Die Porno-Domain .xxx ist ihrer Einführung ein Stück näher gerückt: anlässlich einer Sitzung vom vergangenen Donnerstag beschloss der ICANN-Vorstand, dass die Bewerbung formalen Kriterien genügt. Doch nach wie vor gilt: noch lange sind nicht alle Hürden überwunden.
Nicht nur Domainer wittern das ganz große Geschäft mit den .xxx-Adressen, auch in den Medien sorgt die skandalträchtige Endung regelmäßig für Schlagzeilen. Dafür sorgen dürfte unter anderem, dass der ICANN-Vorstand zu dem formalen Zwischenergebnis gekommen ist, dass die Bewerbung unverändert aktuell ist und sich an den Qualifikationen des Verwalterkandidaten ICM Registry keine Änderungen ergeben haben. Wer auf eine rasche Einführung hofft, hofft jedoch vergeblich. Im nächsten Schritt wird ICANN nunmehr die Verhandlungen mit ICM Registry über den Registry-Vertrag fortführen, und erwartet hierzu einen endgültigen Entwurf. Sobald er vorliegt, legt ihn ICANN für mindestens 30 Tage zur öffentlichen Kommentierung aus, und man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass unterschiedlichste Interessengruppen von dieser Gelegenheit Gebrauch machen. Selbst wenn .xxx diese Hürde mit überwiegend positivem Echo nimmt, bleibt als große Unbekannte der Einfluss des Regierungsbeirats GAC (Governmental Advisory Committee); angefangen bei christlichen Gruppierungen bis hin zur Free Speech Coalition, einem Sprachrohr der Pornoindustrie, werden Einflussnahmen auf dieses Gremium erwartet.
Für Stuart Lawley, CEO von ICM Registry, gibt es dennoch keinen Anlass, negativ in die Zukunft zu blicken. In einem Interview mit thedomains.com zeigte er sich sehr zufrieden mit dem ICANN-Beschluss und deutete an, dass der Entwurf des Registry-Vertrages bereits in den nächsten Tagen bei ICANN vorliege; unter Berücksichtigung der 30-Tage-Frist könnte der ICANN-Vorstand daher bei der nächsten Sitzung am 23. und 24. September 2010 über die weiteren Schritte beschließen. Spätestens beim ICANN-Meeting in Kolumbien in Dezember sollten die Würfel dann den Vorstellungen von Lawley endgültig fallen.
Wenn er sich da nicht täuscht. Gerüchteweise ist die Rede davon, dass die .xxx-Bewerbung das Schicksal des „death by a thousand cuts“ erfährt, also viele kleine Nadelstiche letztlich zum „Aus“ führen. Selbst wenn ICANN grünes Licht gibt, rechnen Experten mit Gerichtsverfahren, die eine rasche Einführung blockieren. Spekuliert wird sogar, dass Stuart Lawley selbst gegen die Einführung neuer TLDs klagt, sollten diese vor .xxx eingeführt werden können. Fraglich sei daher nur, wie viel Geld Lawley noch in das Projekt investieren werde, bis er es aufgibt. Bei alldem mag es sich nur um Gerüchte handeln; dass die „Pornodomain ab dem nächstem Jahr zu haben“ ist, wie vereinzelt zu lesen war, ist jedoch alles andere als sicher.