.xxx

Porno-Domain vor dem Aus?

Die Internet-Regierung ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) hat die Einführung der Porno-Domain .xxx auf unbestimmte Zeit verschoben. Nachdem auf Intervention der US-Regierung das Einführungsverfahren zunächst für einen Monat ausgesetzt wurde, spekulieren Experten jetzt, dass es für die Rotlicht-Domain ganz schwarz aussieht.

Anlässlich einer Vorstandssitzung Anfang letzter Woche kamen die ICANN-Direktoren überein, die Einführung von .xxx vorerst auf Eis zu legen. Zur Begründung verwies man auf nicht näher konkretisierte Probleme bei der Übereinstimmung der Bewerbung vom vorgesehenen Betreiber ICM Registry, Inc. mit der TLD-Ausschreibung und dem Einführungsablauf. In einer ersten Erklärung hiess es, man habe das ICANN-Personal angewiesen, vertragliche Bestimmungen nachzuverhandeln; über das Ergebnis dieser zusätzlichen Verhandlungen werde man dann irgendwann entscheiden. In konservativen US-Kreisen wie dem Family Research Council wurde die Entscheidung prompt außerordentlich begrüsst; in einer eigenen Erklärung sprach man von einem schweren Schlag für die Erwachsenen-Unterhaltung und einer insgesamt dämlichen Idee, welche hinter .xxx stecke.

Doch nicht einmal die Erwachsenen-Industrie ist von .xxx überzeugt. So hat die Free Speech Coalition (FCS), ein im Jahr 1991 gegründeter gemeinnütziger Verband der US-amerikanischen „Adult Entertainment Industy“, alle Mitglieder und Anbieter erotischer Inhalte im Internet zur Teilnahme an einer Protest-Kampagne mit vorgefertigten eMails an ICANN-Präsident Vint Cerf aufgerufen. Nach Ansicht des FCS würde eine auf rein freiwilliger Basis eingeführte Top Level Domain Kinder nicht vor Pornographie schützen; zudem gebe es überhaupt kein Bedürfnis für eine eigene Porno-Domain. Entgegen anderslautenden Behauptungen lehne die Erwachsenen-Industrie daher .xxx ab; dagegen befürwortet der Verband ausdrücklich die Einführung einer Kinder-Domain .kids. Dort könne man Inhalte weitaus effektiver kontrollieren. Einziger Schönheitsfehler: eigentlich steht hier mit .kids.us schon eine geeignete Domain zur Verfügung – von der jedoch gerade mal eine Handvoll registriert sind.

Obwohl damit das weitere Schicksal der hoch kontroversen Endung im Zweifel bleibt, sickerten am Rande der Diskussion weitere Einzel heiten über die geplante Preispolitik durch. So will ICM Registry je .xxx-Domain US$ 60,– (umgerechnet etwa EUR 50,–) verlangen, wobei es sich dabei nicht um den Endkundenpreis handeln dürfte. Mit anderen Worten: .xxx wird um ein Vielfaches teurer als .com- oder .info-Domains. Fragt sich also nur, wer bei diesen Preisen umsteigen soll …

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