Nett, aber nutzlos und lästig wie Mücken – dieses vernichtende Ergebnis fällten die US-Marktforscher von Forrester Research über die neue Reise-Domain .travel. Im Magazin circleid.com erhielt Ron Adruff, Präsident von Verwalter Trallicane Corp., nun die Gelegenheit zur Stellungnahme. Obwohl nur auf .travel bezogen, wirft der Bericht einen Schatten auf alle sponsored Top Level Domains.
Schwere Fehler macht Forrester bereits bei der Anmeldung aus. So sei etwa Delta Airlines gezwungen, auf die lange und komplizierte Domain deltaairlines.travel auszuweichen, sofern ein anderes Unternehmen, das den Begriff „delta“ in seiner Firma führt, bei delta.travel schneller gewesen sei. Doch diesen Vorwurf kann Andruff rasch kontern; wie bei allen Domain-Endungen gelte auch für .travel „first come, first served“, so dass man sich eben rechtzeitig bemühen müsse. Weitaus schwerer hat er es mit dem Einwand, dass das geplante „.travel directory“, ein Verzeichis aller .travel-Domains, ähnlich dem Verzeichnis bei .museum, mit Suchmaschinen nicht konkurrieren könne. Doch dies lässt Andruff nicht gelten; man habe nie vorgehabt, mit diesem Katalog Suchmaschinen abzulösen. Zudem koste dieser Service nichts, so dass schon ein oder zwei über das Verzeichnis kommende, zahlende Kunden die Registrierungsgebühren für ein Jahr einspielen würden.
Auch ein anderes, bei vielen neuen Top Level Domains gehörtes Argument findet sich bei Forrester: so fehlt jeder positive Nutzen aus der Endung, da Reiseunternehmen ihren Webauftritt schon längst unter anderen Endungen, oft verbunden mit erheblichem Werbeaufwand, etabliert haben. Hier kann Andruff im wesentlichen nur darauf verweisen, dass die Zukunft zeigen werde, wer Recht behält. Und hier setzt Forrester sein letztes Argument: aufgrund der langjährigen Gewöhnung der Internetnutzer bleiben .com und die jeweiligen Länderendungen auch weiterhin der Standard. Nach Ansicht von Andruff müsse man dagegen in längeren Zeitabständen denken; je mehr TLDs eingeführt würden, desto vertrauter und normaler würden sie. In einem Punkt muss man Andruff schlicht recht geben: erst im Rückblick wird man feststellen können, ob eine sponsored TLD sinnvoll und erfolgreich war; .museum, .aero und .coop lassen jedoch vermuten, in welche Richtung der Zug fährt.
Von Lesern des Newsletters wurde unterdessen berichtet, dass es Schwierigkeiten bei der Registrierung von .travel-Domains gibt. So wurden einem Leser, der als Mitglied der Travel-Community einige generische Begriffe registrert hatte, diese kurzerhand wieder entzogen, obwohl er bereits als Inhaber in der WHOIs-Datenbank stand. Zur Begründung gab Tralliance an, dass diese Adressen zur Registrierung gesperrt seien, was man bei einer Durchsicht festgestellt habe. Zwar mag es wie bei vielen Top Level Domains eine schwarze Liste mt Begriffen geben, welche nicht angemeldet werden können; hierzu zählen in der Regel etwa .com, .net und .info, die nicht als Second Level Domains wie com.travel oder net.travel angemeldet werden können, um Missverständnisse auszuschließen. Doch erfolgt in diesen Fällen keine nachträgliche Löschung, sondern ihre blosse Registrierung ist technisch ausgeschlossen. Vertrauen bei den Internetnutzern wird .travel so sicherlich nicht aufbauen.