Das Domain Name System bleibt für ICANN eine Dauerbaustelle: egal, ob .xxx, .jobs oder .berlin – bei gleich drei Top Level Domains muss die Internet-Verwaltung wichtige Entscheidungen treffen.
ICM Registry Inc., Bewerber um die Rotlicht-Domain .xxx, geht auf Geldsammeltour. Der Vorstand soll beschlossen haben, dass US$ 5 Mio. an frischem Kapital eingesammelt werden sollen; CEO Stuart Lawley soll allein zugestimmt haben, US$ 500.000,– eigenes Geld einzubringen. Der Beschluss geht zurück auf das positive Signal, das .xxx beim ICANN-Meeting in Brüssel erhalten hat. Demnach hat ICANN beschlossen, die Verhandlungen um die Einführung fortzusetzen; alle Hürden sind jedoch längst nicht genommen. Davon zeigt sich ICM Registry jedoch unbeeindruckt: zwischen 110.000 und 162.000 Vorbestellungen sollen bereits vorliegen. Nach einem Bericht der Businessweek erwartet man bei Preisen von US$ 60,– pro Jahr und Domain einen jährlichen Umsatz von US$ 200 Mio., der sich durch ein PayPal-ähnliches Bezahlsystem weiter erhöhen soll. Ob ICANN grünes Licht gibt und wann genau die Registrierung startet, ist jedoch unverändert offen.
Gegen die Pläne zur Liberalisierung der Top Level Domain .jobs regt sich Widerstand. Wie berichtet, hat Employ Media LLC, die Registry der im Jahr 2005 eingeführten Job-Domain, offiziell bei ICANN um eine Liberalisierung gebeten. Sie soll es ermöglichen, statt der bisherigen Beschränkung auf die handelsrechtliche Firma auch Namenstypen wie Berufsbezeichnungen oder geographische Begriffe anzumelden, und so die bisher bescheidenen Registrierungszahlen von etwa 15.000 .jobs-Domains zu steigern. Doch hiermit sind professionelle Jobsucher wie CollegeRecruiter.com, AccountingJobsToday.com oder auch SalesGravy.com nicht einverstanden, weshalb sie bei ICANN gegen diese Pläne protestieren. Sie fürchten offenbar den Wettbewerb und die fehlende Transparenz bei der Vergabe bisher gesperrter Adressen. ICANN-Insider George Kirikos hatte zuvor bemängelt, dass eine Zustimmung ICANNs einem Sittenverfall gleichkäme, sollte jede TLD, deren Businessplan scheitert, eine Liberalisierung der Vergaberegeln gestattet bekommen. Mit einer raschen Entscheidung von ICANN ist daher nicht zu rechnen.
Die dotBERLIN GmbH & Co. KG, Bewerberin um die neue Top Level Domain .berlin, hat Vorteile für jene Organisationen eingefordert, die sich besonders früh um eine Endung beworben haben. In einem Kommentar zur vierten Entwurfsfassung des ICANN-Bewerberhandbuchs weist CEO Dirk Krischenowski darauf hin, dass viele Kandidaten von der Verzögerung profitieren würden, die das nTLD-Programm seit dem Start im Jahr 2005 erfahren habe; noch im Juni 2008 sei man von einem Start im März 2009 ausgegangen. Wer sich daher erst in den letzten 18 Monaten für eine Bewerbung entschieden habe, profitiere von der Vorarbeit und könne Konzepte und Geschäftsmodelle einfach kopieren. Daher sollten jene Bewerber, die vor Juni 2008 oder März 2009 gestartet sind, in der Community Priority Evaluation einen Bonus genießen. Eine Antwort von ICANN zu dieser Idee steht aus.