Datenschutz

WHOIS-Ersatz »SSAD light« kommt nicht vor Mitte 2023

Der temporäre WHOIS-Nachfolger »SSAD Light« lässt auf sich warten: anlässlich einer Telefonkonferenz der zuständigen Arbeitsgruppe in der Generic Names Supporting Organization (GNSO) wurde klar, dass die Übergangslösung noch mindestens ein Jahr auf ihre Einführung harrt.

Auf der Suche nach einem mit der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) kompatiblen WHOIS-System hatte im Mai 2021 der designierte Nachfolger, das »System for Standardized Access/Disclosure« (SSAD), seinen Testbetrieb (»Operational Design Phase«, ODP) aufgenommen. Die ICANN-Regularien sehen vor, nach Abschluss der ersten Testphase die Ergebnisse in einem »Operational Design Assessment« (ODA) zusammenzufassen. Auch diesen Schritt hat ICANN umgesetzt; am 25. Januar 2022 veröffentlichte die Internet-Verwaltung ein 122 Seiten umfassendes Papier. Teile dieses Papiers waren bereits im Vorfeld bekannt geworden und hatten für heftiges Aufsehen gesorgt. So schätzt ICANN die Kosten für die Entwicklung des SSAD auf US$ 20 Mio. bis 27 Mio.; der Entwicklungszeitraum kann bis zu sechs Jahre dauern. Ist das SSAD fertig, belaufen sich die Betriebskosten geschätzt auf US$ 14 Mio. bis zu US$ 107 Mio., umgerechnet also bis zu über EUR 104 Mio. im Jahr. Dabei kämpft ICANN mit zahlreichen Unbekannten im Bereich des »level of usage«, wie etwa der Zahl der voraussichtlichen Nutzer oder der Zahl der Abfragen. Davon wiederum hängen in erheblichem Maße die Kosten ab. Auf Vorschlag der GNSO sollten die Bemühungen um das SSAD daher pausiert und eine vereinfachte, kostengünstigere Variante des SSAD, genannt »SSAD Light«, zumindest für vorübergehende Klarheit sorgen. Gedacht ist das »SSAD Light« als »Proof of Concept«, an dem die prinzipielle Durchführbarkeit des Reformvorhabens getestet werden soll.

Doch auch die vorübergehende Klarheit wird sich verzögern. Das wurde am 10. August 2022 bei einer Telefonkonferenz des so genannten »GNSO Council Small Team« deutlich. Das Gremium, dem unter anderem auch Rechtsanwalt Thomas Rickert vom eco – Verband der Internetwirtschaft eV, angehört, gab ein kurzes Update zum Stand seiner Bemühungen, und das klang wenig erfreulich. Selbst wenn sich alle Mitarbeiter nur auf dieses Projekt konzentrieren könnten (was nicht der Fall ist), dauert es noch Monate bis zu seinem Abschluss. Konkret wurde Christopher Gift von ICANN:

»I can say that the development will be between seven to nine months total time from when we get the green light to when it’s deployed and operational, including any testing that would happen in between.«

Mit »green light« meint er den positiven Beschluss des ICANN-Vorstands, der frühestens im September gefasst werden kann. Zuvor ist für den 17. September 2022 ein weiteres Treffen des »GNSO Council Small Team« angesetzt. Klar ist inzwischen auch, dass das »SSAD Light«, dessen Nutzung auf Domains mit generischer Endung beschränkt ist, im Fall von WHOIS-Anfragen zwischen dem »requestor« und dem »registrar« vermitteln soll; die Registries sind nicht als systemische Nutzer eingebunden. Auch auf eine »Email verification« aller »requestors« soll voraussichtlich verzichtet werden. Hinsichtlich der Kosten ist von »ICANN funded« die Rede, also ohne externe Rechnungsstellung. Allerdings sind Änderungen jederzeit möglich.

Sollte das »SSAD Light« in etwa einem Jahr starten, soll es alle sechs Monate geprüft werden und längstens zwei Jahre laufen. Anpassungen im laufenden Betrieb des »SSAD Light« sind möglich, vor allem wenn sich abzeichnet, dass die gesammelten Informationen nicht aussagekräftig genug sind. Damit dürfte auch feststehen, dass sich die nächste nTLD-Einführungsrunde weiter verzögert, denn die Arbeit am »SSAD Light« erschwert die Arbeiten an der ODP der »New gTLD Subsequent Procedures PDP Working Group«.

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