Inkognito

Proxy-Dienste auf dem Vormarsch

Einer von fünf Domain-Inhabern nutzt einen Privacy- oder Proxy Service, um seine wahre Identität zu schützen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des National Opinion Research Center, die von der Internet-Verwaltung ICANN veröffentlicht wurde.

Wer eine Domain registriert, ist nach den Vertragsbestimmungen aller ICANN-akkreditierten Registrare sowie zahlreicher Länderdomain-Verwalter verpflichtet, seine Kontaktdaten offenzulegen. In der häufig öffentlich einsehbaren WHOIS-Datenbank kann dann jedermann nachlesen, wem eine Domain gehört. War eine solche Regelung in den Anfangstagen des Domain Name System noch sinnvoll, wachsen mit der Sensibilität für Datenschutz jedoch die Bedenken gegen derartige Praktiken. Hier setzen nun so genannte Privacy- oder Proxy-Dienste an, bei denen gegen ein zusätzliches Entgelt der Anbieter selbst als Domain-Inhaber eingetragen wird und diese treuhänderisch für den Kunden verwaltet. Unklar war bisher, ob und wie weit verbreitet solche Angebote inzwischen sind, weshalb ICANN im Jahr 2009 eigens eine Studie in Auftrag gegeben hat.

Und deren Ergebnisse sind erstaunlich: von 2.400 repräsentativ ausgewählten Domains unter einer der fünf wichtigsten generischen Endungen .com, .net, .org, .info und .biz (CNOBI) sind im Durchschnitt 18 Prozent über einen Anonymitätsdienst angemeldet, wobei die statistische Fehlerquote lediglich eine Abweichung von zwei Prozent zulässt. In absoluten Zahlen ausgedrückt heisst das, dass zwischen 17,7 und 18,4 Millionen der damals circa 101 Millionen CNOBI-Domains laut WHOIS jemandem gehören, der dem wahren Inhaber nicht entspricht. Die Studie legt sogar den Schluss nahe, dass bei inzwischen 115 Millionen Domains der Anteil an anonym registrierten Domains noch weiter angestiegen ist und bei deutlich über 20 Millionen liegt. Wie sich diese Zahl quer über die einzelnen Endungen verteilt, verrät die Studie leider nicht.

Welche Schlüsse ICANN aus dieser Studie zieht, ist derzeit offen; eine Abschaffung von Proxy-Diensten ist jedoch kaum mehr vorstellbar. Für Inhaber von Kennzeichenrechten erhöht sich so die Hürde, Rechtsverletzern auf die Spur zu kommen, wenngleich die Anbieter von solchen Anonymisierungsdiensten im Fall behaupteter Rechtsverletzungen ohnehin berechtigt sind, die Daten des wahren Inhabers preiszugeben. Einen Mittelweg hat die europäische Domain-Verwaltung EURid gewählt: hier lässt sich dem öffentlichen WHOIS oft nur die eMail-Adresse des Inhabers entnehmen, erst auf Nachfrage über ein eigenes Formular teilt EURid auch die übrigen Kontaktdaten mit.

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