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ICANN stimmt Änderung des .org-Vertrags mit PIR zu – deutliche Preiserhöhungen sind so möglich

Die Internet-Verwaltung ICANN hat die heftig diskutierten Änderungen am Registry-Vertrag für .org durchgewunken: die Gebührendeckelung für .org-Domains (»price caps«) gehört damit der Vergangenheit an. Public Interest Registry (PIR) erneuerte jedoch das Versprechen, vorläufig nicht an der Preisschraube zu drehen.

Am 18. März 2019 hatte ICANN angekündigt, den am 30. Juni 2019 auslaufenden Registry-Vertrag für .org mit der Verwalterin PIR verlängern zu wollen. Der neue Vertrag sieht eine Reihe von Änderungen vor, mit denen ICANN die Regelungen für sämtliche Top Level Domains vereinheitlichen wird. So muss PIR unter anderem die Streitschlichtungsverfahren Uniform Rapid Suspension (URS), Trademark Post-Delegation Dispute Resolution Procedure (PDDRP) und Registration Restrictions Dispute Resolution Procedure (RRDRP) übernehmen. Für erheblichen öffentlichen Protest sorgte aber eine Änderung in Section 2.10 des Registry-Vertrages; demnach entfällt die bisherige Gebührendeckelung, so dass PIR die Gebühren für eine Neuregistrierung oder eine Verlängerung von .org-Domains frei festsetzen könnte. Eine Erhöhung muss lediglich rechtzeitig angekündigt werden. Scharfe Kritik kam unter anderem von der Internet Commerce Association (ICA). Der Lobby-Verband machte geltend, dass .org grundlegend anders zu behandeln sei. Die Endung diene nicht überwiegend privatwirtschaftlichen Zwecken. Die Registry sei deshalb den Grundsätzen der Preisstabilität und Vorhersagbarkeit verpflichtet, weshalb ihre Gebühren gedeckelt werden müssten. Vor allem bei .org hätten viele gemeinnützige Organisationen mit oft überschaubaren Budgets auf faire Gebühren gesetzt. Auch der Domain-Registrar Namecheap hatte seine Kunden per eMail auf die drohende Preiserhöhung (»sky-high«) hingewiesen und angesichts der fehlenden Preisstabilität zum Tätigwerden aufgefordert.

Doch dieser Protest und 3.200 weitere Protestschreiben halfen nichts. Am 30. Juni 2019 verlängerten ICANN und PIR den Registry-Vertrag für .org, und strichen zugleich die »price caps«. Damit kann PIR die Einkaufspreise für .org, die nach nicht bestätigten Meldungen bei US$ 9,68 pro .org-Domain im Jahr liegen, künftig frei festlegen. In einer öffentlichen Stellungnahme beeilte sich PIR aber zu betonen, derzeit keine Preiserhöhungen zu beabsichtigen:

Regarding the removal of price caps, we would like to underscore that Public Interest Registry is a mission driven non-profit registry and currently has no specific plans for any price changes for .ORG. Should there be a need for a sensible price increase at some point in the future, we will provide advanced notice to the public.

Nicht übersehen werden darf, dass PIR auch nach dem alten Registry-Vertrag berechtigt gewesen wäre, die Preise zu erhöhen, nämlich um 10 Prozent jährlich; seit August 2016 sind die Preise aber unverändert.

Um das Risiko einer drastischen Gebührenerhöhung zu reduzieren, empfiehlt ICANN den Domain-Inhabern, langfristige Verträge für ihre Domains abzuschließen. Aktuell gestattet PIR Verträge mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren. Ob die Kunden jedoch bereit sind, sich über einen derart langen Zeitraum zu binden, darf bezweifelt werden; bei Domain-Registraren im deutschsprachigen Raum wählen Kunden praktisch ausnahmslos Jahresverträge.

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