Domain-Newsletter

Ausgabe #853 – 09. Februar 2017

Themen: Reisebann – keine ICANN-Meetings in den USA mehr? | Statistik – 2017 startet mit dickem Minus | TLDs – Neues von .com, .global und .sport | CENTR – TLD-Report 4/2016 veröffentlicht | UDRP – Bayern holt neuschwanstein.pro aus Ukraine | 01.com – Zwei-Ziffern-Domain für US$ 1.820.000,- | Hamburg – Markenrecht in der Handelskammer

REISEBANN – KEINE ICANN-MEETINGS IN DEN USA MEHR?

Die Einreisepolitik des US-Präsidenten Donald Trump stellt die Internet-Verwaltung ICANN vor neue Probleme: ein Workshop in Los Angeles konnte nicht wie geplant stattfinden. Schon werden Rufe laut, künftig keine Meetings mehr in den USA abzuhalten.

Am 27. Januar 2017 hat Trump eine sogenannte „executive order“ erlassen, die für die Dauer von vorerst 90 Tagen eine Einreise von Personen aus dem Iran, Irak, Libyen, Somalia, Sudan, Syrien und Jemen in die USA untersagt. Als Grundlage dieser Order verweist Trump auf den Immigration and Nationality Act (INA), 8 U.S.C. 1101 et seq., und „section 301 of title 3“ des United States Code. Weltweit sollen über 200 Millionen Menschen davon erfasst sein. Konkret betroffen war jedenfalls Kaveh Ranjbar, Chief Information Officer des Réseaux IP Européens Network Coordination Centre (RIPE NCC), das als eine von fünf Regional Internet Registries weltweit für die Vergabe von IP-Adressbereichen in Europa, dem Nahen Osten und Zentralasien zuständig ist. Ranjbar lebt seit Jahren in den Niederlanden, wurde aber im Iran geboren. Er sollte in der letzten Januarwoche 2017 an einem Workshop in Los Angeles teilnehmen. Nach Rücksprache mit anwaltlichen Beratern von ICANN versuchte er zunächst, über die Fluggesellschaft herauszufinden, ob ihm mit einem niederländisch-iranischen Pass die Einreise gestattet wird; als ihm mitgeteilt wurde, ihn nicht an Bord des Flugzeugs zu lassen, entschied er, die Reise nicht anzutreten. Ihm blieb nur übrig, online an dem Workshop teilzunehmen.

Ebenfalls betroffen ist Farzaneh Badiei. Sie ist im Iran geboren und aktuell für das Georgia Institute of Technology tätig; innerhalb ICANNs bekleidet sie das Amt des Chair der „noncommercial users constituency“. Sie gab bekannt, nicht am ICANN-Meeting in Kopenhagen teilzunehmen, das für Mitte März 2017 angesetzt ist; sie befürchtet, bei ihrer Rückreise nicht mehr in die USA gelassen zu werden. Selbst eine Teilnahme bei der Konferenz der Internet Engineering Task Force (IETF) in Chicago steht zur Debatte. ICANN selbst kann angesichts der allgemeinen Verunsicherung nur wenig dazu beitragen, um diese Situation zu lösen. Zwar hat man eine Website mit Hinweisen eingerichtet; mehr als allgemeine Informationen und ein Bekenntnis zu Offenheit und Zugänglichkeit finden sich dort aber bisher nicht.

Unterdessen hat Dave Burstein (DSL Prime) weitere Treffen von Schlüsselorganisationen wie ICANN und IETF in den USA in Frage gestellt. Er erwartet extreme Sicherheitsprüfungen nicht nur für die in der „executive order“ genannten sieben Länder, sondern auch für weitere Staaten wie Pakistan, Saudi-Arabien, Kenia, Nigeria und Mali. Eine Organisation wie ICANN, die für sich beansprucht, global zu sein, dürfe jedoch keine Staaten von einer Teilnahme ausschliessen. Für gewisse Erleichterung dürfte sorgen, dass die weiteren ICANN-Meetings im Jahr 2017 nicht in den USA stattfinden; sie sind angesetzt in Johannesburg (26. bis 29. Juni 2017) und Abu Dhabi (28. Oktober bis 3. November 2017). Das erste Meeting im Jahr 2018 soll aber nach aktuellem Stand wieder in Nord-Amerika abgehalten werden.

Die „Reiseinformationen“ von ICANN finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de/verweis/1546

Die „executive order“ vom 27. Januar 2017 finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de/verweis/1547

Quelle: motherboard.vice.com, icann.org, circleid.com

STATISTIK – 2017 STARTET MIT DICKEM MINUS

Jede Menge Minusgeschäfte: der erste Monat des Jahres 2017 endete für viele Domain-Verwaltungen mit Verlusten bei den Registrierungszahlen. Quicklebendig zeigt sich immerhin das Lager der ccTLDs: zahlreiche nationale Registries konnten Rekordzahlen vermelden.

Die gute Nachricht vorweg: .com scheint sich zu erholen. Nach schwachen Monaten mit sinkender Nachfrage vor allem aus China geht es für den Branchenprimus im Januar 2017 unter dem Strich um mehr als 465.000 Domains voran. So gelingt .com der Sprung zurück über die Marke von 127 Millionen Domains. Vergleichsweise gut schlägt sich auch .de: das offizielle deutsche Länderkürzel gewinnt über 20.000 Domains hinzu. Danach wirds jedoch duster: alle anderen wichtigen TLDs vermelden einen Rückgang der Registrierungszahlen. Vor allem .info und .biz müssen bluten, wobei insbesondere .info ein dauerhafter Umschwung zurück auf Wachstumskurs nicht gelingen mag. Nach einer Untersuchung von CENTR (Council of European National Top-Level Domain Registries) hat .info seit Januar 2013 etwa 30 Prozent an Registrierungen verloren, mehr als jede andere der so genannten „legacy TLDs“. Trösten mag, dass Rivale .biz im gleichen Zeitraum zwar stark schwankte, praktisch aber nicht wirklich vom Fleck kam.

Wenig Anlass zur Freude geben die nTLDs. Zwar sind inzwischen über 27,4 Millionen Domains mit neuer Endung registriert, wobei sich die (theoretische) Auswahl auf inzwischen 1.214 delegierte Endungen erstreckt. Allerdings müssen die aktuellen Top 3, also .xyz, .top und .win, im Januar 2017 ebenfalls erhebliche Verluste einstecken. Auffällig ist, dass gleich alle drei dieser nTLDs seit Dezember 2016 deutlich schwächer notieren; offenbar handelt es sich also um einen Trend und keine einzelfallbezogene Entwicklung. Immerhin schwimmt .loan gegen diesen Trend; die Darlehensendung kann rund 120.000 Domains hinzugewinnen.

Einiges aufzuarbeiten haben wir im Bereich der ccTLDs. Die jüngste Meldung erreicht uns von der grünen Insel: nach Angaben der IE Domain Registry CLG (IEDR) waren Ende 2016 erstmals mehr als 220.000 .ie-Domains registriert, exakt 221.871 Adressen, um genau zu sein. Allein im Jahr 2016 kamen 34.615 neue Domains hinzu, das zweitbeste Ergebnis nach 2011. In neue Welten ist auch Russlands Kürzel .ru vorgestoßen: zum Jahresende 2016 verzeichnete die Registry Coordination Center for TLD RU 5.424.919 registrierte Domains; nach eigenen Angaben ist .ru damit die weltweit fünfterfolgreichste ccTLD nach .cn, .de, .uk und .nl. Eine Millionenmarke geknackt hat Italiens Kürzel .it; dank abbigliamentoludica.it sind seit Dezember 2016 erstmals mehr als drei Millionen .it-Domains registriert. Damit bewegt sich .it im Gleichklang mit .fr; auch Frankreichs offizielles Länderkürzel sprang im Dezember des letzten Jahres über die 3-Millionen-Marke. Exotisch wird es zum Schluss: .ae, die Länderendung der Vereinigten Arabischen Emirate, verzeichnete zum Jahresende 2016 erstmals mehr als 200.000 Domains. Im Jahresvergleich bedeutet das ein Wachstum von rund 14 Prozent.

Die aktuellen Domain-Zahlen:
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.de – 16.135.384 – (Vergleich zum Vormonat: + 20.484)
.at – 1.269.053 – (Vergleich zum Vormonat: – 2.424)
.com – 127.396.216 – (Vergleich zum Vormonat: + 465.795)
.net – 15.239.808 – (Vergleich zum Vormonat: – 53.424)
.org – 10.514.367 – (Vergleich zum Vormonat: – 16.063)
.info – 5.259.664 – (Vergleich zum Vormonat: – 181.366)
.biz – 2.079.609 – (Vergleich zum Vormonat: – 227.243)
.eu – 3.700.978 – (Vergleich zum Vormonat: – 6.642)
.xyz – 6.530.784 – (Vergleich zum Vormonat: – 134.949)
.top – 4.506.521 – (Vergleich zum Vormonat: – 273.023)
.win – 1.196.389 – (Vergleich zum Vormonat: – 61.475)

(Stand 1. Februar 2017)

Aktuelle Domain-Zahlen finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de

Weitere Registrar-Statistiken finden Sie unter:
> http://www.registrarstats.com

Quelle: centr.org, ntldstats.com, iedr.ie, goldsteinreport.com

TLDS – NEUES VON .COM, .GLOBAL UND .SPORT

Die Königsendung .com macht sich fett: vor kurzem hat die Registry VeriSign damit begonnen, auf das so genannte „thick WHOIS“ umzustellen. Derweil dauern die gerichtlichen Streitigkeiten um die nTLD .sport an, während .global den Sekundärmarkt revolutionieren will – hier unsere Kurznews.

Die .com-Registry VeriSign Inc. hat damit begonnen, das WHOIS-System von „thin“ auf „thick“ umzustellen. Die Änderung kommt einer Daten-Revolution gleich: beim „thick WHOIS“ verfügt der Domain-Verwalter über eine Kopie der gesamten Registrierungsdaten; beim „thin WHOIS“ speichert diese Daten nur der für die Registrierung zuständige Domain-Registrar. Bis 1. Februar 2019 erhält VeriSign damit ein Gesamt-WHOIS für alle registrierten .com-Domains; auch die beiden generischen Domain-Endungen .net und .jobs setzen künftig auf ein „thick WHOIS“. Vor allem die Markenrechtslobby hat auf die Umstellung gedrängt, da sie sich zum einen davon schnelleren Zugriff verspricht, zum anderen umfassenderen Einblick erhält. Domain-Registrare, die Bedenken haben, ihre Kundendaten in die USA weiterzuleiten, können über das „ICANN Procedure For Handling WHOIS Conflicts with Privacy Law“ ein Verfahren starten, das ihnen eine Ausnahme ermöglicht. Von einem „thick WHOIS“ profitieren übrigens nicht nur Markenrechtsinhaber und Strafverfolgungsbehörden, sondern auch Spammer; zumindest vorläufig scheint ICANN das aber in Kauf nehmen zu wollen.

Dot Global Domain Registry Limited, Verwalterin der neuen generischen Top Level Domain .global, versucht, mit einem neuen Geschäftsmodell den Domain-Markt zu revolutionieren. Unter der Adresse domains.global hat die Registry ein eigenes Portal eingerichtet, über das Domain-Investoren attraktive .global-Domains kaufen und verkaufen können. Das Angebot fächert sich in zahlreiche Kategorien, wie Premium-Domains, Keyword-Domains, DreiZeichen-Domains, zur Löschung anstehende oder bereits gelöschte .global-Domains. Die angebotenen Domains lassen sich leicht in Excel-, .pdf- oder .csv-Dateien exportieren und bearbeiten. Ergänzt wird das Angebot durch go.global, über das zum Verkauf stehende Domains eingestellt werden können. Dot Global erhebt für diesen Service, der sich derzeit im Beta-Status befindet, keine Gebühren; man möchte lediglich Käufer und Verkäufer zusammenführen.

Die in Lausanne ansässige Organisation SportAccord, designierte Registry für die neue Top Level Domain .sport, muss um den Verwaltervertrag fürchten: auf Betreiben der Mitbewerberin dot Sport Limited hat das Independent Review Panel (IRP) geurteilt, dass die Internet-Verwaltung ICANN bei der Vergabeentscheidung voreingenommen war. Zum Verhängnis wurde ICANN unter anderem ein „Community Objection“-Verfahren, das zu Gunsten von Sport-Accord ausgegangen war; eine Berufung ließ ICANN nicht zu. Allerdings hatte ICANN dabei nicht offengelegt, dass der beteiligte Experte Guido Tawil Verbindungen zum IOC hatte, das wiederum die Bewerbung von SportAccord maßgeblich unterstützt; so vertritt Tawil über die Kanzlei M & M Bomchi unter anderem DirecTV, das zum Zeitpunkt der „Community Objection“ Verhandlungen mit dem IOC über einen Fernsehvertrag geführt hatte. Damit bestanden nach Einschätzung des IRP, bestehend aus den Panelisten Professor Dr. Klaus Sachs, Dr. Brigitte Joppich sowie Wendy Miles QC, erhebliche Zweifel an seiner Unabhängigkeit. Es ist davon auszugehen, dass es nun zu einer Wiederholung der „Community Objection“ kommt; damit rückt die Registrierung der ersten .sport-Domains in weite Ferne.

Weitere Informationen zum „thick WHOIS“ bei .com finden Sie unter:
> https://www.icann.org/news/announcement-2-2017-02-01-en

Die Entscheidung des Independent Review Panel zu .sport finden Sie unter
> http://domainincite.com/docs/SPORT-Final-Declaration.pdf

Quelle: icann.org, onlinedomain.com, domainincite.com

CENTR – TLD-REPORT 4/2016 VERÖFFENTLICHT

Das Council of European Nation Top-Level Domain Registries legte gerade den „DomainWire Global TLD Stat Report“ für das 4. Quartal 2016 vor. Während die älteren gTLDs Einschnitte zu verzeichnen hatten, wachsen die nTLDs und die Länderendungen bleiben stabil.

Das in Brüssel ansässige Council of European Nation Top-Level Domain Registries, kurz CENTR, ist eine Partnerschaft der europäischen Länderdomain-Verwaltungen mit 53 Vollmitgliedern und neun außerordentlichen Mitgliedern. CENTR fördert und beschäftigt sich mit der Entwicklung von besseren Standards unter den europäischen ccTLDs. In ihrem aktuellen fünfseitigen Report „DomainWire Global TLD Stat Report Q4 2016“ liefert die Organisation Zahlen zur Entwicklung von Domain-Endungen in Europa und im Vergleich zum Rest der Welt. CENTR stellt für das Ende des vergangenen Jahres fest, dass insgesamt rund 309,4 Millionen Domains weltweit registriert sind. Gegenüber dem Wert von 326 Millionen registrierter Domains im 3. Quartal 2016 sieht das wie ein erheblicher Verlust aus. Doch hat CENTR dieses Mal die Daten der Endung .tk herausgerechnet, da es Zweifel an der Zahl von rund 18 Millionen .tk-Domains gibt. Im 4. Quartal des Jahres wuchs der Bestand lediglich um 1,03 Millionen Domains, was 0,3 Prozent entspricht. CENTR führt diesen Rückgang gegenüber dem Vorquartal, das noch mit einem Plus von 2,1 Millionen Domains (0,7 Prozent Steigerung) aufwartete, auf die nicht verlängerten chinesischen Registrierungen unter den älteren generischen Endungen zurück, die zu massiven Verlusten führten. Diese konnten aber durch die Registrierung von Domains unter den neuen generischen Endungen teilweise aufgefangen. Die Domain-Namen unter den neuen Endungen haben mittlerweile einen Anteil von 8 Prozent am Gesamtmarkt, was einer Steigerung von 0,8 Prozent entspricht. Die 17 „alten“ gTLDs hingegen haben Marktanteile verloren, während die Länderendungen nach wie vor ihren Anteil in Höhe von 40 Prozent halten konnten. Diese Angaben korrespondieren nicht mit denen des CENTR-Reports vom 3. Quartal, weil, wie schon angemerkt, die Daten für .tk nicht berücksichtigt wurden.

Die 55 herangezogenen europäischen Länderendungen kommen zusammen auf insgesamt 69,6 Millionen Registrierungen, gegenüber 69,2 Millionen im Vorquartal. Leider fehlt es an dieser Stelle an Konsistenz zum vorangegangenen Quartalsreport: Rechnerisch kommen wir auf eine Steigerung von etwa 400.000 Domains, doch gibt der aktuelle Report lediglich 167.000 zusätzliche Domains an. Im Quartalsreport 3/2016 ist nicht angegeben, wie viele europäische Länderendungen ausgewertet wurden. Die Endung .tk der bei Neuseeland liegenden Insel Tokalau wirkt sich da jedenfalls nicht aus. Am beliebtesten unter den europäischen Landesendungen waren .se (Schweden) mit einem Plus von 4,2 Prozent, .cy (Zypern) mit einem Plus von 4,1 Prozent und .pt (Portugal) mit einem Plus von 2,8 Prozent. Die zuletzt mit einer Steigerungsrate von 9 Prozent glänzende Endung .am (Armenien) war nur noch mit einem Plus von 2,5 Prozent vertreten.

Die älteren generischen Endungen verloren laut CENTR im 4. Quartal 2016 runde 1,9 Prozent und weisen jetzt nurmehr 161,9 Millionen registrierter Domains auf gegenüber 163,5 Millionen im 3. Quartal 2016. Diese Werte von CENTR passen leider auch nicht zusammen: der Verlust von 1,6 Millionen Domain-Registrierungen entspricht nicht 1,9 Prozent von 163,5 Millionen. Die neuen Domain-Endungen dagegen legten laut CENTR um 11 Prozent auf 24,6 Millionen registrierter Domains zu. Verlierer unter diesen ist allerdings .xyz, die 1,8 Prozent ihrer Registrierungen verloren hat. Der mittlere Wert der „renewal rate“ liegt bei den nTLDs bei 65 Prozent, wobei die geoTLDs wie .berlin oder .nyc unter ihnen mit 85 Prozent „renewal rate“ glänzen.

Die traditionellen gTLDs waren damit die Verlierer im vergangenen Quartal 4/2016. Das ist auf chinesische Registrierungen vom Herbst 2015 zurückzuführen, die nicht verlängert wurden. Die nTLDs hingegen wachsen weiter, auch weil ein paar wenige im Herbst 2016 erst gestartet sind. Bei den europäischen Länderendungen sieht es nicht berauschend aus, aber sie stehen weiter für Wachstum.

Den fünfseitgen CENTR-Report für das 4. Quartal 2016 finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de/verweis/1548

Quelle: centr.org, eigene Recherche

UDRP – BAYERN HOLT NEUSCHWANSTEIN.PRO AUS UKRAINE

Der Freistaat Bayern ging gegen den Inhaber des Domain-Namens neuschwanstein.pro vor. Der in der Ukraine ansässige Inhaber reagierte auf das Verfahren nicht. Eine russische Rechtsanwältin mit Sitz in Los Angeles (USA) entschied zugunsten Bayerns.

Der Beschwerdeführer, der Freistaat Bayern, sah seine Rechte an dem Namen und der eingetragenen Marke Neuschwanstein durch die Domain neuschwanstein.pro verletzt. Er ging gegen den in der Ukraine ansässigen Inhaber Pugach Andrey Vladimirovich im Wege eines UDRP-Verfahrens vor der World Intellectual Property Organization (WIPO) vor. Bayern verwies einerseits auf das Namensrecht an Neuschwanstein wie auch auf mehrere Marken, darunter eine internationale Marke vom 22. Juli 2003. Der Beschwerdegegner hatte die Domain am 05. Juli 2016 registriert. Zeitweise bot er unter der Domain Kleidung zum Kauf an; zur Zeit des WIPO-Verfahrens wies die Domain jedoch keine Inhalte auf. Der Beschwerdegegner trat dem Verfahren nicht entgegen.

Die russische Rechtsanwältin Olga Zalomiy mit Sitz in Beverly Hills, Kalifornien (USA), prüfte die Angelegenheit und sprach die Domain neuschwanstein.pro der Beschwerdeführerin zu (WIPO Case No. D2016-2323). Im Hinblick auf die Verfahrenssprache entsprach Zalomiy dem Antrag der Beschwerdeführerin, Englisch statt Russisch zu wählen, da der Gegner auf die auf Englisch und in Russisch abgefasste Anfrage nicht reagierte. In der Sache bestätigte sich, dass die Domain, abgesehen von der zu vernachlässigenden Endung, und die Marke identisch sind. Auch stellte sich heraus, dass der Freistaat Bayern dem Domain-Inhaber weder Rechte eingeräumt hatte, die Marke Neuschwanstein zu nutzen, noch er selbst eigene Rechte daran hatte oder ein gutgläubiges Angebot von Waren und Dienstleistungen unter der Domain offerierte. Der Freistaat Bayern ging davon aus, es handele sich lediglich um eine Fake-Seite, was der Panelistin Zalomiy auch einleuchtete, zumal die Inhalte unter der Webseite verschwanden, nachdem das WIPO-Verfahren gestartet war. Auch bestätigte sich für Zalomiy die Bösgläubigkeit des Beschwerdegegners, da Neuschwanstein ein einmaliger Kunstbegriff ist, der genau das Schloß bezeichnet, dessen Eigentümerin die Beschwerdeführerin seit 1886 ist, und keine sonstige Bedeutung aufweist. Es sei nicht nachvollziehbar, dass der Beschwerdegegner die Marke bei Registrierung der Domain nicht gekannt haben könne. Indem der Gegner Kleidung unter neuschwanstein.pro angeboten hatte, suchte er wirtschaftliche Vorteile aus der Nutzung des Markenbegriffs in dem Domain-Namen zu ziehen. Aktuell weise die Domain zwar keine Inhalte mehr auf, aber jederzeit könne der Gegner wieder solche hinterlegen. Das sei eine ständige Bedrohung, die über dem Kopf der Beschwerdeführerin hänge und folglich eine fortgesetzte bösgläubige Nutzung der Domain neuschwanstein.pro begründe. Damit lagen sämtliche Tatbestandsmerkmale der UDRP vor, und Olga Zalomiy entschied auf Übertragung der Domain neuschwanstein.pro auf die Beschwerdeführerin, den Freistaat Bayern.

Nichts an dieser Entscheidung ist im rechtlichen Sinne besonders. Allein die Kombination der Beteiligten lässt sie herausragen: Der Freistaat Bayern führt ein WIPO-Verfahren um die Domain neuschwanstein.pro gegen einen Ukrainer. Über die Beschwerde entscheidet eine russische Rechtsanwältin mit Sitz in Beverly Hills, Los Angeles, Kalifornien (USA).

Die UDRP-Entscheidung über die Domain neuschwanstein.pro finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de/verweis/1549

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de

Quelle: wipo.int, eigene Recherche

01.COM – ZWEI-ZIFFERN-DOMAIN FÜR US$ 1.820.000,-

Die vergangene Domain-Handelswoche lieferte schon wieder eine Domain mit einem Preis im siebenstelligen Bereich: 01.com wechselte für US$ 1.820.000,- (ca. EUR 1.685.185,-) ihren Inhaber. Darüber hinaus lieferte .com mit physician.com zum Preis von US$ 179.000,- (ca. EUR 165.741,-) noch ein teures Filetstück.

Die ersten Wochen des Domain-Handels im Jahr 2017 machen Appetit auf mehr. Mit 01.com liegt zum Preis von US$ 1.820.000,- (ca. EUR 1.685.185,-) bereits der zweite millionenschwere Domain-Verkauf vor, wobei die Übertragung von bar.com, von der wir vergangene Woche berichteten, noch nicht abgeschlossen ist. Ein ebenfalls gutes Bild bot physician.com, die immerhin US$ 179.000,- (ca. EUR 165.741,-) erzielte. Danach werden die Preise unter .com deutlich dünner.

Unter den Länderendungen schlossen gleich zwei .ai-Domains auf die Liste von vergangener Woche auf: invest.ai und meet.ai erzielten jeweils US$ 6.999,- (ca. EUR 6.481,-), und waren damit die teuersten ccTLDs der vergangenen Woche. Bevor die deutsche Endung mit myplan.de (EUR 4.100,-) zum Zuge kam, lag die kolumbianische gini.co mit ihrem Preis von US$ 4.500,- (ca. EUR 4.167,-) noch ein wenig voraus. Ebenfalls sehenswert war die indische chrysalis.in zu einem Preis von US$ 4.000,- (ca. EUR 3.704,-).

Die neuen Endungen lieferten blade.shop zum Top-Preis von US$ 10.000,- (ca. EUR 9.259,-) und sprechstunde.online für stolze EUR 3.500,-. Die sonstigen generischen Endungen überzeugten mit zwei erfreulichen .info-Domains: train.info erzielte US$ 12.483,- (ca. EUR 11.558,-), bus.info runde EUR 9.999,-. Daneben zeigte sich die eher selten gehandelte .travel verhalten, war aber mit zwei Domains vorhanden. Die klassischen Endungen .net und .org waren nicht so fit, wiesen aber immerhin ilg.net zum Preis von US$ 10.000,- (ca. EUR 9.259,-) aus. Angesichts der .com-Ergebnisse war auch diese Domain-Handelswoche hervorragend.

Länderendungen
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invest.ai – US$ 6.999,- (ca. EUR 6.481,-)
meet.ai – US$ 6.999,- (ca. EUR 6.481,-)

gini.co – US$ 4.500,- (ca. EUR 4.167,-)
cheapautoinsurance.co – US$ 3.000,- (ca. EUR 2.778,-)

myplan.de – EUR 4.100,-
nyon-training.de – EUR 2.900,-
pensionplus.de – EUR 2.826,-
kitazeit.de – EUR 2.520,-
exki.de – EUR 2.500,-
urlaubsart.de – EUR 2.500,-
holidayresorts.de – EUR 2.450,-
eprivacy.de – EUR 2.200,-
freshup.de – EUR 2.100,-
stage-euro.de – EUR 2.050,-

chrysalis.in – US$ 4.000,- (ca. EUR 3.704,-)
join.io – GBP 3.000,- (ca. EUR 3.470,-)
getrich.tv – US$ 3.500,- (ca. EUR 3.241,-)
vash.ch – EUR 3.200,-
determine.it – US$ 3.000,- (ca. EUR 2.778,-)
concorde.ch – EUR 2.700,-
x4.ca – US$ 2.500,- (ca. EUR 2.315,-)

Neue Endungen
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blade.shop – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.259,-)
sprechstunde.online – EUR 3.500,-

Generische Endungen
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train.info – US$ 12.483,- (ca. EUR 11.558,-)
bus.info – EUR 9.999,-
airports.travel – EUR 3.130,-
services.travel – EUR 2.087,-

ilg.net – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.259,-)
mirabilis.net – EUR 3.300,-
bonapp.net – US$ 3.000,- (ca. EUR 2.778,-)
astound.org – US$ 2.140,- (ca. EUR 1.981,-)
lincare.net – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.852,-)
coinflix.net – US$ 1.500,- (ca. EUR 1.389,-)

.com
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01.com – US$ 1.820.000,- (ca. EUR 1.685.185,-)
physician.com – US$ 179.000,- (ca. EUR 165.741,-)
f25.com – US$ 10.001,- (ca. EUR 9.260,-)
brutus.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.259,-)
ceus.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.259,-)
conceptstudios.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.259,-)
mutu.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.259,-)
printscape.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.259,-)
flextransport.com – US$ 9.888,- (ca. EUR 9.156,-)
ccdh.com – US$ 8.950,- (ca. EUR 8.287,-)
flashsports.com – US$ 7.000,- (ca. EUR 6.481,-)
visitjersey.com – US$ 7.000,- (ca. EUR 6.481,-)
projecto.com – EUR 6.750,-
kopa.com – EUR 6.700,-
maxcement.com – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.556,-)
spedizione.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.630,-)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> http://www.domain-spiegel.de

Quelle: dnjournal.com, sedo.de, thedomains.com

HAMBURG – MARKENRECHT IN DER HANDELSKAMMER

Die Handelskammer in Hamburg veranstaltet am 16. Februar 2017 eine kostenlose markenrechtliche Fortbildung hinsichtlich aktueller Änderungen der Klassifikation von Marken. Eine Anmeldung zur Teilnahme ist noch bis 09. Februar 2017 möglich.

Die Veranstaltung der HK Hamburg findet in Kooperation mit dem Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) und unter der Moderation von Rechtsanwältin Ina-Mara Helbig (Hamburg) statt. Der DPMA-Klassifikations-Experte Martin Sebele stellt in zwei Stunden die mit dem Inkrafttreten der 11. Ausgabe der Klassifikation von Nizza eingetretenen Änderungen dar und geht auf die Änderung der Gruppentitel und der Class-Scopes der einheitlichen Klassifikationsdatenbank ein. Diese Veranstaltung richtet sich an Patentanwälte, Rechtsanwälte, deren Fachangestellte, Markensachbearbeiter und Personen, die sich mit Marken beschäftigen.

Die Informationsveranstaltung der HK Hamburg zum Thema Marken findet am 16. Februar 2017 von 13:00 bis 15:00 Uhr bei der Handelskammer Hamburg im Hörsaal 2.04 des Handelskammer InnovationsCampus (HKIC), Adolphsplatz 6 in 20457 Hamburg, statt. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung bis zum 09. Februar 2017 aber Pflicht.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> http://www.domain-recht.de/verweis/1550

Quelle: inta.org, hk24.de

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