Domain-Handel

Domain-Investor Michael Berkens plaudert aus dem Nähkästchen über nTLD-Verkäufe

Der Anwalt und Domainer Michael Berkens hat den neu eingeführten generischen Top Level Domains ein miserables Zwischenzeugnis ausgestellt: anlässlich des »Domain Investor’s MeetUp« in Asheville machte er Spekulanten keine Hoffnung auf gewinnbringende Geschäfte.

Der ungekrönte Domain-King Rick Schwartz hat seinen (Un-)Ruhestand vorübergehend unterbrochen und vom 1. bis zum 3. August 2019 zur Premiere des »Domain Investor’s MeetUp« nach Asheville (US-Bundesstaat North Carolina) geladen. Mit im Gepäck hatte er Michael Berkens, mit rund 30 Jahren Erfahrung ein Veteran im Handel mit Domains. Und der nutzte diese Gelegenheit, sich zu den Geschäftsaussichten für nTLDs zu äußern. Berkens, der im Gegensatz zu Schwartz zahlreiche Domains mit neuer Endung hält, zeigte sich ernüchtert. Zu Beginn habe man gedacht, dass mit den nTLDs die Anfangstage des Domain-Handels wiederkämen, mit zahlreichen neuen Chancen auf attraktive Domain-Namen für jedermann. Doch diese Einschätzung habe sich nicht bestätigt. Zwar erhalten einige Domains mit neuer Endung signifikanten Type-In Traffic, so dass sich auch mit Parking Geld verdienen lasse. Als Beispiel nannte Berkens obama.care mit tausenden Besuchern im Jahr allein durch »Type-In«-Traffic; diese Domain erziele rund US$ 500,– im Jahr, bei Kosten von US$ 150,– für die Registrierung jährlich. Ähnliches gelte für Domain-Namen wie moving.company, bank.loans, online.dating und atlantic.city. Hier zeige sich, dass die Domain-Endung weniger von Bedeutung sei; maßgeblich seien »natural phrases«. Sie hätten durchaus das Potential, wenigstens 1.000 Besucher jährlich anzuziehen.

Doch es gibt nach Einschätzung von Berkens auch neue Endungen, bei denen er drastisch von »solid death« sprach. Dazu zählt er vor allem geoTLDs wie london, .nyc oder .tokyo. Dort liege der Traffic bei praktisch Null, weshalb eine Registrierung unter allen Umständen zu vermeiden sei. Im sekundären Markt habe er festgestellt, dass Verkaufspreise im vierstelligen US-Dollarbereich kaum zu erzielen seien. Dabei differenzierte Berkens zwischen den Verkäufen durch die Registry direkt und dem Handel zwischen Domainern. So wurden online.casino (US$ 510.000,–), vacation.rentals (US$ 500.300,–), home.loans (US$ 500.000,–) und the.club (US$ 300.000,–) zu hohen Preisen durch die Verwaltungen verkauft; im Handel zwischen Domainern seien sechsstellige Beträge aber äußerst rar. Berkens selbst gelang 2018 der Verkauf von talk.show für immerhin US$ 50.000,–. Als schwerwiegenden Nachteil hob er hervor, dass nTLDs im Verhältnis zu einem .com-Portolio signifikant teurer im Unterhalt seien. Mangels Gebührendeckelung sind Erhöhungen um ca. 30 Prozent oder mehr möglich sind; so hat zum Beispiel Donuts angekündigt, die Preise ab dem 01. Oktober 2019 erhöhen zu wollen. Berkens sparte aber auch nicht mit Kritik an der eigenen Branche. Sie habe sich bis auf wenige Ausnahmen in den nTLD-Prozess bei ICANN nicht ausreichend eingebracht. Zudem seien tollen Ankündigungen und Präsentationen zu den Möglichkeiten der eigenen Top Level Domain wie etwa der BMW AG bisher kaum Taten gefolgt. Dass Amazon und Google ihre Marktmacht nutzen, um nTLDs populärer zu machen, schloss Berkens vorerst aus. Konkret auf den Punkt gebracht, gab Berkens den nTLDs ein klares »nay«.

Von Bedeutung ist, dass Berkens Domains aus der Sicht eines Domain-Investors beurteilt. Für ihn stehen also die Nutzerzahlen im Vordergrund; mögliche andere Vorteile wie die regionale und lokale Zuordnung von Inhalten spielen für ihn keine Rolle. Als allgemeingültig darf man die Ausführungen von Berkens daher gerade nicht verstehen. Dass nTLDs und insbesondere geoTLDs ihr volles Potential aber derzeit noch nicht ausschöpfen, wird man dennoch festhalten dürfen.

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