Dass bei der Einführung der Europa-Domain Missbrauch betrieben wurde, lässt sich kaum leugnen. Dass dabei Schurken aber jetzt sogar an offizieller Stelle in Brüssel vermutet werden, überrascht dagegen. Was es sonst noch an Neuigkeiten rund um Top Level Domains gab, hier unsere kompakte Übersicht.
Zu den „Internet-Schurken des Jahres“ hat der Verband der britischen Internet-Provider (ISPA) Viviane Reding, die luxemburgische EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien, sowie die EU-Kommission gekürt. Anlässlich der Verleihung des neunten UK Internet Industry Awards vergangene Woche begründete der Verband seine Entscheidung mit dem Hinweis, dass man mit den Sunrise-Regeln für .eu (dotEU) das obskurste Regelwerk seiner Art geschaffen hat, da britische Unternehmen anhand einer eidesstattlichen Versicherung hätten nachweisen müssen, dass es sie tatsächlich gibt. In Brüssel scheint man sich diese zweifelhafte Auszeichnung zu Herzen genommen zu haben; nachdem kürzlich die vorläufige Version des „code of conduct“ vorgelegt wurde, mit dem ein Verhaltenskodex für besonders ausgezeichnete Registrare erstellt werden soll, ruft EURid nun ausdrücklich die Öffentlichkeit zur Stellungnahme auf. Die Anmerkungen können noch bis 16. März 2007 per eMail eingesandt werden. Ob sie dagegen Berücksichtigung finden, bleibt offen, denn schon jetzt steht fest, dass der Verhaltenskodex am 29. März 2007 in jedem Fall offiziell in Kraft tritt.
In Ungarn freut sich das Council of Hungarian Internet Providers (CHIP) über die Registrierung der 300.000sten .hu-Domain. Welche Domain die Jubiläumsdomain war, war nicht auszumachen. Bekannt ist allerdings, dass mit sztaki.hu im Jahr 1991 die erste .hu-Domain überhaupt registriert worden war; die Adresse ist noch heute aktiv. Auch für die Zukunft stehen die Chancen gut, dass .hu auf Wachstumskurs bleibt. So dürfen die ungarischen Domains von Personen und Unternehmen mit Sitz innerhalb der EU registriert werden, und sind damit auch für Deutschland und Österreich erhältlich; die Verwendung von Sonderzeichen (Umlaut-Domains) ist dagegen unter .hu vorerst noch ausgeschlossen. Halten die derzeitigen Wachstumsraten an, könnte .hu somit spätestens in drei Jahren auf über eine halbe Million Domains kommen.
Public Interest Registry (PIR), Verwalter der generischen Top Level Domain .org, scheint mit ersten Maßnahmen dem als „Domain-Tasting“ bekannt gewordenen Phänomen der Kurzzeitregistrierung von Domain-Namen durch Registrare entgegentreten zu wollen. Am 22. November 2006 verabschiedete die Internet-Verwaltung ICANN einen geplanten Zusatz zum Registry-Vertrag, der es PIR erlauben soll, eine Gebühr von bis zu US$ 0,05 für jede Domain zu verlangen, die innerhalb der 5tägigen „grace period“ vom Registrar wieder gelöscht wird, wenn zudem die Zahl der von diesem Registrar innerhalb von 30 Tagen gelöschten Domains mehr als 90% der registrierten Adressen ausmacht. Derzeit läuft bei ICANN die Phase der „comment period“, in der die Öffentlichkeit zu den Plänen Stellung nehmen kann, dies erfahrungsgemäß jedoch kaum tut. Wann die Regelung endgültig in Kraft tritt, ist offen.