DSGVO

WHOIS-Daten stehen vor drastischer Beschneidung

Die Einführung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) wirft ihren langen Schatten voraus: nach Angaben von CENTR (Council of European National Top-Level Domain Registries) werden zahlreiche Verwalter von Länderdomains die öffentlichen WHOIS-Informationen einschränken.

Seit ihrem Inkrafttreten im Mai 2016 hat die DSGVO für erhebliche Verunsicherung in der Domain Name Industry gesorgt. Unklar ist vor allem, inwieweit Änderungen im Registrierungsverfahren einschließlich der Verwaltung der WHOIS-Daten notwendig werden, wenn die DSGVO ab dem 25. Mai 2018 unmittelbar in allen EU-Mitgliedstaaten verbindlich anzuwenden ist. Vor über einem Jahr hat CENTR deshalb damit begonnen, das Problem verbandsintern zu diskutieren. In einem Brief an das Brüsseler ICANN-Büro vom 16. November 2016 hat die Organisation nun einen Teil der bisherigen Ergebnisse in allgemeiner Form veröffentlicht. So gibt es zum Beispiel bisher keine Handlungsempfehlungen der nationalen Datenschutzbehörden, wie mit dem WHOIS künftig umgegangen werden soll. Die einzige, CENTR bekannte Stellungnahme stammt von der »Article 29 Working Party« (Art. 29 WP) aus dem Jahr 2003; diese Gruppe für den Schutz von Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten hat jedoch vornehmlich beratende Funktion für die Europäische Kommission.

Am konkretesten wird CENTR bei der Frage, welche Maßnahmen die ccTLD-Betreiber planen, um künftig DSGVO-konform arbeiten zu können. Hierzu hat man im Juni 2017 eine Umfrage veranstaltet, an der 28 Registries teilgenommen haben und die zu folgenden Ergebnissen geführt hat:

  • 46,4 Prozent wollen einige WHOIS-Datenfelder verbergen
  • 21,4 Prozent wollen die Zahl der WHOIS-Abrufe limitieren
  • 3,6 Prozent wollen den Zugriff auf eigene Daten zum Beispiel eines Registrars beschränken
  • 28,6 Prozent wollen ihre Vereinbarungen mit den Registraren überarbeiten
  • 32,1 Prozent wollen ihre Vereinbarungen mit sonstigen Dritten überarbeiten
  • 10,7 machten nicht näher genannte Angaben
  • 25 Prozent machten keine Angaben.

Auch wenn diese Umfrage nicht repräsentativ ist, zeigt sie auf, wohin die Reise geht – der Zugang zu WHOIS-Daten wird schon in wenigen Monaten erheblich reduziert sein.

Wie sehr der Datenschutz noch nationales Stückwerk ist, belegt eine weitere CENTR-Information: Selbst wenn einzelne ccTLD-Betreiber einen Teil der WHOIS-Angaben unveröffentlicht lassen, fehlt es bisher an einheitlichen Akkreditierungsprozessen beispielsweise für Strafverfolgungsbehörden, um auf die Daten zuzugreifen. Im Ergebnis verfährt damit also jedes Land nach seinen eigenen Regeln. Ob ICANN dies dazu nutzt, um einheitliche Schnittstellen einzuführen, bleibt abzuwarten; auch die Internet-Verwaltung selbst hat noch keine konkreten Lösungen für die Vielzahl von DSGVO-Problemen erarbeitet.

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