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Porno-Domain heftig in der Quetsche

ICM Registry Inc., Bewerber um die Porno-Domain .xxx, gerät zusehend unter Druck: während die Vertragsverhandlungen mit ICANN andauern, hat nun auch die Branchenvereinigung Free Speech Coalition (FSC) ihre Bedenken gegen die Einführung erneuert.

In einem vierseitigen Schreiben vom 08. September 2010 an ICANN-Vorstand John Jeffrey hat die FSC, die sich als Sprachrohr der Porno-Branche versteht, ihre Forderung nach einem transparenten Bewerbungsverfahren erneuert und dabei mit massiver Kritik nicht gespart. Als „sponsored“ TLD bedürfe .xxx der Unterstützung seiner Community; daran mangele es der Bewerbung von ICM Registry in jeder Hinsicht. Konkret äußert die FSC den Vorwurf, dass es sich bei den von ICM Registry genannten Förderern um keine Mitglieder der Erwachsenen-Industrie handelt, sondern vorwiegend um Registrare, die lediglich den eigenen Profit im Kopf hätten. ICM habe durch Aufforderung zu defensiven Registrierungen lediglich Druck auf einzelne Mitglieder ausgeübt; die von ICM-CEO Stuart Lawley genannten Zahlen zu Vorregistrierungen lassen daher keinerlei Rückschluss auf eine Branchenunterstützung für .xxx zu. „Der Vertrag ist noch nicht in trockenen Tüchern“, zeigte sich FSC-Direktorin Diane Duke kämpferisch. „Die FSC und die gesamte Erwachsenen-Industrie wird sicherstellen, dass unsere Stimme gehört wird“.

Die Antwort von ICM Registry auf diesen Angriff ließ nicht lange auf sich warten. In einem Schreiben vom 09. September 2010, gerichtet an Peter Dengate-Thrush als Vorsitzenden des Aufsichtsrates von ICANN, weist Lawley unter anderem darauf hin, dass es der FSC schon an der Legitimation für ihre Kritik fehle; so habe die Organisation derzeit nur geschätzte 1.000 Mitglieder, wobei sowohl die Führung als auch die Mitglieder ihren Sitz fast ausschließlich in den USA hätten. Weiter wies er den Vorwurf, dass Anbieter von Erotik-Angeboten zu Vorreservierungen gedrängt worden seien, entschieden zurück. Von den bisher insgesamt 179.630 erhaltenen Anfragen seien lediglich 6.435 defensiver Natur, um so die eigene Marke zu schützen, wobei zu den Anmeldern auch solche Personen und Unternehmen zählen, die der Porno-Community nicht zugerechnet werden können.

Bei ICANN dürfte man diese Diskussionen genau mitverfolgen. Ungeachtet aller politischen Fragen, die vor allem mit der heftig debattierten Einflussnahme des Regierungsbeirats von ICANN verbunden sind, bietet eine tatsächlich fehlende Unterstützung der eigenen Community eine elegante Hintertür, um sich von der äusserst streitigen .xxx-Bewerbung zu verabschieden.

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