.xxx

grünes Licht für den Rotlicht-Bezirk?!

Grünes Licht für den Rotlicht-Bezirk: die Internet-Verwaltung ICANN hat anlässlich des Meetings in Brüssel beschlossen, die Verhandlungen um die Einführung der Porno-Domain .xxx fortzusetzen. Doch längst sind nicht alle Hürden überwunden.

„ICANN winkt Sex-Domain durch“ oder „Pornodomains .xxx ab dem nächstem Jahr zu haben“ – liest man nur die Schlagzeilen, hat man rasch den Eindruck, dass die heftig diskutierte Top Level Domain .xxx kurz vor dem Registrierungsstart steht. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: beschlossen hat ICANN lediglich den Weg, den Bewerber ICM Registry Inc. nun zu nehmen hat. Dieser sieht eine beschleunigte Prüfung vor, ob die Bewerbung unverändert aktuell ist und sich an den Qualifikationen von ICM Registry keine Änderungen ergeben haben. Besteht ICM Registry diese Prüfung, schließen sich die Verhandlungen über den Registry-Vertrag an; dabei sind die Empfehlungen des Regierungsbeirats GAC (Governmental Advisory Committee) zu berücksichtigen. Hierauf prüft dann der ICANN-Vorstand, ob sich der Vertragsentwurf mit den GAC-Empfehlungen deckt; ist das nicht der Fall, folgt eine weitere Konsultation des GAC. Erst wenn dieser Schritt abgeschlossen ist, entscheidet der ICANN-Vorstand, ob man den Registry-Vertrag akzeptiert – ein Votum, das in den Sternen steht.

ICM Registry dagegen gibt sich offensiv. Auf seiner Website teilt man mit, dass Anfang 2011 das „go live“ erfolgen soll, wenn nicht sogar früher. Es würden bereits 110.000 Vorbestellungen vorliegen, und man erwarte, dass diese Zahl nun erheblich ansteige. Möglicherweise stützt man diesen Optimismus auf die ICANN-Statuten; so hat ICANN-Insider Kieren McCarthy darauf hingewiesen, dass das GAC bereits mehrfach zu .xxx Stellung genommen hat und die erneute Beteiligung nicht mehr vorgeschrieben sei. Im übrigen hat das GAC zwar zum Teil erhebliche Kritik geäußert, sich aber bisher nicht generell gegen .xxx gewandt und vom ICANN-Vorstand vor allem eine ausdrückliche Begründung für ein positives Votum verlangt.

Allerdings bleibt der Einfluss des GAC eine Unbekannte. So hat etwa Pat Trueman, vormaliger Chef des U.S. Department of Justice Child Exploitation and Obscenity Section, das Votum ICANNs als „idiotisch und unnötig“ kritisiert. Mit .xxx werde Pornographie im Internet noch leichter zugänglich, zumal kein Inhaber einer .com-Domain sein pornographisches Angebot auf .xxx allein umstelle. Daher habe selbst die Porno-Industrie kein Interesse an .xxx, auch weil sie fürchtet, in einen virtuellen Sperrbezirk gedrängt zu werden. Der einzige, der profitiert, sei ICM Registry, da dann die Registrierung von Domain-Namen wie britneyspears.xxx notwendig wäre, um die eigenen Rechte zu schützen. Inwieweit all diese Bedenken über das GAC in den Einführungsprozess eingebracht werden, bleibt abzuwarten; vor dem Beginn der Registrierung hat .xxx aber jedenfalls noch etliche Hürden zu nehmen.

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