.xxx

Politkrimi um Rotlicht-Domain!

Die Einführung der Rotlicht-Domain .xxx entwickelt sich zum Politkrimi: nachdem das US-Handelsministerium unmittelbar vor der geplanten Zustimmung zur Einführung der neuen Endung bei ICANN interveniert und die Verschiebung gefordert hatte, gab die als technischer Betreiber vorgesehene ICM Registry, Inc. dem öffentlichen Druck nach und bat selbst, das Verfahren für einen Monat auszusetzen.

Anfang Juni 2005 hatte der ICANN-Vorstand zunächst bekanntgegeben, mit der Bewerbung von .xxx in die Phase der technischen und kommerziellen Gespräche einzutreten; dies wurde rasch als Signal für die bevorstehende Einführung von .xxx gewertet. Unmittelbar bevor der ICANN-Vorstand am 16. August 2005 jedoch Fakten schaffen und wie geplant die Einführung von .xxx offiziell beschließen konnte, wandte sich Michael Gallagher, stellvertretender US-Handelsminister, in einem Brief an ICANN-Präsident Paul Twomey und drängte ihn, eine Entscheidung erst zu fällen, wenn sämtliche Bedenken ausgeräumt seien. Zur Begründung verwies er auf etwa 6.000 Schreiben, die das Handelsministerium erhalten habe und in denen sich US-Bürger hinsichtlich des Einflusses von Pornographie für Familien und Kindern durch .xxx sehr besorgt gezeigt hätten. Nachdem zuvor bereits konservative Verbände wie das „Family Research Council“ protestiert hatten, meldete sodann auch die Government Advisory Group (GAC), welche die Regierungen bei ICANN repräsentiert, Vorbehalte an. Insbesondere Brasilien und Frankreich sprachen sich dafür aus, die Einführung der Rotlicht-Domain erst noch näher zu diskutieren. Um die Autorität ICANNs und die eigene Bewerbung nicht zu gefährden, beantragte ICM daraufhin am 15. August 2005 die einmonatige Aussetzung des Bewerbungsverfahrens.

So weit, so gut. Doch in der öffentlichen Diskussion findet sich nur sehr selten der Hinweis, dass die Registrierung unter .xxx auf rein freiwilliger Basis erfolgen soll, somit die einschlägig bekannten Angebote unter anderen Top Level Domains wie .com weder beeinflusst noch ablöst. Da die neuen Domains zudem voraussichtlich wesentlich teurer werden als .com-, .net- oder .info-Adressen, dürfte sich der Anreiz für potentielle Interessenten in Grenzen halten. Vor allem aber: selbst wer sich intensiv bemüht, wird inzwischen beim Surfen im Internet eindeutigen Angeboten schwer entgehen können; Pornographie ist also bereits im Netz existent – ob .xxx kommt oder nicht.

Unklar ist, wann ICANN über das weitere Schicksal von .xxx entscheidet; offensichtlich wird dies nicht vor dem 16. September 2005 der Fall sein. Experten rechnen jedoch damit, dass die Diskussionen um .xxx noch geraume Zeit darüber hinaus andauern.

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