EURid, in Brüssel ansässige Verwaltungsstelle für die Europa-Domain .eu, (dotEU), will das Image der neuen Endung aufpolieren: ein noch zu schaffender Verhaltenskodex für Registrare soll den Internetnutzern anzeigen, wann sie es mit einem hervorragenden Unternehmen zu tun haben.
Nicht nur die Inhaber kennzeichenrechtsverletzender Domain-Namen bereiten EURid Kopfzerbrechen, auch unter den Domain-Registraren finden sich einzelne faule Äpfel. So macht die Zypern-Connection gut ein Jahr nach Beginn der Sunrise Period EURid nach wie vor zu schaffen. Im Juli 2006 suspendierte EURid mehr als 74.000 .eu-Domains, darunter Adressen wie beethoven.eu und hotelparking.eu, nachdem es im Zusammenhang mit dem Start der zweiten Landrush Period zu offensichtlichen Manipulationsversuchen gekommen war. Zahlreiche besonders attraktive Domains waren über US-Registrare in die Hände einer kleinen Gruppe von Inhabern bestehend aus den Firmen Ovidio Ltd., Fausto Ltd. und Gabino Ltd. gefallen, woraufhin EURid Klage vor einem Zivilgericht in Brüssel erhob. Im Rahmen eines Eilverfahrens wurde man allerdingsaufgrund eines formalen Mangels gerichtlich dazu verpflichtet, sämtliche Domains freizugeben und insbesondere ihre Übertragung zuzulassen. Im Interview mit heise.de gab EURid-Jurist Herman Sobrie nun an, dass man die Zusammenfassung beider Prozesse anstrebe, und sich weiter gegen unzulässiges „warehousing“ von Domains durch Registrare wehren werde. Auch zwei deutsche Registrare hat EURid wegen angeblicher Vertragsverletzungen im gerichtlichen Visier.
Mit einer Art Gütesiegel für Registrare mit vorzüglichem Service will EURid daher verlorenen Boden zurückgewinnen. Beginnend ab dem 2. Quartal 2007 werden besonders qualifizierte Registrare mit einem Qualitätslabel ausgezeichnet (Logo). Voraussetzung ist, dass der Registrar zuvor einen Verhaltenskodex (engl. „Code of Conduct“) unterschrieben hat; dieser wird derzeit erstellt und nach Fertigstellung veröffentlicht. Darüber hinaus soll ein Verhaltensgremium („Board of Conduct“) gewählt werden, das die Einhaltung der Regeln des Verhaltenskodex überwachen soll. Schwarze Schafe unter den Registraren sollen so leichter entdeckt und vom Kunden gemieden werden können. Einzelheiten hierzu sind derzeit aber noch nicht bekannt, so dass offen bleibt, ob EURid lediglich einen zahnlosen Papiertiger schafft oder ein Qualitätsinstrument, um das Vertrauen in die neue Endung weiter zu stärken.
In Bulgarien und Rumänien, den beiden Neulingen, scheint die erste .eu-Euphorie dagegen kurz nach der Einführung schon wieder gedämpft: aktuell meldet Rumänien enttäuschender Weise lediglich knapp über 1.000 Domains. Noch schlechter präsentiert sich Bulgarien mit gerade mal 203 .eu-Domains; selbst die im indischen Ozean gelegene Trauminsel Reunion kann auf über 230 .eu-Domains verweisen.