Start-Ups

Jungunternehmen zeigen weniger Interesse an .com-Domains

Domain-Investor Elliot Silver macht in einem aktuellen Artikel auf einen Thread von Marc Köhlbrugge auf Twitter aufmerksam, laut dem Start-Ups in den vergangenen zehn Jahren deutlich weniger unter .com-Domains starten, sondern erfolgreich auf Endungen wie .co, .io und .xyz setzen.

Silver sieht durch die Daten, die Grundlage für die Aussagen Köhlbrugges sind, seine Wahrnehmung bestätigt. Zur Herkunft der Daten selbst, welche Start-Ups da eingeflossen sind, kann Silver nichts sagen. Silver entnimmt seine Erfahrung aber Erwähnungen von Start-Ups bei TechCrunch und Techmeme. Er überlegt sich dann immer, welchen Namen so ein Start-Up mit einer allgemeinen Bezeichnung nutzt, in dem Wissen, dass eine Domain im Wert von US$ 1,5 Mio. für diese nicht bezahlbar ist.

Diese Erwägungen füllte nun Köhlbrugge auf Twitter mit Daten, die eine zehnjährige Entwicklung zeigen und von betalist.com stammen. Köhlbrugge ist Mitgründer von betalist.com, einem Portal für Start-Ups. Start-Ups können sich bei betalist.com eintragen, sie werden dort regional und branchenweise sortiert. Über diese Plattform könnten tatsächlich Daten, die allerdings wohl eher nur dort gelistete Start-Ups betreffen, gesammelt werden. Laut Köhlbrugge weisen die gesammelten Daten darauf hin, dass in den vergangenen zehn Jahren die Nutzung von .com-Domains durch Start-Ups von 78 Prozent auf 56 Prozent gesunken ist. Die Hochzeit für .com-Domains war demnach 2012 und sank bis 2016 auf einen Tiefpunkt von ca. 53 Prozent, um dann wieder auf 62 Prozent in 2018 anzusteigen. Jetzt aber liegt der Wert bei 56 Prozent. Hält man die von Köhlbrugge vorgelegten Graphen für die Endungen .co, .xyz und .io darüber, so ergeben sich Korrelationen. 2015, als .com auf etwa 56 Prozent eingeknickt war, verzeichnete .co ihren Höchstwert von ca. 7,5 Prozent als Wahl-Endung von Start-Ups. Während der Tiefphase von .com in 2016 (53 Prozent) erhob .xyz sein Haupt, kam aber lediglich auf 0,4 Prozent, entwickelte sich von da bis heute aber hoch auf 0,6 Prozent. Viel nimmt .xyz .com so nicht ab. Deutlich bessere Werte zeigt hingegen die auch im Domain-Handel immer beliebtere .io. Seit 2012 steigt sie vom Beliebtheitswert von ca. 1,5 Prozent auf und bewegt sich seit 2018 bei knapp 10 Prozent aller Start-Ups, die betalist.com auswertet. Schließlich bringt Köhlbrugge noch die Endung .so (Somalia) ins Spiel, die nach seinem Dafürhalten in den vergangenen zwei Jahren sich erfolgreich von weniger als 0,1 Prozent auf mittlerweile 0,7 Prozent steigern konnte.

Sehen wir also hier eine Verschiebung der Beliebtheit von Domains für Start-Ups unter .com hin zu anderen Endungen? Wenn ja, dann spricht vieles dafür, dass dies äußere Zwänge sind, da die Fülle an registrierten .com-Domains nicht mehr so viele Möglichkeiten bietet wie noch vor zehn Jahren, als allerdings auch schon eine riesige Anzahl .com-Domains registriert waren. Es ist sicher so, wie von Silver festgestellt: Start-Ups können es sich in der Frühphase nicht leisten, einen erheblichen Brocken des Budgets in eine teure .com-Domain zu investieren, die sich in Händen eines Investors befindet. Diese Ressourcen sind in Arbeitskraft und IT besser angelegt. Und nur, wenn ein Start-Up Potential zeigt und weitere Mittel erhält (in einer Finanzierungsrunde) oder tatsächlich Gewinne erwirtschaftet, kann es sich es leisten, die – vielleicht ursprünglich gewollte – angemessene .com-Domain teuer zu erwerben. Bis dahin erscheint die Endung .io (Britisches Territorium im Indischen Ozean) mit einem Start-Up-Anteil von 10 Prozent der Verantwortliche zu sein, der .com bei der Start-Up-Branche Konkurrenz macht. Daten zur Entwicklung von .ai legte Köhlbrugge nicht vor. Der Anteil von .xyz ist marginal, .co bewegt sich eher wieder bergab und von .so kann noch nicht die Rede sein – man wüsste auch nicht, warum.

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