Kehrtwende

"Aus" für .xxx, .tel kommt

Nach monatelangem zähen Ringen hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) der Einführung der Porno-Domain .xxx eine Absage erteilt. Dagegen erhält die Telefon-Domain .tel das begehrte Freizeichen.

Das Votum zu .xxx fiel vergleichsweise eindeutig aus: Mit neun zu fünf Stimmen votierte der ICANN-Vorstand vergangenen Mittwoch gegen ein Registry-Agreement mit dem vorgesehenen Betreiber ICM Registry, der mit der Bewerbung um die Einführung einer eigenen Rotlicht-Domain weltweit für Aufsehen und Protest gesorgt hatte. Noch im Juni 2005 hatte ICANN zunächst grünes Licht für .xxx gegeben, doch musste man sich nun wohl dem politischen Druck beugen. Ausschlaggebend war laut ICANN, dass .xxx die Kriterien für eine sponsored TLD nicht erfüllen würde. Mit Vint Cerf und Paul Twomey sprachen sich gleich zwei der prominentesten ICANN-Vertreter gegen .xxx aus.

Von Trauer in der Online-Community ist indes wenig zu spüren. So erntete ICANN für seine Entscheidung erwartungsgemäß nicht nur Beifall von der australischen IT-Ministerin Helen Coonan und der christlichen US-Organisation „Concerned Women for America“ (CWA), sondern – eher überraschend – sogar direkt aus der Erwachsenenindustrie. So hatte sich Hustler-Gründer Larry Flint noch am 30. April 2006 schriftlich an den ICANN-Vorstand gewandt und gewarnt, dass die Einführung von .xxx die Vorstufe zu einer künftigen Zensur des Internets sei, bei der Erotikangebote in einen eigenen Rotlichtbezirk zwangsverbannt würden. Dagegen vermutet der Branchendienst EyeOnAdult.com, dass es ICM Registry um das schnelle Geld gegangen sei. Und der US-Webdesigner Clinton Alexander bestritt, dass .xxx von Nutzen für die Adult Industry sei. Nach seiner Einschätzung würden die neuen Domains lediglich zusätzlich Kosten verursachen, zumal kein Anbieter freiwillig zu .xxx wechselt, wenn er bereits über ein Internetangebot unter einer etablierten .com-Domain verfügt. Protest kam dagegen von EU-Kommissarin Viviane Reding, die hinter der Absage eine politische Einflussnahme der US-Regierung vermutet. Ganz scheint die Tür für .xxx dennoch nicht zu; so sehen die ICANN-Regularien eine interne Nachprüfung vor. Einziges Problem: eine solche Nachprüfung hat es noch nie gegeben.

Wesentlich bessere Erfolgsaussichten hat dagegen .tel. Anlässlich der gleichen Vorstandssitzung, bei der über das Schicksal von .xxx entschieden wurde, sprach sich ICANN einstimmig dafür aus, das Präsidium mit der Implementierung eines Registry-Vertrages zu beauftragen; die Einführung gilt damit als sicher. Die Endung .tel ist zur effektiven Kontaktverwaltung gedacht; anstatt sich zahlreiche verschiedene Kontaktmöglichkeiten wie Telefon, Fax, eMail oder Webadressen zu merken, soll der Nutzer künftig nur noch eine .tel-Domain eintippen müssen, um die verschiedenen Kommunikationsmittel zu erreichen. Kritiker bezweifeln allerdings, dass .tel einen Nutzen für die Internet Community bringt. Ihr Argument: wer eine Website hat und möchte, dass dort seine persönlichen Kontaktdaten gefunden werden, benötigt hierzu keine eigene Domain. Klärungsbedürftig ist zudem das Verhältnis zu ENUM-Domains. Erfreulich ist dagegen, dass .tel grundsätzlich auch der Allgemeinheit zur Registrierung offen stehen soll.

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