ccTLDs

Streit um die für »Nacktes« und »Neues« genutzte Länderendung .nu

Um die Top Level Domain .nu, offizielles Länderkürzel des pazifischen Eilands Niue, ist ein heftiger Streit entbrannt: unter Verweis auf das Interesse, die Kontrolle über die eigene ccTLD erlangen zu wollen, hat die Inselregierung die schwedische Internetstiftelsen i Sverige (IIS) verklagt.

Mit rund 1.600 Einwohnern, einer Fläche von rund 260 Quadratkilometern, einer chronisch defizitären Handelsbilanz sowie dem zweifelhaften Ruf einer Steueroase zählt Niue zu jene Staaten dieser Erde, die selten die weltweiten Schlagzeilen dominieren. Umso bekannter ist das assoziierte Mitglied des »Commonwealth of Nations« für die offizielle Länderendung .nu. Das Wort »nu« bedeutet in einigen skandinavischen Sprachen und im Niederländischen »jetzt«, so dass sich interessante Domains bilden lassen. Da »nu« zudem auf Französisch »nackt« bedeutet, wird die Domain ausserdem auch für französischsprachige Erotik-Angebote benutzt. Seit dem Jahr 2013 hat die schwedische IIS, zugleich Verwalterin der Länderendung .se, die administrative und technische Kontrolle von .nu inne; so teilte dies zumindest WorldNames Inc. mit, das zuvor die Registry betrieben hatte. Schon damals waren rund zwei Drittel aller .nu-Domains auf Personen mit Sitz in Schweden registriert. Aktuell sind insgesamt rund 400.000 .nu-Domains vergeben.

Doch deren Inhaber müssen nun zittern. Wie IIS inzwischen offiziell bestätigt hat, wurde die Organisation von der Regierung von Niue vor einem Gericht in Stockholm verklagt. Die Insulaner wollen klären lassen, ob IIS berechtigt ist, .nu zu unterhalten und zu verwalten. Außer Streit steht, dass die in Niue ansässige »IUSN Foundation« als ccTLD-Manager für .nu auftritt. Das Klageverfahren wird dabei maßgeblich von Par Brumark geführt, einem in Dänemark lebenden Schweden, der die Übernahme im Jahr 2013 trotz vertraglich vereinbarter Zahlungen von mindestens US$ 14,7 Mio. für 15 Jahre als rechtswidrig bezeichnet. Er geht davon aus, dass lediglich ein Lizenzierungsvertrag abgeschlossen wurde. Eine der Kernfragen ist offenbar, ob .nu als nationale, zu Schweden gehörende Domain anzusehen ist. Nur in diesem Fall wäre IIS satzungsmäßig berechtigt, die Endung von Niue zu verwalten. Geht es nach der schwedischen Post- und Telekommunikationsbehörde PTS, gehört .nu nicht zu Schweden, da man dort die Regulierungsregeln für .se nicht für .nu anwendet. Das Stockholm County Administrative Board hat IIS jedoch schon im Jahr 2012 gestattet, weitere TLDs zu verwalten, ohne .nu dabei explizit zu erwähnen.

Ob sich das Gericht in Stockholm der Sache annehmen wird, ist derzeit noch offen. In Interviews hat Brumark angedeutet, dass er sich auch eine gütliche Einigung vorstellen können; die werde für IIS aber kostspielig. Sollte er hingegen gewinnen, ist auch ein Folgerechtsstreit mit der »IUSN Foundation« nicht ausgeschlossen.

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