Lange galt das berühmte „dotCom“ als das Maß aller Dinge in der Welt der Domains. Doch langsam beginnt diese Vormachtstellung zu bröckeln: wie der US-Nachrichtensender CNN in seinem Online-Angebot feststellt, sind die mehr als 240 Länderdomains (ccTLDs) weltweit das „next big thing“.
Nach nicht näher bestätigten Untersuchungen erreicht der Domain-Markt dank Registrierung und Handel in diesem Jahr ein Volumen von US$ 2,5 Milliarden. Der weitaus größte Teil wird dabei auf .com entfallen, doch erst die ständig wachsende Nachfrage nach Länderendungen wie .de, .eu, .cn oder .br hält das Domain-Feuer auch in Zukunft am Lodern. Dank liberalisierter Vergabebedingungen wird die Registrierung zum Kinderspiel, so dass die Website unter der eigenen Landeskennung fast schon zum „Muss“ wird. Damit beginnt die Nachfrage nach Länderdomains insgesamt zu steigen, wobei somit auch die Nachfrage nach Domains für die Online-Werbung zunimmt. Tim Schumacher von der Domain-Börse Sedo will dabei im Interview mit CNN unter den Domain-Spezialisten einen Trend zur Diversifizierung ausgemacht haben. Ähnlich wie im Aktienhandel setzen sie nicht auf eine Top Level Domain, sondern streuen ihr Portfolio breit unter zahlreichen Endungen. Dass auf diesem Weg eine Landesdomain selbst .com den Rang ablaufen kann, beweist Deutschland. So werben deutsche Unternehmen weit öfter mit ihrer .de-Domain, selbst wenn sie sich das .com-Pendant ebenfalls registriert haben. Und auch der deutsche Verbraucher erwartet Informationen unter einer .de-Domain, ebenso wie der österreichische Nachbar unter .at oder ein Schweizer unter .ch. Eine ähnliche Entwicklung der Länderdomain erwartet Schumacher in den kommenden Jahren auch für .mx (Mexiko) und .pl (Polen).
Die Parallele zum Handel mit Grundstücken zieht dagegen Marc Ostrofsky, Präsident von iReit, einem US-Unternehmen, das in den vergangenen 18 Jahren über 400.000 Domains angesammelt hat, um damit per Online-Werbung und Domain-Parking Geld zu verdienen. Doch auch er sieht bei den Länderendungen großes Wachstumspotential; so hat iReit erst kürzlich mehrere Millionen US-Dollar für ein Paket aus Domains mit den Endungen .de, .nl und .fr ausgegeben. Als nächstes will man sich in Indien und China nach lohnenden Investitionen umsehen. Die Gründe für den Aufstieg der ccTLDs liegen dabei auf der Hand: angesichts von mehr als 55 Millionen .com-Domains ist die Suche nach brauchbaren freien Domains oft mühsam und oft erfolglos. „Der .com-Markt ist derart gesättigt, dass man auf der Suche nach passenden Schlüsselbegriffen oft keine Chance hat, will man nicht sechsstellige Beträge bezahlen“, so Ron Jackson, Herausgeber von dnjournal.com. Länderendungen sind da ungeachtet der grösseren Auswahl weit günstiger.
Zweifellos beginnt mit dem Schritt weg von gTLDs hin zu den ccTLDs eine neue Epoche in der Domain-Geschichte, die erhebliche Auswirkungen auf die Registrar-Branche und den Bereich des Domain-Handels mit sich bringen wird. Und auch für Inhaber von Markenrechten heisst es mehr denn je, ein wachsames Auge auf die weltweiten Domain-Entwicklungen zu haben.
Eine Liste aller offiziellen ccTLDs sowie die zuständigen Vergabestellen findet man bei iana.org.