Schwerer Schlag gegen Domain-Grabber: EURid, die in Brüssel ansässige zentrale Verwaltungsstelle für alle Domains mit der Endung .eu (dotEU), hat im Kampf gegen so genanntes „warehousing“ 74.000 .eu-Domains vorläufig suspendiert. Ein Gericht soll nun klären, ob die Domains wegen Verstosses gegen die EU-Verordnungen wieder freigegeben werden müssen.
Wie bereits in Ausgabe #316 dieses Newsletters berichtet, war es im Zusammenhang mit dem Start der 2. Landrush Period zu offensichtlichen Manipulationsversuchen gekommen; zahlreiche attraktive Domains fielen in die Hände einer kleinen Gruppe von Inhabern, den Firmen Ovidio Ltd., Fausto Ltd. und Gabino Ltd., welche sich ihrerseits über 400 verschiedener Registrare bedienten, sämtlich mit Sitz in New York. Gegen diese Registrare hat EURid nun ein Verfahren wegen Vertragsbruch eingeleitet. Den Registraren wird vorgeworfen, systematisch für sich .eu-Domains registriert zu haben, um sie an Dritte zu verkaufen, ein als so genanntes „warehousing“ bekanntes und unzulässiges Phänomen. „In diesem Fall sind wir davon überzeugt, dass sich eine Anzahl von Registrierstellen hinter den Inhabern (Ovidio Ltd, Fausto Ltd und Gabino Ltd) dieser 74 000 .eu-Domänennamen verbirgt. Die Inhaber dieser Domänennamen und die Registrierstellen können als ein und dieselbe Entität betrachtet werden“, so Herman Sobrie, Leiter der Rechtsabteilung von EURid.
Um einen Missbrauch des Systems zu verhindern und den guten Ruf von dotEU nicht zu beschädigen, hat EURid ein entschlossenes Vorgehen gegen derartige Praktiken angekündigt. Die Domains sind vorläufig suspendiert („on hold“), und ein Gerichtsurteil wird abgewartet. Unklar ist allerdings, ob sich zunächst das Prager Schiedsgericht der Sache annehmen wird, oder man gleich ein ordentliches Gericht anruft. EURid wäre es am liebsten, wenn die Domains sämtlich neu vergeben würden, so dass praktisch wohl eine 3. Landrush Period durchzuführen wäre. Statistisch hat die Suspendierung bereits Spuren hinterlassen: die Gesamtzahl an registrierten .eu-Domains ist wieder unter die 2-Millionen-Marke gesunken.
Eher beiläufig hat EURid ferner erwähnt, man kontrolliere ständig, dass alle Domain-Inhaber ihren Sitz in der EU haben. Bei einer Handvoll .eu-Domains sei es ebenfalls bereits zu einer Suspendierung gekommen, da die Inhaber nicht nachweisen konnten, in der EU ansässig zu sein. Mit weiteren Prüfungen auch in diesem Bereich ist also zu rechnen.