Die neue Mobil-Domain .mobi ist kaum etabliert, da tritt mit dem iPhone von Apple ein Produkt an, das als potentieller .mobi-Killer gilt. Von ernsthafter Gefahr für .nl kann mit der Vermarktung von .co.nl dagegen keine Rede sein. Und Afilias öffnet das .info-Schatzkästchen.
Bedeutet das iPhone das »Aus« für .mobi? Diese provokante These, zuletzt diskutiert bei der SES (Search Engine Strategies) in San Jose, scheint einige Anhänger zu finden. So ist Rebecca Lieb vom The ClickZ Network der Ansicht, dass sowohl Unternehmen als auch Internetnutzer ohne .mobi besser fahren, da sie ihr Angebot nicht nur für eine Top Level Domain optimieren müssen. Auch Cindy Krum von Blue Moon Works aus Denver meint, dass .mobi kaum optimal für mobiles Surfen sei, da eine Stand-Alone .mobi-Website den Traffic spalte und doppelte Arbeit erfordere. Kritiker merken jedoch an, dass sich diese Ansicht kaum mit den zuletzt hohen Preisen, die im Handel für .mobi-Domains gezahlt worden seien, vertragen würde, und vermuten persönliche Interessen für diese Ansicht – die Inhaber von inzwischen mehr als einer Million .mobi-Domains könnten nicht sämtlich irren. Allerdings muss .mobi dafür Sorge tragen, nicht zum blossen Spekulationsobjekt zu verkommen; so sind drei Monate nach der Versteigerung von Premium-Domains nur wenige Projekte zu finden, die den .mobi-Guidelines entsprechen, obwohl gerade diese Domains den Wert von .mobi steigern sollten. Der irische Verwalter dotMobi drückt daher aufs Tempo: im laufenden Monat September starten die Überprüfungen. Wer sich nicht an die Vergaberegeln hält, dem droht der Entzug seiner Domains.
Die holländische Registry SIDN hat auf die Pläne des luxemburgischen Registrars EuroDNS zur Vermarktung der Endung .co.nl reagiert. In einer Pressemitteilung weist SIDN darauf hin, dass es sich um keine offiziellen Domains handelt; die alleinige Verantwortlichkeit für diese Domains liege bei EuroDNS, so dass die Anmelder auch dahingehend von EuroDNS abhängen, dass ihre Adressen jetzt und in Zukunft nutzbar sind. Wie gemeldet, besteht für Nutzer jedoch wenig Anlass, die Vergaberegeln für .nl mit einer Domain unterhalb von .co.nl zu umgehen: andere Registrare stellen über Treuhandmodelle längst auch Second Level Domains direkt unterhalb von .nl zur Verfügung.
Afilias, Verwalter der generischen Top Level Domain .info, öffnet ein Schatzkästchen: ausweislich eines Antrags vom 28. August 2008 bei der Internet-Regierung ICANN möchte Afilias nicht vergebene Domains aus der Einführungsphase im Jahr 2001 neu verteilen. Hintergrund ist, dass Afilias damals offensichtlich missbräuchliche Anmeldungen aus der Sunrise-Phase – einer der ersten, die jemals durchgeführt wurde – selbst im Rahmen des sogenannten »Challenge-Verfahrens« angriff und so die Anmelder dazu zwang, ihre Berechtigung nachzuweisen. Rund 20.000 Domains wurden so gelöscht, von denen ein kleiner Teil bis heute noch gesperrt ist; sie sollen nun einen Inhaber finden. Afilias denkt dabei an ein 3-Phasen-Modell: in Runde eins sollen sich im Rahmen eines »request for proposal« Kandidaten für einzelne Adressen bewerben können und den Zuschlag erhalten, wenn sie ähnlich einem Business-Plan darlegen können, wie sie zur Steigerung des Werts von .info-Domains beitragen können. Für Runde zwei stellt man sich wie bei .mobi und .asia eine Auktion vor, bei der die Domains meistbietend versteigert werden. Sollten dann noch Domains übrig bleiben, werden sie per »first come, first served« vergeben. Um welche Domains es sich handelt, war bisher nicht zu erfahren; ebenso ist offen, wann ICANN über den Antrag entscheidet.