Die Finanzkrise wirkt sich nun auch auf die Bewerber um neue Top Level Domains aus: nach Medienberichten will Flandern seine Bemühungen um .vla prüfen. Auf die bereits eingeführten internationalisierten Domains (IDNs) verlassen sich Argentinien und Puerto Rico, während .tel die ersten hunderttausend Internetadressen feiert.
Während sich die Schotten, wie letzte Woche gemeldet, über landesweite politische Unterstützung der Initiative zur Einführung von .sco freuen können, tritt das Parlament der belgischen Region Flandern auf die Euphoriebremse. Bevor man weiteres Geld investiert, soll zunächst eine Studie klären, ob der Markt für .vla gross genug ist. In wirtschaftlichen Krisenzeiten wollen auch reiche Communities wie die Flamen teure und risikoreiche Investitionen vermeiden. Patrick Vande Walle, CTO für .sport, fordert von ICANN daher ein wirtschaftliches Umdenken beim Einführungsprozess. So soll beispielsweise die Bewerbungsgebühr in mehreren Teilen gezahlt werden dürfen; weiter schlägt er vor, dass die jährliche Registry-Gebühr erst nach zwei oder drei Jahren erhoben werden soll, um der Registry eine Finanzierung ohne Kredite oder Verbindlichkeiten zu ermöglichen. Eine Reaktion von ICANN zu diesen Ideen gibt es bisher nicht.
Neues gibt es von der IDN-Front: seit dem 23. März 2009 bietet Nic.ar, Registry der argentinischen Landesendung .ar, Domains mit Sonderzeichen an. Die Registrierung von .ar-Domains bleibt allerdings Privatpersonen und Unternehmen vorbehalten, die ihren Sitz in Argentinien haben, wobei Treuhand-Angebote selbst diese Aufgabe übernehmen und so .ar-Domains auch für Ausländer erhältlich machen. Derartige Konstruktionen benötigt .pr nicht. Die Landesendung von Puerto Rico steht grundsätzlich jedermann zur Anmeldung offen, und auch unter .pr können ab sofort Sonderzeichen aus Sprachen wie Spanisch, Portugiesisch, Deutsch und Französisch genutzt werden. Die Registry weist jedoch nochmals darauf hin, dass zur Nutzung internationalisierter Domain-Namen unbedingt ein aktueller Browser verwendet werden muss; alternativ ist über das iNav-Plugin auch für ältere Browserversionen ungestörter IDN-Genuss möglich.
Telnic Limited, Registry der neuen Telefon-Domain .tel, darf sich über regen Zuspruch freuen: nur 36 Stunden nach dem Beginn der allgemeinen Registrierung hat die Zahl der weltweit vergebenen .tel-Domains die Marke von 100.000 überschritten. Allein in den ersten Stunden nach dem Live-Start gingen rund 250.000 Anträge bei Telnic ein, und die Flut an Registrierungen dauert an. Dafür sorgen auch neue Domain-Vertriebskanäle: sowohl das Social Network MySpace als auch der britische Telekom-Provider BT werden in Kürze parallel zum klassischen Registrargeschäft .tel-Domains anbieten. Für Deutschland ist eine Kooperation mit iWelt, Herausgeber von über 70 Verzeichnisdiensten wie „DasTelefonbuch“ oder „DasÖrtliche“ mit, nach eigenen Angaben acht Millionen Kunden, angekündigt. Zusätzlich hat Telnic mit „My .tel“ eine eigene iPhone-Applikation veröffentlicht; damit kann jedermann ohne Programmierkenntnisse Informationen über sich über eine .tel-Domain publizieren. Das Programm ist kostenlos erhältlich.