Zur Zeit wird viel über die Einführung der neuen Top Level Domains (TLDs) diskutiert. Doch diese Diskussion ist nicht neu. Bereits seit dem Jahre 1997 gibt es seitens IANA und ICANN Pläne für weitere „generische“ Domain-Endungen neben der bekannten Trias com-net-org.
Über eine eigene Top Level Domain für Europa, „.eu“ (doteu), soll gar schon 1996 erstmals auf Ebene der EU-Kommission diskutiert worden sein.
Im Februar diesen Jahres hatte die Europäische Kommission dann beschlossen, eine eigene Europa-Domain zu schaffen. Die .eu-Domains werden voraussichtlich Mitte 2001 eingeführt.
Mit einer eigenen europäischen Top Level Domain soll versucht werden, der US-amerikanischen Dominanz im Internet Paroli zu bieten. Gerade im internationalen Bereich herrscht ein starkes Übergewicht der .com-Domains. Insbesondere amerikanische Unternehmen und Organisationen sind fast ausschließlich unter dem berühmten „dotcom“ im Web präsent. EU-Unternehmen mussten bislang in jedem europäischen Land unter einer anderen Top Level Domain (z.B. .de, .at, .fr) auftreten. Durch die neuen .eu-Domains soll dieser Wettbewerbsnachteil der Europäer beseitigt werden.
Parallel hierzu bereit ICANN die Einführung neuer „generischer“ Domains, wie etwa .biz, .site, .info vor. Durch die neuen gTLDs soll nach den Vorstellungen von ICANN, das Problem der zunehmenden „Namensknappheit“ im com-net-org-Bereich gelöst werden.
Seit einigen Wochen liegen die Vorschläge für die neuen generic Top Level Domains vor. Insgesamt 45 Antragsteller haben sich um neue gTLDs beworben. Darunter sind Domain-Endung wie .shop, .wap oder .sex, aber auch exotische Vorschläge wie .dubei oder .ypa.
Zu Beginn dürfte jedoch höchstens eine Handvoll der beantragten gTLDs die Zulassung von ICANN erhalten. Dennoch macht sich unter den Domain-Brokern Unruhe breit:
Welche Auswirkungen hat die Einführung der neuen TLDs auf den Wert der „alten“ Domains? Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage könnte man einen massiven Preisverfall befürchten. Denn das ohnehin schon große Angebot an Domains wird durch die neuen gTLDs noch einmal erheblich ausgeweitet.
Und warum sollte ich eine Domain für zig Tausend Dollar in einer Domain-Börse ersteigern, wenn ich denselben Namen unter name.info oder name.biz für ein paar Mark selbst registrieren kann.
Andererseits könnte sich am Markt auch die Meinung durchsetzen, dass nur die etablierten Domains die „guten Grundstücke“ der virtuellen Welt sind. Die neuen TLDs würden dann wohl für immer „Zweite Wahl“ bleiben und vielleicht ein Nischendasein führen wie heute schon die .us-Domain, die ccTLD der USA.
Das Dumme an der Zukunft ist, dass sie ungewiss ist. Doch eines ist sicher: das Domain-Business bleibt spannend!