ICANN

Neue Whois-Regeln für RA- und RAA-Verträge

WHOIS ist tot, lang lebe WHOIS: mit der Veröffentlichung einer Neufassung der Registry- und Registrar-Verträge hat die Internet-Verwaltung ICANN die Endphase des alten WHOIS-Systems eingeläutet. Für die meisten Nutzer ändert sich jedoch nichts.

Seit 2011, damals noch auf Betreiben des »Security and Stability Advisory Committee«, arbeitet ICANN an einer Reform des WHOIS-Systems. Fehlende Internationalisierung, mehr Sicherheit im Datenzugriff, das Bedürfnis nach gestaffelten Zugriffen sowie standardisierte Ausgabemeldungen machten eine Reform des bisherigen WHOIS-Protokolls unvermeidbar. Unter dem (Bußgeld-)Druck der Datenschutzgrundverordnung mussten diese Arbeiten intensiviert werden. Im Februar 2019 schaffte ICANN erste Fakten: bis 26. August 2019 erhielten die Domain-Registrare Zeit, das neue Registration Data Access Protocol (RDAP) zu implementieren. Das RDAP basiert auf dem WHOIS-Kompromissmodell (»Temporary Specification for gTLD Registration Data«, kurz: »temp spec«); es wurde von der Internet Engineering Task Force (IETF) als potentielle Alternative zum bisherigen WHOIS-System geschaffen. Dazu liefert es die Registrierungsdaten wie das WHOIS, seine Implementierung standardisiert jedoch unter anderem den Datenzugriff. Näher beschrieben ist es in den IETF-RFCs 7480 bis 7484 sowie 8056.

Der Anweisung von ICANN aus dem Jahr 2019 folgt jetzt auch die Umsetzung in den Standardverträgen des Registry Agreement (RA) des Registrar Accreditation Agreement (RAA). Für beide Verträge, welche die Vertragsbeziehung zwischen ICANN und den Registries bzw. den akkreditierten Registraren regeln, gibt es nun eine Klausel, in der es heißt:

»Registry Operator shall implement the most recent version of the RDAP Technical Implementation Guide and RDAP Response Profile posted at https://icann.org/gtld-rdap-profile.«

Zugleich wird eine »RDAP Ramp-Up Period« von 180 Tagen vorgegeben, innerhalb der die praktische Umsetzung folgen muss. Das alte WHOIS-Protokoll erhält sodann unmittelbar anschließend ein »WHOIS Services Sunset Date«; während dieser Phase muss das alte WHOIS-Protokoll nur noch nutzbar sein, nach deren Ablauf kann es abgeschaltet werden. Mit anderen Worten: mit Inkrafttreten des neuen RA bzw. des neuen RAA im kommenden Jahr bleiben dem alten WHOIS-Protokoll noch (180 + 360 =) 540 Tage, bis es aus dem Domain Name System verschwindet. Im allgemeinen Sprachgebrauch dürfte aber auch das Nachfolgeprotokoll RDAP wieder als WHOIS bezeichnet werden; es gibt weiterhin eine Abfragemöglichkeit, auch wenn der Zugriff deutlich eingeschränkt und im Detail noch zu regulieren ist.

Vorerst hat die Öffentlichkeit Zeit bis zum 24. Oktober 2022, zu den geplanten Änderungen Stellung zu nehmen. Unmittelbare Geltung hätte der Wechsel zum RDAP nur für generische Top Level Domains, da ICANN für country code Top Level Domains unzuständig ist. Sollte es sich als Branchenstandard etablieren, dürften aber bald auch die ccTLDs nachziehen. Für alle Inhaber einer Domain ändert sich durch das RDAP vorerst nichts.

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