CENTR

Artikel zum 20-jährigen Jubiläum greift die Entwicklung der ccTLDs auf

Das »Council of European National Top-Level Domain Registries« (CENTR) hat sich im Rahmen seiner Schriftenreihe »20th Anniversary Paper« von der Internet-Verwaltung ICANN abgegrenzt. Allenfalls im Bereich »Regulatory and Governance« soll ICANN eine tragende Rolle spielen.

Das in Brüssel ansässige CENTR ist eine Partnerschaft der europäischen Länderdomain-Verwaltungen mit 54 Vollmitgliedern und acht assoziierten Mitgliedern. Zusammen sind sie für mehr als 80 Prozent aller weltweit registrierten Domains verantwortlich. Die Lobbyorganisation formte sich 1998 und wurde 1999 offiziell gegründet, nun feiert sie ihren 20. Geburtstag. Diesem Jubiläum ist die Schriftenreihe »20th Anniversary Paper« gewidmet, bei der sich verschiedene Gastautoren mit domain-spezifischen Themen befassen. Dazu zählt auch Dr. Carolina Aguerre von der Universidad de Buenos Aires, die sich in dem Aufsatz »ccTLDs visà-vis the changing Internet governance landscape« mit der Rolle von Länderendungen im Geflecht der globalen Netzverwaltung befasst. Allgemein gilt CENTR dabei als kritisch gegenüber den als zentralistisch eingestuften Vorstellungen von ICANN und befürwortet die Selbständigkeit der nationalen Registries.

Diesen Aspekt greift Aguerre auf und macht geltend, dass 18 Registries nationaler Top Level Domains, also ein Drittel der aktuellen CENTR-Mitglieder, bereits in den Jahren 1985 bis 1989 seine Delegierung erhalten hat. Bis 1997 waren es sogar um die 90 Prozent. Demgegenüber gibt es ICANN erst seit 1998. Auch so mächtige Unternehmen wie Amazon (1994), Google (1998), Facebook (2006) und Cloudflare (2009) sind jünger als viele ccTLD-Verwaltungen. Gleichwohl habe ICANN gegen die ursprünglichen Planungen, wonach es mit der Domain Names Supporting Organization (DNSO), der Address Supporting Organization (ASO) und der Protocol Supporting Organization (PSO) drei unabhängige Institutionen geben sollte, 1998 die „name functions“ aus der DNSO und damit die Macht an sich gerissen; zugleich wurden ccTLDs und gTLDs gleichgestellt, obwohl ihre Ziele, Aufgabenbereiche und Interessen unterschiedlich waren. Erst 2003 wurde dem mit der Aufspaltung in country code Name Supporting Organization (ccNSO) und Generic Name Supporting Organization (GNSO) Rechnung getragen. Seither wurde das Thema Netzverwaltung komplexer. In praktisch allen Fragen rund um die Verabschiedung von Regelungen für ccTLDs spielt ein internationaler Faktor mitherein; auch Themen wie Menschenrechte und Entwicklungshilfe haben über eine rein technische Problemstellung hinaus an Bedeutung gewonnen, und nicht zuletzt Regierungen melden ebenfalls ihr Einflussinteresse an.

Nach Ansicht von Aguerre müssen ccTLDs ihre geänderte Rolle in diesen komplexen Strukturen wahrnehmen. ICANN und Regierungen mag dabei eine wesentliche Aufgabe im Bereich »Regulatory and Governance« zukommen; technische und operative Fragen sind dagegen durch Request for Comments (RFC) und die technische Community zu klären, Nachhaltigkeit ist in der digitalen Wirtschaft zu bearbeiten, und für Fragen der Community und des Internetökosystems sind der World Summit on the Information Society (WSIS) und das Internet Governance Forum (IGF) zuständig. Ob man das bei ICANN allerdings auch so sieht, darf stark bezweifelt werden.

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