Wohin steuert die deutsche Domain-Verwaltung DENIC eG? Mit einem Strategieplan hat der Vorstand nun erstmals ein Papier vorgelegt, das als Leitbild für die kommenden Jahre fungieren könnte.
Etwa ein Jahr ist es her, dass bei der DENIC mit dem Rücktritt von Vorstandsfrau Sabine Dolderer zahlreiche personelle Veränderungen einsetzten, die in der Wahl eines neuen Aufsichtsrates und einem überraschenden Comeback von Dolderer endeten. Zurück in der Sacharbeit stellt sich daher die Frage, in welche Richtung die DENIC künftig steuert. Zu diesem Zweck hat der neue Vorstand nun ein neunseitiges Strategiepapier veröffentlicht, das, in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat, die Vorstellungen der Führung zusammenfasst.
Basierend auf dem Grundgedanken einer privatwirtschaftlichen Selbstverwaltung, verweist DENIC zunächst auf die hohe fachliche Kompetenz, internationale Wertschätzung und die tiefe Verwurzelung in der deutschen Internet Community. Zu Recht betont DENIC die Erfolgsgeschichte der letzten zwölf Jahre, in denen etwa zwölf Millionen .de-Domains registriert und eine stabile und zuverlässige Infrastruktur aufgebaut wurde. So ist es möglich, dass inzwischen rund zwei Millionen Transaktionen (Neuregistrierung, Aktualisierung oder Löschung von Domain-Daten) monatlich über das Registrierungssystem abgewickelt werden können. Doch die ansteigende Nutzung der Dienste – allein nur die Zahl der Nameserver-Anfragen hat sich von Anfang 2006 bis Ende 2007 versechsfacht – stellt DENIC vor neue Herausforderungen, die erhebliche Investitionen erforderlich machen. Einzige Einnahmequelle der DENIC jedoch bilden derzeit Domains, so dass DENIC gezwungen ist, sich erneut der Frage der Erweiterung der Geschäftstätigkeit zu stellen.
Bei der DENIC favorisiert man dabei einen Mittelweg: keine Beschränkung auf die Verwaltung von .de, aber auch keine Entwicklung zu einem globalen Registry-Provider. Letzteres ist nicht nur eine Anspielung auf alte Pläne zur Übernahme der Verwaltung von .net, sondern auch eine Begrenzung von Risiken, die sich einem Registry-Betreiber durch hohe Investitionen und eine Unterstützung problematischer Policies ergeben können. Um den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden, will man sich bei DENIC auf drei grundlegende Aufgaben konzentrieren: operational Excellence, Gestaltung und Weiterentwicklung in neue Bereiche, die die Bereitstellung neutraler Infrastrukturdienste für Deutschland benötigen und Stärkung des Modells der industriellen Selbstverwaltung – Begriffe, die es in den kommenden Monaten und Jahren mit konkreten Taten umzusetzen gilt. Für die kommenden Wochen sind die Mitglieder der DENIC nun aufgerufen, diese Strategie zu diskutieren, kommentieren und Wünsche wie Anregungen einzubringen. Gelegenheit hierzu bietet sich bereits am 27. Mai 2008, wenn in Frankfurt am Main die jährliche Haupversammlung stattfinden wird.