EuroDNS

Streit um .fr-Domains endet mit Patt

Die erste Runde zwischen dem Luxemburger Registrar EuroDNS und der französischen Domain-Verwaltungsstelle AFNIC vor einem Versailler Gericht im Streit um die Blockade von knapp 4.500 .fr-Domains mündete in einem klassischen Patt: einen Teil der Webadressen muss EuroDNS zwar übertragen, über den Rest will das Gericht aber erst nach einem zweiten Termin entscheiden.

Am 21. Oktober 2004 hatte der Vorstand von AFNIC ohne ausdrückliche Vorwarnung entschieden, 4.465 .fr-Domains aufgrund angeblicher Verstöße gegen die Vergaberegelungen vorläufig zu suspendieren. Auslöser waren offensichtlich zahlreiche Beschwerden von nicht näher bekannten Markeninhabern, die sich durch Cybersquatting in ihren Rechten verletzt fühlten. Inhaber sämtlicher betroffener Domains ist Herr Laurent Nunenthal, der diese jedoch seinerseits nur als Treuhänder für EuroDNS hält. Auf diesem Weg können auch nicht im französischen Handelsregister eingetragene Unternehmen .fr-Domains registrieren. Gegen diese Entscheidung, von der neben markenrechtlich bedenkliche Domains wie addidas.fr, dysney.fr, e-bay.fr ebenso betroffen sind wie eher unverdächtige Adressen, darunter invite.fr oder psychiatry.fr, hat sich EuroDNS wie angekündigt in Versailles gerichtlich zur Wehr gesetzt.

Nach Angaben von intern.de entschied nun das Gericht, dass den Beschwerden der als »Intervenants volontaires« aufgetretenen Markeninhabern stattgegeben wird und deren Domains nach Prüfung des Einzelfalls freiwillig von EuroDNS entweder übertragen, gelöscht oder blockiert werden. Über die Sperrung der restlichen Domains trifft das Gericht seine Entscheidung erst nach einer näheren Prüfung; eine zweite Verhandlungsrunde ist für den 14. Dezember anberaumt.

Für die betroffenen Kunden von EuroDNS ist diese Situation mehr als unbefriedigend, können sie ihre .fr-Domains doch nach wie vor nicht nutzen. Das Streitschlichtungsverfahren von AFNIC, welches ebenfalls zur Lösung des Konflikts herangezogen hätte werden können, hat das Gericht ignoriert. Es drängt sich der Verdacht auf, dass AFNIC die Lücken seiner ehemals äusserst strengen und erst seit Mai diesen Jahres liberalisierten Vergaberegelungen schlicht übersehen hat. Auf dem Umweg über ein Gericht versucht man nun, ein Klima der rechtlichen Ungewissheit zu erzeugen und potentielle Nachahmer abzuschrecken. Dem weiteren Erfolg von .fr, deren Registrierungszahlen sich seit der Liberalisierung auf gut 310.000 fast verdoppelt haben, erweist AFNIC jedenfalls einen Bärendienst.

Weitere Informationen sowie eine Liste mit allen 4.465 suspendierten Domain-Namen bei afnic.fr.

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