.travel

Reise-Domain nur heisse Luft?

Ein vernichtendes Urteil über die als neue Top Level Domain gehandelte Endung .travel fällt das australische Online-Magazin Australian IT: der so wörtlich »grösste Witz der vergangenen zwei Wochen« sei die Ankündigung ICANNs, Fortschritte bei der Einführung von .travel gemacht zu haben.

Der Autor Bruce McCabe, Analyst der Consulting-Agentur S2 Intelligence, stellt dabei in ungewöhnlich scharfer Form die provokante Frage, was ICANN denn bei dieser TLD »geraucht« habe. Seine Kritik zielt zunächst auf die mangelnde Legitimation der Tralliance Corporation und der Travel Partnership Corporation ab, die hinter der Bewerbung um .travel stecken. Doch er zweifelt vor allem die Existenzberechtigung einer solchen neuen Top Level Domain an. So besteht beispielsweise für ein Reisebüro, das bisher unter der Domain ockertours.com.au im Internet vertreten ist, gar keine Notwendigkeit, sich auch die .travel-Domain zu sichern. Dies schon alleine deshalb, weil es Zeit und Geld gebraucht hat, um die Webadresse unterhalb des Landeskürzels, die der Zielgruppe ohnehin viel vertrauter ist, bekannt zu machen. Diese harte Arbeit könne man nicht einfach wegwerfen. Es bleibt daher nur, mit einem grossen Seufzen in die Brieftasche zu greifen und allein zum Schutz vor Cybersquatting neben ockertours.com auch noch die .travel-Variante anzumelden.

Auch für die Kunden bringt .travel nach Ansicht von McCabe keinen Vorteil. Im Zweifel tippen sie auf .com oder, im Fall von Australien, auf .com.au; nach .travel-Angeboten werde dagegen auch in den nächsten Jahren niemand suchen, sollte die Domain tatsächlich eingeführt werden. Davon abgesehen sei völlig unklar, wer beispielsweise zum Kreis der Registrierungsberechtigten zähle – also zum Beispiel auch ein Kofferverkäufer? Profitieren würden daher allein die Registrare, die sprichwörtlich heisse Luft verkaufen würden.

McCabe ist zuzugeben, dass die Endung .travel nicht wirklich vermisst würde. Wie bei .museum, .aero und .coop schafft ICANN lediglich ein Angebot; ob der Kunde das Angebot annimmt, entscheidet er selbst. Und seine Meinung zu sponsored TLDs hat er längst bekundet – die wenigen tausend .museum-, .coop oder auch .aero-Domains sprechen eine deutliche Sprache.

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