EURid

Der Registry-Vertrag zur Verwaltung der Top Level Domain .eu ist neu ausgeschrieben

Die EU-Kommission hat den Registry-Vertrag für die europäische Top Level Domain .eu neu ausgeschrieben: noch bis Ende des Jahres können sich Interessenten um die EURid-Nachfolge bemühen; ernsthafte Chancen dürften sie aber kaum haben.

Am 05. Oktober 2020 veröffentlichte die EU-Kommission den Call for Tenders und startete damit offiziell die Ausschreibung des .eu-Vertrages. Potentielle Interessenten haben bis zum 30. Dezember 2020 Gelegenheit, ihre Bewerbung einzureichen. Grundlage der Ausschreibung ist die Verordnung Nr. 2019/517 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. März 2019 »über die Durchführung und Funktionsweise der Domäne oberster Stufe .eu«. Die Kommission hat die Hürden für eine erfolgreiche Bewerbung hoch gelegt: bewerben soll sich nur eine »not-for-profit organisation« mit »registered office, central administration and principal place of business« innerhalb der EU; die Bildung eines Konsortiums mit einer »commercial entity« ist jedoch nicht ausgeschlossen. Auch Organisationen mit Sitz in Großbritannien sind zugelassen. Die üblichen Verdächtigen wie VeriSign oder Neustar dürften also schon an dieser Hürde scheitern. Keine Chance haben indes Neulinge im Registry-Geschäft; die EU-Kommission erwartet ein

minimum level of 7 years of experience in areas related to the organisation, administration and management of domain names as a Registry or as a registrar.

Wer Fragen zur Bewerbung hat, kann diese bis spätestens 21. Dezember 2020 an die EU-Kommission senden.

Trotz der Ausschreibung gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass die alte Registry nicht auch die neue sein wird und damit beginnend ab Oktober 2022 EURid weitere fünf Jahre die Geschicke von .eu lenkt. Im Zuge der Einführung von .eu vergab die EU-Kommission im Mai 2003 erstmals die Aufgabe der Verwaltung von .eu an EURid. Hinter EURid steckt ein in Diegem (Brüssel) ansässiges Konsortium, welches von den country code Top Level Domain-Verwaltungen der Länder Belgien (.be), Italien (.it) und Schweden (.se) gegründet wurde. Mit den Domain-Verwaltungen von Slovenien (.si), Tschechischer Republik (.cz) und Luxemburg (.lu) waren bereits zur Gründung drei weitere Mitglieder assoziiert. Zu den wichtigen Köpfen von EURid zählt Marc Van Wesemael, vormals DNS.be-Direktor und mittlerweile General Manager der Registry. Erst im Februar 2020 hat die EU-Kommission in ihrem Bericht »On the implementation, functioning and effectiveness of the .eu Top-Level Domain from April 2017 to April 2019« attestiert, dass

die .eu Domain im Allgemeinen weiterhin effektiv funktioniert, indem sie den Zugang zum digitalen Binnenmarkt auf sichere und vertrauenswürdige Weise erleichtert und es Europäern ermöglicht, ihre Identität online darzustellen.

Ohne Not die .eu-Registry zu wechseln, dürfte der EU-Kommission daher schwer fallen, nicht zuletzt im Angesicht der Corona-Pandemie und der wachsenden Spannungen rund um den Datenschutz zwischen Europa und den USA.

Mit aktuell rund 3,5 Millionen registrierten Domain-Namen gehört .eu nach Angaben von Pearse O’Donohueon, dem »Director, Future Networks, DG CONNECT« der EU-Kommission, zu den grössten ccTLDs weltweit. Selbst unter den nTLDs gibt es mit .icu und .xyz nur zwei Endungen mit mehr Registrierungen.

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