Tasting

Missbrauchsquote drastisch gesenkt

Die Internet-Verwaltung ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) verkündet das Ende des „Domain Tasting“: laut einer Untersuchung hat eine Änderung der Vergabebestimmungen das testweise Gratis-Registrieren von Domains um 99,7 Prozent gesenkt.

Ein exzessiver Gebrauch der so genannten Add Grace Period (AGP) steckt hinter dem Phänomen Domain-Tasting. Ursprünglich gedacht, um Tippfehler bei der Domain-Anmeldung korrigieren zu können, nutzten zahlreiche Domainer diese Frist, um Domains zu registrieren, sie mit Werbeanzeigen zuzupflastern und innerhalb der fünftägigen AGP zu entscheiden, ob der damit verbundene Traffic eine dauerhafte Registrierung lohnt. War dies nicht der Fall, wurde die Domain gelöscht, ohne dass dafür Gebühren anfielen. Zu Spitzenzeiten wurden auf diese Weise innerhalb eines Monats Millionen von .com-Domains angemeldet und innerhalb von fünf Tagen wieder gelöscht. Um den Missbrauch einzudämmen, änderte ICANN im Juni 2008 seine Policy und belegte AGP-Löschungen unter bestimmten Voraussetzungen mit einer Gebühr. Ein Beispiel aus der Praxis: hat ein Registrar 1.000 Domains im Monat registriert und 300 davon in der AGP wieder gelöscht, kam er auf 700 Domains netto. Da nach den seit Juni 2008 geltenden Regeln maximal zehn Prozent hiervon kostenlos sind, musste er für 230 Domains je US$ 0,20 an Gebühren bezahlen; künftig werden es sogar mindestens US$ 6,75 sein.

Und diese Maßnahme bleibt nicht ohne Wirkung: nicht nur, dass sie Geld in ICANNs Kassen spült, auch das Domain-Tasting ist drastisch zurückgegangen. Im Zeitraum zwischen Juni 2008 und April 2009 ging die Zahl der Löschungen in der AGP um 99,7 Prozent zurück; in Zahlen ausgedrückt ein Rückgang von etwa 17,7 Millionen auf knapp unter 60.000. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich einzelne Top Level Domains ansieht: waren es bei .com im Juni 2008 noch 15.738.292 Löschungen, sind es im April 2009 gerade einmal 37.519. Bei .net ging es von 1.860.164 auf 6.202 zurück. Lediglich bei .asia und .mobi stieg die Zahl der Löschungen, da die Verwalter die Policy-Änderung erst im Mai 2009 umgesetzt hatten. Sorgenfrei ist allein .coop: hier gab es keinerlei Löschungen innerhalb der Add Grace Period.

Erfreut stellt ICANN-CEO Rod Beckstrom fest, dass ICANN damit das Domain-Tasting – aufgrund der Werbeanzeigen auf zahlreichen Domains von ICANN auch als eine Art Internet-Graffiti bezeichnet – erfolgreich bekämpft hat: „Es ist ungeheuer zufriedenstellend, wie kollektive Verantwortung, Koordination und Problemlösung den Missbrauch des Domain Name System so rasch beseitigen kann.“ Beckstrom weiter: „Dies ist ein weiterer Beweis, dass das multi-stakeholder Modell ICANNs funktioniert, und zwar gut funktioniert“.

Den vollständigen ICANN-Report finden Sie hier.

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