Edmon Chung

.asia im Portrait

Wenige Tage noch bis zum 09. Oktober 2007, dann fällt für die neue asiatische Top Level Domain .asia der Startschuss zu einer mehrmonatigen Sunrise Period. Edmon Chung, CEO vom Verwalter DotAsia, stand uns im Vorfeld der Einführung Rede und Antwort.

Bis ins Jahr 2000 gehen die ersten Pläne zur Einführung einer eigenen Top Level Domain (TLD) für den asiatisch-pazifischen Raum zurück. Mit über 400 Millionen zählt diese Region inzwischen mehr Internetnutzer als Europa mit aktuell 315 Millionen und Nordamerika mit 253 Millionen, zumal der (für Internetangebote wertvolle) grösste Traffic ebenfalls aus Asien kommt. Anders als die Europa-Domain .eu versteht sich .asia jedoch nicht ausschließlich als regionale TLD, sondern steht grundsätzlich jedermann weltweit zur Registrierung offen, so dass auch Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen aus dem deutschsprachigen Raum in der Regel problemlos ihre .asia-Domain erhalten können. Erforderlich ist lediglich, dass entweder der Domain-Inhaber, der Admin-c oder der Registrar aus einem der 73 assoziierten Ländern, darunter neben klassischen asiatischen Ländern wie Japan, China, Thailand und Korea auch Australien, Zypern, Neuseeland, Saudi-Arabien und die Türkei, kommt. Die Regelungen von DotAsia sprechen insoweit von einem Charter Eligibility Declaration Contact (CED Contact), welcher sicherstellt, dass der Bezug zu Asien gewahrt ist. Dieses Verfahren öffnet die Tür für Treuhand-Modelle, bei denen lediglich der Registrar aus der Region kommt, und über Wiederverkäufer .asia-Domains anbietet; damit wird .asia praktisch zur unbeschränkt registrierbaren TLD.

Wie jede andere neu eingeführte Top Level Domain wird es auch bei .asia eine in mehreren Phasen verlaufende Sunrise Period geben. Der Startschuss für Phase 1 fällt am 09. Oktober 2007, in der Regierungen aus der Asia-/Australia-/Pazifikregion ihre Domains bevorrechtigt anmelden können. Die geographischen Bezeichnungen anderer Länder hat DotAsia vorsorglich gesperrt, um eine spätere Registrierung zu ermöglichen und sie nicht in in die Hände von Spekulanten fallen zu lassen. Die erste Phase dauert bis zum Beginn der Landrush-Period, die voraussichtlich im Februar 2008 beginnt. Phase 2 startet ebenfalls am 09. Oktober, sie untergliedert sich in drei Unterphasen: In Phase 2a („früher-Vogel-Phase“), die bis 30. Oktober 2007 dauert, haben Markeninhaber mit Antragstellung vor dem 16. März 2004 das erste Zugriffsrecht, wobei die Marke veröffentlicht und in Benutzung sein muss. Ein Nachweis der Marke ist im Rahmen der Anmeldung nicht verpflichtend, jedoch auf Verlangen nachzureichen; DotAsia kooperiert hier mit der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte, die nach Möglichkeiten sucht, die behaupteten Rechte über Online-Abfragen der Markenämter zu prüfen. Lediglich in Fällen, wo dies nicht möglich ist, wird ein schriftlicher Nachweis angefordert. Aus welchem Land die Marke stammt, ist unerheblich; auch eine eintragene deutsche Marke berechtigt zur Teilnahme.

In Phase 2b folgen ab dem 13. November 2007 bis zum 15. Januar 2008 Marken mit Antragstellung und Eintragung vor dem 6. Dezember 2006; auch hier gilt, dass ein Nachweis nur auf Verlangen zu erbringen ist. Zeitgleich startet Phase 2c, in der Marken in Kombination mit Begriffen aus dem Bereich der Klasse, für die die Marke Schutz geniesst, angemeldet werden dürfen. Ebenfalls vom 13. November 2007 bis 15. Januar 2008 dauert Phase 3, in der Unternehmens- und Organisationsnamen mit offizieller Registrierung vor dem 6. Dezember 2006 angemeldet werden können; hier ist dann ein Nachweis bei Registrierung allerdings zwingend. Im Februar 2008 – geplant ist der 8. Februar 2008 – beginnt die allgemeine Landrush-Phase, bevor im März 2008 die Live-Registrierung startet.

Gegenüber der Einführung von .eu hat sich .asia eine weitere Besonderheit einfallen lassen: weder während den Sunrise-Phasen noch der Landrush Period gilt der „first come, first served“-Grundsatz; es ist also völlig egal, wann innerhalb dieser Phasen eine .asia-Domain angemeldet wurde. Bei .eu hatten teilweise Bruchteile von Sekunden darüber entschieden, in welcher Position eine Bewerbung stand, was dazu geführt hat, dass die Interessenten ihre Wunsch-Domains über zahlreiche Registrare angemeldet hatten, um die Chancen auf den Spitzenplatz zu verbessern. Dieses laut Chung „nervöse Modell“ wird es bei .asia nicht geben. Stattdessen hat sich .asia für ein Auktionsmodell entschieden: gibt es in der Sunrise Period oder der Landrush Period für eine Domain mehrere Bewerber, folgt eine Auktion, innerhalb derer die Domain über pool.com meistbietend versteigert wird. Gerade in der Landrush Period wird es also ein Wettbieten um die begehrten generischen .asia-Domains geben. Zu Beginn jeder Auktion wird jeder Mitbewerber über seine Konkurrenten namentlich informiert, um etwa Doppelbieter aus dem selben Unternehmen zu vermeiden. Die Auktion dauert dabei zunächst sieben Tage; sollte innerhalb der letzten 24 Stunden ein „change of lead“ stattfinden, verlängert sie sich um jeweils weitere 24 Stunden, so dass theoretisch ein wochenlanges Bieten denkbar ist. Das Bieten erfolgt in US-Dollar, entsprechende Konvertierungen sind aber eingeplant. DotAsia verspricht sich von diesem Weg, dass der Meistbietende seine Domain auch tatsächlich nutzt, statt sie lediglich zu Spekulationszwecken zu erweben. Erst in der Live-Phase im März 2008 gilt dann wieder der Prioritätsgrundsatz „first come, first served“.

Daneben hat sich Dotasia ein Pionier-Programm ausgedacht, das am 10. September 2007 geendet hat. Hier konnten sich Bewerber gegen Zahlung einer Gebühr von US$ 10.000,– um eine aus ihrer sicht besonders attraktive Domain bewerben. Dabei musste sichergestellt sein, dass die Domain von Anfang an mit hochwertigem Content versorgt wird, um auch so gleich zu Beginn .asia vor einem Nischendasein zu bewahren. Mehr als 300 solcher Bewerbungen hat DotAsia nach Angaben von Chung entgegengenommen, und wird sie in Kürze namentlich veröffentlichen.

Sonst folgt DotAsia als non-profit Organistion bekannten Pfade: die Vergabe erfolgt klassisch über Domain-Registrare, offizielle Subdomains gibt es nicht und für Streitfälle hat man die UDRP eins zu eins übernommen. Internationalisierte Adressen (IDNs) wird es vorerst noch nicht geben; da jedoch Chung seine technischen Wurzeln in diesem Bereich hat, arbeitet man auch hier an einer raschen Einführung. Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Gebühren: während der Auktionsphase fallen sie nur an, wenn der Interessent seine Domain tatsächlich bekommt. Hinsichtlich der Höhe der Gebühren für den Endkunden lässt DotAsia dem Markt freien Raum, vorgegebene Preise gibt es nicht. Für die Nutzer heisst es daher einmal mehr: vergleichen lohnt sich.

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