zugesprochen, nicht zuletzt, weil man mit Blackberry bereits einen starken Namen in der Mobiltelefonbranche hat. Aber ein Branding aufzubauen ist eben mehr, als einfach eine Domain zu kaufen. Ob sich die Investition gelohnt hat, wird man vielleicht später ablesen können. Zur Zeit findet man lediglich eine Parkingseite unter raspberry.com.

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