Top Level Domain ".info" noch immer im Abseits

Kaum ein Bundesland hat die Adresse für seinen Landesnamen registriert

Als 2001 die Vergabe von Adressen mit der Endung ».info« startete, konnten sich nur vier von sechzehn Bundesländern die neue Top-Level-Domain mit ihrem Landesnamen sichern. Bis heute hat sich diese Zahl nur geringfügig verändert. Sechs Bundesländer sind derzeit im Besitz einer Adresse, die auf ».info« endet. Es ist vor allem der geringe Stellenwert, den man der Top-Level-Domain zuschreibt, welcher die kaum gestiegene Zahl der registrierten ».info«-Adressen erklärt. Alle Bundesländer sind bereits unter der etablierten ».de«-Endung im Internet präsent. Auch Schwachstellen im Vergabeverfahren der Top-Level-Domains trugen dazu bei, dass viele Adressen Domaingrabbern zum Opfer fielen. Nur wenige Bundesländer bemühten ein Verfahren. Registrierungen von Landesdomains werden vor allem zur Verhinderung von Mißbrauch angestrebt. Weiterhin wollen Bundesländer die ».info«-Adressen sicherheitshalber registrieren, um sich Handlungsmöglichkeiten freizuhalten.

Bremen, Sachsen, Berlin, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern zählen zu den Bundesländern, die gleichnamige Adressen mit der ».info«-Endung ihr Eigen nennen können. Während die Haupt- und Hansestadt ebenso wie Bayern in der ersten Vergaberunde erfolgreich waren, konnten sich die weiteren drei Länder die Domains erst im zweiten Anlauf über den Verfahrensweg sichern. Nur drei Bundesländer nutzen die von ihnen registrierten Adressen tatsächlich auch als offizielle Homepage. Unter »berlin.info«, »baden-wuerttemberg.info« und »niedersachsen.info« präsentieren sich die Bundesländer offiziell. Die Inhalte der Seiten stimmen mit denen der jeweiligen ».de«-Adressen überein.

Uwe Sattler von der Pressestelle des Staatsministeriums Baden-Württemberg erklärt, man habe eine Inhaberschaft der neuen Top-Level-Domain angestrebt, um potenziellem Mißbrauch vorzubeugen. »Ausserdem sollten auch Internetnutzer berücksichtigt werden, die tatsächlich über die ».info«-Adresse nach der Präsenz von Baden-Württemberg suchen. Aus ähnlichen Gründen will man auch in Thüringen so viele Landesdomains wie möglich registrieren. Allerdings kam das Bundesland bei der Eintragung von »thueringen.info« bisher nicht zum Zug. »Die Wertigkeit der »info«-Domainendung wird zur Zeit auch nicht ausreichend hoch eingeschätzt, um sich auf einen kostenaufwendigen Rechtsstreit einzulassen«, erklärt Christoph Bender, Referent für Öffentlichkeitsarbeit in der Staatskanzlei des Landes. Unter »thueringen.info« präsentiert sich ein privates Tourismusportal. Auch die Adressen »mecklenburg-vorpommern.info« und »bayern.info« werden zu touristischen Zwecken genutzt. Während die MANET Marketing GmbH als Betreiberin der Mecklenburg-Seite trotz privater Organisation auf eine projektbezogene Zusammenarbeit mit der Landesregierung Wert legt, ist die hinter dem Bayern-Portal stehende BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH direkt an das Wirtschaftsministerium angeschlossen. »Für uns zählt »bayern.info« neben der Marketing-Adresse »bayern.by« zu den wichtigsten der 15 angemeldeten Domains«, sagt Anna-Maria Muck, Presseleiterin bei BAYERN TOURISMUS.

In Schleswig-Holstein wurden frühzeitig Versuche unternommen, die Domain mit der».info«-Endung zu registrieren. Das Land kam jedoch zu spät. Es unternahm vorerst keine weiteren Schritte, um die Adresse in seinen Besitz zu bringen. »Wir schätzen den Stellenwert der ».info«-Landesdomain zur Zeit nicht hoch genug ein, um deren Registrierung vorrangig zu verfolgen und deshalb einen Rechtsstreit einzugehen«, sagt Silke Ruck, Leiterin des Referats für Informationsmanagement. Im nördlichsten Bundesland hat erst einmal die erfolgreiche Kommunikation des bereits bestehenden Internetauftritts unter »schleswig-holstein.de« Priorität.

Anders als die Länder, die ihre ».info«-Domains mit Inhalten der offiziellen ».de«-Domains ins Internet stellen, will Sachsen die verschiedenen Top-Level-Domains für eine Auffächerung des Online-Angebots nutzen. Das Land ist Inhaber der Adressen »sachsen.info« und »freistaat-sachsen.info«. »Wir wollen den Online-Auftritt des Landes diversifizieren, um verschiedene Zielgruppen anzusprechen und unterschiedliche Informationen bereitzustellen«, so die Auskunft von Dietmar Gattwinkel, Internetreferent des Landes. Die Seite »sachsen.info« wird deshalb nicht wie die offizielle Homepage »sachsen.de« genutzt. Auf der ».info«-Seite sollen vielmehr aktuelle ereignisbezogene Informationen bereitgestellt werden. »Zuletzt haben wir von der Adresse während der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr Gebrauch gemacht«, erläutert Gattwinkel. Die Domain »freistaat-sachsen.info« hingegen wurde vor allem registriert, um der Verbreitung zweifelhafter Inhalte auf Sachsen-Seiten vorzubeugen.

Bremen, Inhaber der Adresse »bremen.info«, nutzt die Domain zur Zeit nicht. Ersteinmal geblockt habe man die Adresse vor dem Hintergrund langfristiger Überlegungen zur Zukunft der Internetpräsenz Bremens, so Werner Wick von der Pressestelle des Senats. »Es wird schon eine ganze Weile über die Privatisierung des »bremen.de«-Portals im Rahmen einer Private-Public-Partnership nachgedacht«, erklärt er. In diesem Fall könnte die »bremen.info«-Domain dann ausschließlich als Bürger-Informationsportal der Stadt Bremen genutzt werden, so die Überlegung.

Die Inhaber von Adressen, die nicht in den Besitz der Bundesländer gelangt sind, machen von den Domains in der Mehrzahl keinen Gebrauch, viele Seiten werden bei Aufruf nicht gefunden. Andere Inhaber nutzen die Landesdomains zu Werbezwecken oder bieten sie wie bei »mecklenburgvorpommern.info«, »rheinlandpfalz.info« und nordrheinwestfalen.info« der Fall, zum Verkauf an. Das Interesse an der Top-Level-Domain ».info« scheint jedoch gering. Vieles deutet darauf hin, dass sich die Adresse bisher kaum gegen die etablierten Domains ».de« und ».com« durchgesetzt hat. Internetnutzer surfen nach Gewohnheitsprinzip und suchen deshalb mit grosser Wahrscheinlichkeit zuerst die klassischen Domainendungen ab. Ein ähnliches Resonanzproblem wie die ».info«-Adresse hat auch die fast zeitgleich eingeführte ».biz«-Domain, die sich als vorgesehene Alternative zu ».com« noch nicht behaupten konnte.

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