ICA

Ein Rückblick auf die erste »Levine Lectures« mit Domain-Anwalt Tony Willoughby

Die »Internet Commerce Association« (ICA) hatte für den 18. Juli 2024 zum Start der »Levine Lectures« zu Ehren von Domain-Anwalt Gerald Levine geladen. Es gibt eine Aufzeichnung, die wir uns angeschaut haben.

Die ICA setzt sich für den Schutz und die Interessen von Domain-Inhabern ein und gibt nun seit einigen Jahren das »ICA UDRP Digest« heraus, in dem aktuelle UDRP-Entscheidungen vorgestellt und teilweise kommentiert werden. Zur Ehrung des Domain-Anwalts Gerald Levine, Gewinner des ICA Lifetime Achievement Award für seine bedeutenden wissenschaftlichen Beiträge zur UDRP, Autor des Buches »Domain Name Arbitration« sowie WIPO- und The Forum-Panelist, startete die ICA die jährlich stattfindenden »Levine Lectures«. Die erste, knapp eine Stunde dauernde »Levine Lecture« fand am 18. Juli 2024 mit Domain-Anwalt und UDRP-Panel der ersten Stunde Tony Willoughby als Referenten statt.

Zur Begrüßung stimmt Kamila Sekiewicz (ICA Executive Director) die Teilnehmer ein, übergibt das Zepter an Domain-Anwalt Zac Muscovitch (ICA General Counsel), der kurz in die Veranstaltung einführt und von der Entstehung der »Levine Lectures« erzählt, ehe er dann für eine Laudatio an Brian Beckham (ICANN) weitergibt. Schließlich kommt Tony Willoughby, seinerseits Markenjurist und Experte auf dem Gebiet der UDRP mit über 25 Jahren Erfahrung mit Domain-Streitigkeiten, zu Wort. Willoughby berichtet von seinem Hintergrund und seiner Arbeitsmethode als Markenjurist. 1997 hatte er seinen ersten Domain-Streit, den »Pitman Publishing«-Fall um die Domain pitman.co.uk, der zugleich der erste Domain-Streit in Großbritannien war. Willoughby wusste seinerzeit nicht, was ein Domain-Name ist. Seine Mandantschiaft hatte die Domain zugeteilt bekommen, aber wieder verloren. Nach kurzer Kommunikation mit Nominet konnte Willoughby sie ihr wieder besorgen. Das hatte zur Folge, dass die zeitweise Inhaberin der Domain, ebenfalls ein Unternehmen namens Pitman, Nominet und Pitman Publishing verklagte. Vor den Zivilgerichten konnte Willoughby den Streit für seine Mandantin gewinnen. In der Folge führte er für die Domain-Inhaber von prince.com ebenfalls einen Rechtsstreit, lange bevor es die UDRP gab. Erst Ende 1999, nach 18-monatiger Vorbereitung, legte ICANN die UDRP vor. Willoughby war früh als Entscheider von UDRP-Verfahren tätig und einer der Wegbereiter der sich auf den schwammigen Regelungen der UDRP entwickelnden Rechtsprechung.

Willoughby berichtet weiter von seinen frühen UDRP-Entscheidungen, den fehlerhaften und den wegweisenden, und den Ängsten eines Juristen, der Neuland betritt. Er geht auf die Schwächen der UDRP ein, hält aber Änderungen nicht für zielführend, allenfalls Ergänzungen, die Klarheit über Punkte wie etwa die Anforderungen an vorzulegende Beweise oder die Bewertung von hinterlegten falschen Daten des Registranten bringen. Den WIPO-Overview sieht er als Herzstück des UDRP-Verfahrens, da er nach Expertendiskussionen der aktuellen Rechtsprechung angepasst wird, den Panels Orientierung gibt und klare Maßstäbe setzt. Er berichtet von der Methodik des Nominet-Streitbeilegungsverfahrens (DRS), bei dem die – allerdings nur wenigen – Panelisten im Rundumverfahren die Fälle zugeteilt bekommen. Nach knapp 40 Minuten ist Willoughby mit seinem informativen und unterhaltsamen Vortrag fertig. Nach Schlussworten von Gerald Levine, dem Namensgeber der »Levine Lectures«, geht Willoughby auf Fragen ein und empfiehlt jungen wie neuen Panelisten den WIPO-Overview als Ausgangspunkt für ihre Arbeit. Weiter rät er, Panelist Meetings und Workshops zu besuchen, um sich auszutauschen und der Einsamkeit des Entscheiders entgegenzuwirken.

Die 58 Minuten lange erste »Levine Lectures« mit Tony Willoughby als Referenten ist unbedingt hören- und sehenswert.

Auf das Domain-Recht spezialisierte Anwälte findet man auf Domain-Anwalt.de, einem Projekt der united-domains GmbH.

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